Goretzka kämpft sich Stammplatz zurück – von wem er Unterstützung bekommt

Mit zwei Toren führt Leon Goretzka den FC Bayern zum 3:2 gegen Wolfsburg, nach einem schwierigen Sommer hat er seinen Stammplatz zurückerobert.
von  Maximilian Koch
Bayerns Leon Goretzka avancierte gegen den VfL Wolfsburg zum Matchwinner.
Bayerns Leon Goretzka avancierte gegen den VfL Wolfsburg zum Matchwinner. © IMAGO

München - Manchmal ist es besser, zu schweigen und die Taten für sich sprechen zu lassen. Um ihnen noch mehr Ausdruck zu verleihen. Das dachte sich auch Leon Goretzka am Samstagabend nach dem 3:2-Erfolg des FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg, als der Doppeltorschütze die Allianz Arena unbemerkt und ohne ein Statement verließ. Wie so oft in den vergangenen Monaten, in denen sich der 29-Jährige seinen Stammplatz bei den Münchnern zurückerobert hat.

Sieg gegen Wolfsburg wird für Goretzka zur Genugtuung 

Sollen doch die anderen quasseln, analysieren, hinterfragen. Genau so ließ sich Goretzkas Torjubel nach seinem tollen Distanzschuss zum 1:0 in der 20. Minute interpretieren. Der Mittelfeldstar stellte sich vor die Südkurve, grinste zufrieden und legte beide Hände hinter die Ohren. Als wolle er seinen Kritikern sagen: "Ich höre nichts!" Und da gibt es aktuell in der Tat sehr wenig Angriffsfläche.

Es war ein Nachmittag der stillen Genugtuung für Goretzka, der auch nach seinem Kopfballtreffer zum 3:1 (62.) ziemlich zufrieden vor den Fans jubelte. Im Sommer wurde ihm von Klubseite ein Wechsel nahegelegt, sehr deutlich sogar. Doch Goretzka lehnte ab – wie schon im Jahr zuvor. Und er hat es wieder geschafft, sich in die Mannschaft zu kämpfen.

Kompany über Goretzka: "Leon hat immer gearbeitet"

Trotz aller Zweifel und der starken Konkurrenz. Das nötigt Respekt ab. "Leon hat immer gearbeitet, war immer hungrig im Training", lobte Trainer Vincent Kompany. "Er hat auf die richtige Art reagiert, mit den Füßen, nicht mit Worten. Ich würde das jedem Profi empfehlen." Logisch – und nicht ganz uneigennützig: So bleibt es friedlich in Kompanys Team. "Die Geschichte von Leon ist gut für die Mannschaft", ergänzte der Coach: "Es gibt auch andere Jungs, die in einer Phase sind, wo es nicht so gut läuft."

Doch bei Goretzka läuft es wieder. Und wie. Sogar Youngster Aleksandar Pavlovic, der im Herbst von einem Schlüsselbeinbruch gestoppt wurde, kommt derzeit nicht an Goretzka vorbei. João Palhinha (Muskelbündelriss) will am kommenden Samstag gegen Freiburg wieder im Kader stehen. Doch bis auf Weiteres ist Goretzka die Nummer eins im zentralen Mittelfeld als Partner von Joshua Kimmich, es muss ihn erst einmal jemand verdrängen.

Youngster Aleksandar Pavlovic soll das Zentrum der Zukunft bilden (Archivbild).
Youngster Aleksandar Pavlovic soll das Zentrum der Zukunft bilden (Archivbild). © IMAGO

FC Bayern: Kimmich freut sich für Goretzka 

"Generell freue ich mich persönlich immer für Leon, muss ich ehrlich sagen", äußerte Kimmich über seinen langjährigen Kompagnon auf der Doppelsechs. Goretzka sei "ein Paradebeispiel für jeden in der Kabine, der vielleicht ein bisschen hinten dran ist, der jetzt nicht so viel Spielzeit hat", so Kimmich: "Es geht immer schnell - und im Fußball geht es vor allem immer um Leistung. Und wenn du kontinuierlich gute Leistung zeigst, dann stehst du auf dem Platz. Heute hat er sich mit dem Doppelpack belohnt."

Wenn Goretzka so weitermacht, könnte womöglich sogar die deutsche Nationalmannschaft wieder ein Thema für ihn werden. Aus Julian Nagelsmanns Aufgebot sind aktuell nur Leverkusens Robert Andrich und der Stuttgarter Angelo Stiller in guter Form, andere Sechser wie die Dortmunder Pascal Groß, Emre Can oder Felix Nmecha schwächeln. Und Pavlovic ist bei Bayern nach seiner Verletzung noch nicht wieder erste Wahl.

Eberl: "Er hilft uns, Erfolge einzufahren" 

Die Chance für Goretzka mit Blick auf das Nations-League-Viertelfinale gegen Italien (20. Und 23. März)? Abwarten. Die Ausbootung vor der Heim-EM war für Goretzka ein heftiger Wirkungstreffer, sein Verhältnis zu Nagelsmann gilt seitdem nicht gerade als prächtig. Zunächst muss sich Goretzka ohnehin voll auf Bayern konzentrieren, es geht schließlich um seine Zukunft.

"Es ist vorbildlich, wie er im Training ist und wie er immer seine Leistung bringt, wenn er auf dem Platz steht", sagte Sportvorstand Max Eberl – vermied aber ein Bekenntnis zu Goretzka über den Sommer hinaus. "Wir reden jetzt nicht über die neue Saison, sondern über diese", sagte Eberl: "Und da ist er dabei und hilft uns, Erfolge einzufahren." An der Säbener Straße ist es kein Geheimnis mehr, dass Tom Bischof (19/Hoffenheim) Bayern in der kommenden Spielzeit verstärken soll, Goretzka (Vertrag bis 2026) steht wohl wieder zum Verkauf.

Bayern-Team unterstützt Goretzka 

Aber das kennt er ja schon. Sicher ist: Die Unterstützung der Mannschaft hat Goretzka. "Es war immer so, dass wir ihm den Rücken gestärkt haben", sagte Kapitän Manuel Neuer, "und wir wussten auch, dass seine Zeit kommen wird." Ob Goretzka auch nach dieser Saison noch eine Zukunft bei Bayern haben würde, wurde Neuer gefragt. "Ja, gut", sagte der Torhüter: "Wenn er so weiterspielt, spricht natürlich nichts dagegen." Sondern viel dafür.

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