Gott verliert in Bordeaux
BORDEAUX - Ein Eigentor und zwei gehaltene Elfmeter reichen nicht! Bayern verliert 1:2 in Bordeaux – sowie van Buyten und Müller durch Platzverweise. Nun droht dem Rekordmeister das Aus in der Champions League.
Auch das noch! Dem vermurksten Bundesliga-Start folgte am Mittwoch eine ganz bittere Pleite bei Girondins Bordeaux – samt Platzverweis für Jungstar Thomas Müller. Zwar meinte Philipp Lahm nach dem bitteren 1:2: „Wir haben’s immer noch selbst in der Hand.“ Doch nach der Niederlage droht den Bayern – das Gastspiel bei Juventus Turin steht noch an – das Aus in Champions-League-Vorrunde.
Dabei hatte die Partie großartig angefangen. Das Spiel lief ein paar Minuten, Holger Badstuber trat die erste Ecke – und drin war der Ball (6.). Der Torschütze? Girondins-Verteidiger Michael Ciani. Dem Eigentor der Franzosen folgten konfuse Szenen auf Bayern-Seite, Fehlpässe, Fouls – und wütende Angriffe der Gastgeber. Der Ausgleich war hochverdient. Der Torschütze? Wieder Ciani, zugegebenermaßen mit einem herrlichen Treffer per Hackentrick (29.).
Die erneute Umstellung von Cheftrainer Louis van Gaal in der wenig souveränen Verteidigung – Lahm zurück auf links für den schwachen Pranjic, Altintop auf rechts – hatte zumindest mit diesem Treffer wenig zu tun. Zweifel an der Aufstellung? Laut „Sport-Bild“ soll van Gaal seinen Profis unlängst in der Kabine gepredigt haben: „Ich bin wie Gott. Ich werde nie krank – und ich habe immer Recht.“
Wenn doch alle nur so robust wie der Trainer wären! Denn krank sind dieser Tage Bayerns Superstars Franck Ribéry und Arjen Robben. „Wenn wir alle gesund haben“, hatte Manager Uli Hoeneß noch vor dem Anpfiff gesagt, „dann können wir eine große Überraschung in der Champions League schaffen.“ So wurden sie überrascht.
Nach dem 1:2 in der Gironde ist nun auch die Champions League – vier Punkte aus drei Spielen – ein Krisengebiet. Auch die göttliche Taktik, ein 4-3-3 mit der Sturm-Dreifaltigkeit Thomas Müller, Luca Toni und Miroslav Klose, half nicht. Warum 30-Millionen-Euro-Einkauf Mario Gomez im Stade Chaban-Delmas erneut 77 Minuten auf der Bank saß, weiß der Himmel. Der italienische Weltmeister im Zentrum rackerte bis dahin meist wirkungslos, traf einmal den Pfosten, Klose tat sich schwer – und Müller musste früh mit Gelb-Rot vom Platz. Ob van Gaal mit Altintop Recht hatte? Nun ja, das 1:2 (40.) ging auf ihn – der Türke war entweder zuletzt am Ball oder er ließ Marc Planus gewähren. „Da kam er zu spät“, sagte Franz Beckenbauer. Mon dieu!
Immerhin konnte der ansonsten unsichere Torhüter Jörg Butt – den ersten Elfer hatte er verschuldet – das 1:3 gegen die in Halbzeit zwei wirren Franzosen verhindern. Erst parierte er den läppischen Strafstoß von Gourcuff (66.). Später auch noch den von Jussie (88.). Van Buyten hatte mit seiner Catcher-Einlage für den Elfer gesorgt und Rot gesehen. Dass zuvor zehn tapfere Bayern dem Ausgleich nahe waren? Geschenkt.
Eine bittere Pleite, vor der Manager Hoeneß erzählt hatte: „Wir sitzen jeden Abend nach dem Essen mit Louis zusammen, da wird nicht über schöne Frauen gesprochen, da wird über Fußball gesprochen.“ Selten über schönen Fußball.
jos/ps