Gomez’ Weg zu den Bayern
Uli Hoeneß wollte den VfB-Torjäger schon vor dieser Saison holen. Jetzt soll der Transfer im kommenden Sommer klappen – zur Not wohl auch über einen kleinen Umweg durch Österreich
STUTTGART Mario Gomez wirkt ruhig und gelassen in diesen Tagen. Gerade so wie einer, der weiß: Die Dinge sind geregelt. So sieht der 23-Jährige jedes Mal aus, wenn er vor eine Kamera tritt und seine Stimme ohne Schwankungen auskommt. Und das, obwohl der VfB Stuttgart, sein Klub, im Mittelmaß steckt, was einem ehrgeizigen Stürmer wie ihm nicht egal sein kann.
Er schießt zwar Tor um Tor, aber auf Dauer hilft nur ein Vereinswechsel: Ohne die ganz große internationale Bühne – die Champions League – droht er gegenüber den Konkurrenten in der Nationalelf an Boden zu verlieren. Der nächste Karriereschritt aber ist längst beschlossen.
Zuletzt saßen 26 Scouts von Top-Vereinen aus ganz Europa auf der Tribüne der Mercedes-Benz-Arena, um Gomez zu beobachten. Sie hätten sich den Weg wohl sparen können. Der Torjäger der Schwaben wird im kommenden Sommer den VfB verlassen. Sein Ziel: der FC Bayern. Zur Not könnte der Deal – so will es auch die „Stuttgarter Zeitung“ erfahren haben – mit einem alten Bauerntrick über die Bühne gehen: Gomez wird zuerst nach Salzburg transferiert und dann zu den Bayern.
Vor fast zwei Jahren schien es für den Stürmer mit den spanischen Wurzeln nur eine Zielrichtung zu geben: den FC Barcelona oder einen anderen spanischen Topverein. In jedem Interview wies Gomez auf seine Leidenschaft hin, auf den spanischen Fußball. Doch bald stellte sich in den Gedankenspielen, die er zusammen mit seinem Management um Uli Ferber anstellte, eine Kehrtwende ein. Die iberischen Schwergewichte verloren an Strahlkraft – wie auch der italienischen Top-Klub Juventus Turin. Juve hatte Gomez ein Angebot über 20 Millionen Euro netto für fünf Jahre gemacht. Kurz darauf beschloss man im Hause Gomez aber offenbar, vor dem großen Wurf lieber einen Zwischenschritt zu machen. Und der soll nach München führen.
Schon vor einem Jahr war der Wechsel praktisch erledigt. „Mit Mario war alles klar. Wir waren uns mit ihm einig. Das ist jetzt abgeblasen worden, weil Stuttgart abgesagt hat. Ich finde es schade, aber es ist nicht zu ändern“, sagte Bayerns Manager Uli Hoeneß. 25 Millionen plus x waren die Bayern bereit zu zahlen. Gomez selbst hatte in Stuttgart derweil alles unternommen, um den geplatzten Wechsel als reine Spekulation abzutun. Auf seiner Homepage erklärte er: „Ein klares Bekenntnis zu Stuttgart ist doch gar nicht notwendig. Ich habe kein einziges Mal gesagt, dass ich den Klub in diesem Sommer verlassen will. Ich habe einen Vertrag beim VfB.“
Rund um die EM 2008 kochte das Thema wieder hoch. Hoeneß meinte: „Es ist doch klar, dass wir alles tun, um diesen Topmann zu verpflichten, bevor der nach Italien geht.“ Und: „Wir interessieren uns doch nicht erst seit zwei Tagen für Mario Gomez. Sobald ein Signal aus Stuttgart kommt, sind wir da.“ Man mache Stuttgart schließlich „nicht verrückt, wenn wir ihn nicht wirklich haben wollten“.
Gomez hat zwar einen Vertrag bis 2012, doch Klauseln machen einen Wechsel im Sommer 2009 möglich. Während Gomez selbst dem Drängen des VfB zu bleiben vor einem Jahr noch nachgab, scheint er diesmal zum Abgang entschlossen. Sagen die Stuttgarter wieder Nein zum direkten Weg Richtung Süden, könnte ein simpler Trick die Lösung bringen. Im Gomez-Vertrag soll nach Informationen der „Stuttgarter Zeitung“ eine Klausel einen Transfer für 30 Millionen Euro Ablöse ermöglichen, allerdings ausschließlich zu einem europäischen Spitzenverein. Aus der Szene heißt es, man könnte Gomez für ein paar Tage bei Red Bull Salzburg parken und ihn dann zu den Bayern transferieren. Beide Klubs pflegen seit Jahren enge Beziehungen, speziell über den engen Draht zwischen Bayern-Präsident Franz Beckenbauer und Red-Bull-Boss Didi Mateschitz.
Hinter den Kulissen bereitet sich der VfB wohl längst intensiv auf die Zeit nach Gomez vor. Es muss eine Strategie entwickelt werden, was mit den Bayern-Millionen passiert. Ob sie doch einmal einen Vorstoß in Sachen Lukas Podolski unternehmen?
In der Winterpause, das steht unerschütterlich fest, wird Gomez noch nicht gehen, weil das auch den schwäbischen Fans nicht zu vermitteln wäre. Die Bayern müssen noch auf ihren Neuzugang warten. Aber wohl nur ein paar Monate. Oliver Trust