Gomez über Schweinsteiger: „Wir sind geschockt“
Die Bayern siegen 3:2 gegen Neapel und stehen vor dem Einzug ins Achtelfinale. Doch der Triumph wird getrübt: Bastian Schweinsteiger fällt mit einem Schlüsselbeinbruch wohl sechs Wochen aus.
MÜNCHEN Es hätte so schön sein können: ein Hattrick von Torgarant Mario Gomez, ein – wenn auch knapper – Sieg gegen den SSC Neapel, der Einzug ins Achtelfinale der Champions League ist so gut wie fix. Doch das 3:2 des FC Bayern gegen die wackeren Italiener wurde überschattet von der schweren Verletzung von Mittelfeld-Stratege Bastian Schweinsteiger. Ein Sieg unter Schock! Denn dem „Taktgeber im Mittelfeld“ (Trainer Jupp Heynckes) droht eine sehr lange Pause.
„Das Schlüsselbein ist durchgebrochen“, sagte Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt nach der Partie zur AZ, „die Verletzung ist nahe am Schultereckgelenk, das glücklicherweise intakt ist. Eine Operation ist jedoch obligatorisch.“ Der 27-Jährige wurde noch am Abend zur OP ins Klinikum rechts der Isar gebracht. „Es wird vier bis sechs Wochen dauern, bis er wieder belastbar sein wird“, so Müller-Wohlfahrt weiter. Plötzlich spielte all der schöne Fußball keine Rolle mehr.
Plötzlich war das Achtelfinale – mit einem Remis im nächsten Heimspiel gegen Villarreal sind die Bayern durch – ganz weit weg. Heynckes mühte sich, seine Gefühle zu verbergen. „Das ist natürlich ein Wermutstropfen. Ich habe es ja immer wieder gesagt: Bastian ist ein ganz, ganz wichtiger Spieler für uns, er ist der Taktgeber unseres Spiels“, sagte der Bayern-Trainer. Und weiter: „Das ist ein herber Ausfall für uns. Man hat ja auch heute gesehen: Nachdem er raus war, lief bei uns nicht mehr viel.“
Wohl wahr. In Minute 50, beim Spielstand von 3:1, war das Malheur passiert: Neapels Gökhan Inler war mit Schweinsteiger zusammengeprallt, der Bayern-Spieler danach mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Feld liegen geblieben. „Das sah nicht gut aus, als er da am Boden lag“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Mit einer Trage wurde der Bayern-Star abtransportiert – und umgehend in die Klinik gebracht.
Und auch Mario Gomez, mit seinem Hattrick der Matchwinner des Tages (siehe nächste Seite), konstatierte: „Wir sind geschockt. Er gibt den Rhythmus vor. Er macht das Spiel schnell oder langsam. Er ist einfach ein unglaublich wichtiger Spieler für uns.“ Seine Analyse: „Nach seinem Ausfall haben wir uns die Bälle eigentlich nur noch zugeschoben.“ Davor jedoch hatten die Bayern derart souverän vorgelegt, dass sogar die Offensive der Italiener nach dem Schweinsteiger-Schock nicht ausreichte, um Zählbares aus der Allianz Arena mitzunehmen.
Gomez’ Hattrick: In Minute 17 – nach einem feinen Schweinsteiger-Pass – nahm er an der Strafraumgrenze den Ball an, drehte sich einmal um die eigene Achse, schob ein. Das 2:0 folgte sechs Minuten später – nach einer Flanke von Toni Kroos spitzelte er die Kugel über die Linie. Drei Minuten vor der Halbzeitpause dann der dritte Streich: Diesmal hatte sich Schweinsteiger mit Franck Ribéry per Doppelpass durchgespielt. Kroos Schuss ließ Neapels Torwart Morgan de Sanctis abprallen, Gomez staubte ab.
Ein perfekter Dreiklang, doch den Schlussakkord der ersten Halbzeit setzten die Italiener: Nach einem unnötigen Schubser von Jerome Boateng entschied Schiedsrichter Björn Kuipers in der 45. Minute auf Freistoß. Den Ball versenkte Neapels Verteidiger Federico Fernandez per Kopf im Netz. Später, nach der Schweinsteiger-Verletzung, glückte Fernandez sogar noch der Anschlusstreffer (79.) – mehr jedoch nicht.
Offen bleibt, ob und wie Schweinsteiger nun ersetzt werden kann. „Jupp Heynckes wird das irgendwie lösen“, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, „aber sein Ausfall ist schwierig zu kompensieren. Ganz werden sie’s nicht schaffen.“ Optimistischer war da Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Er sagte: „Der Ausfall unseres Spielmachers schmerzt. Aber ich bin sicher, dass unserem Trainer etwas einfallen wird.“