Gomsteiger!

Ein Traumpaar à la Breitnigge: So wie Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge in den 80ern harmonieren nun Mario Gomez (als Vollstrecker) und Bastian Schweinsteiger (als Vorbereiter).
von  Patrick Strasser
Bayerns Traumpaar der Gegenwart: Mario Gomez (l.) und Bastian Schweinsteiger.
Bayerns Traumpaar der Gegenwart: Mario Gomez (l.) und Bastian Schweinsteiger. © dpa

Sie haben wirklich alles gegeben am Montagabend, die Braunschweiger Organisatoren, sie hatten sogar Rolf Töpperwien (60), Pokalsensationsreporter im Ruhestand, eingeladen. Der ehemalige ZDF-Interviewer ist bekennender Eintracht-Fan, gar Vereinsmitglied. Vor Anpfiff wurde auf den Leinwänden der Spielbericht der 0:2-Pleite der Bayern im Oktober 1982 gezeigt, mit Originalton. Es half alles nichts – die Bayern anno 2011 siegten souverän mit 3:0.
Paul Breitner wurde zum tragischen Helden, er scheiterte mit jedem Schussversuch“, kommentierte Töpperwien die Bilder von 1982, „und Rummenigge löste sich zu früh aus der Mauer. Undiszipliniert! So entstand die Lücke zum 1:0 der Braunschweiger durch Roland Worm.“ Bayern war draußen, Breitnigge k.o. – ein schwarzer Tag für das Gespann, das ansonsten die Liga dominierte. Ein kongeniales Duo, mit blindem Verständnis, immer auf der Suche nach dem anderen. Als würden sie es alleine aufnehmen wollen mit dem Rest der Welt.
Die Abteilung Breitnigge 2.0 machte ihre Sache in Braunschweig besser. Bastian Schweinsteiger führte Regie, bestimmte das Tempo des Bayern-Spiels, ein fitter Mario Gomez bot sich an, lief von A nach B, der 26-Jährige kombinierte gut mit – als hätte es nach seinem Gewinn der Bundesliga-Torjägerkanone keine Sommerpause gegeben. Sogar die Elfmeter teilten die beiden Kumpels untereinander auf. Gomez, von Trainer Jupp Heynckes in der Strafstoß-Hierarchie ganz oben verankert, schob zum 1:0 ein (9.), Schweinsteiger zum 2:0 (39.). Dank Gomez’ Gnaden.
„Ich bin normalerweise vorgesehen für die Elfmeter“, erzählte der Mittelstürmer nach der Partie, „aber ich habe dem Basti heute um zwölf Uhr Mitternacht im Hotel zum Geburtstag gratuliert – als ich dann wieder in mein Zimmer bin, hat er gesagt: ,Ich hätte mir von einem guten Freund gewünscht, ein Geschenk zu bekommen.’ Heute beim zweiten Elfmeter habe ich dann überlegt: ,Was mache ich?’ Und da habe ich gedacht: ,Der Basti kann auch sehr gut schießen.’ Dann habe ich ihm vor dem zweiten Elfer den Ball gegeben und gesagt: ,Hier, mein Geschenk für dich.’“ Glückwunsch! Schweinsteiger ist nun 27. Und Breitnigge heißen jetzt Gomsteiger.
Damit sind die Zeiten von Schweinski endgültig vorbei. Während des Sommermärchens 2006 wurden die Lausbuben Schweinsteiger und sein Kumpel Lukas Podolski so populär wie früher nur Häßler/Littbarski bei der WM 1990 als Dingsda-Imitatoren. Gerade aus den Teenager-Schuhen, blödelten der Oberaudorfer und der polnische Herzenskölner völlig ungeniert. Durch die Erfolge der Nationalelf wagte man bei Bayern sogar das Experiment Podolski in München – es ging schief, auch die Freundschaft zwischen den beiden ist nicht mehr so intensiv wie früher.
Spätestens seit Gomez’ Wechsel 2009 vom VfB Stuttgart sind er und Schweinsteiger dicke Kumpels. Beide sind große Basketball-Fans, verfolgten die Spiele der Bayern-Basketballer gemeinsam und trafen sich privat etwa mit Basketball-Kapitän Steffen Hamann. Auch die Damen der beiden liegen auf einer Wellenlänge, Marios Silvia unternimmt gerne etwas mit Sarah Brandner. Oder man geht zu viert essen.
Selbst der Modegeschmack passt. Dezente Lässigkeit. Auffallen um jeden Preis? Jugendsünden. Sie wollen Leistung zeigen. Und das schaffen, was dem Duo Breitnigge nie gelungen ist: Gemeinsam die Champions-League gewinnen.

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