Gomez und die 27-Sekunden-Explosion

Mario Gomez trifft beim ersten Liga-Einsatz gleich nach 27 Sekunden für den FC Bayern und freut sich: "Da spürt man, was Fußball einem bedeutet."
von  Patrick Strasser

München - 66 Minuten hatte sich Mario Mandzukic in vorderster Front abgemüht. Keine Gelegenheit, kein Fortune – es war nicht der Tag des Kroaten auf der Mittelstürmerposition gegen Hannover. 4:0 stand es bereits, Mandzukic war an keinem der Treffer beteiligt.

Als der 26-Jährige gerade den Tross auf der Bayern-Bank abklatschte, schoss der andere Mario das 5:0. Und wie. 27 Sekunden brauchte Mario Gomez, um all sein Können zu beweisen. Um zu zeigen, was er während der vergangenen 15 Wochen in der Reha nicht demonstrieren konnte.

Ein langer Ball von Toni Kroos, Gomez nimmt den Ball perfekt mit, setzt seinen Körper wuchtig gegen Karim Haggui ein, der wie ein Anfänger strauchelt, dreht sich und verlädt 96-Keeper Ron-Robert Zieler per feinem Schlenzer. Hey, Leute! Ich bin’s, der Mario. Ich bin wieder da! Und ich kann auch das, was man mir immer abgesprochen hat: Fußball spielen, nicht nur knipsen.

"Richtige Gefühlsexplosion"

Was für ein Comeback. Es hatte den Eindruck, als wäre da ein Zauberer (Mandzukic), ein Jüngerer, der neu im Zirkus ist und mit seinem Repertoire das Publikum bis dato gut unterhalten hat. Manch einer vergaß den altbewährten Zauberer (Gomez), doch man sehnte sich nach seiner Kunst.

Als er wie am Samstagnachmittag geschehen, die Bühne wieder betrat, zeigte er sofort einen Trick, der alle in seinen Bann zog, der für den emotionalsten Moment des Spiels sorgte – und mit dem er dem Neuen eine Lektion verpasste. Schau her, so geht’s!

Sein Blitz-Tor sei "ein schöner Moment, eine Gefühlsexplosion" gewesen, meinte Gomez (27), "beim Torjubel kamen dreieinhalb Monate Reha hoch. Ein schöner Moment für mich, eine richtige Gefühlsexplosion."

Anfang August war er am Sprunggelenk operiert worden, seine erste Operation überhaupt. Nun kann er die Dinge, die Hochs und Tiefs des Jobs, noch besser einordnen. Die Bühne, das Stadion, der Strafraum – das ist seine Welt.

Auf den Sack gegangen

"Da spürt man wieder, was der Fußball einem bedeutet", meinte er und dachte seiner Wegbegleiter: "Ich muss mich bedanken bei meinen Physiotherapeuten und meinem Arzt, die rund um die Uhr für mich da waren, denen ich jetzt 15 Wochen auf den Sack gegangen bin."

Die Frage der Reporter nach den Konkurrenten im Angriff und dem ersten Einsatz von Beginn an, ließ er gelassen an sich abprallen. Im Gegenteil: Er lobte sie. "Der Mario macht seine Sache super, der Claudio macht sie super. Ich war weg – und versuche jetzt, meine Sache gut zu machen."

So spricht einer, der weiß, was er kann. Der darin besser ist als seine Mitstreiter. Es sei doch "nur schön für den Trainer, wenn er solche Alternativen hat". Neun Mal traf Mandzukic in der Liga, Claudio Pizarro sechs Mal in Champions League und im Pokal.

"Wir können jeden gebrauchen, der in guter Verfassung ist. Jetzt kommen die entscheidenden Spiele", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Bei den Fans hat Gomez in seinem vierten Bayern-Jahr eine dicke Lobby. Das war zu spüren.

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