Gomez trifft sein Vorbild Raul und sagt: „Ich will jubeln“
Der Bayern-Stürmer freut sich über sein Hoch – und aufs Duell mit Schalkes Raúl am Samstag
MÜNCHEN Es sind aufregende Tage für Mario Gomez. Am Samstag begegnet er seinem einstigen Idol Raúl, jetzt bei Schalke. Zuvor trifft er erstmals seinen Namensvetter, den 63-jährigen Bergmann Mario Gomez aus Chile, der im Oktober nach dem Grubenunglück gerettet wurde. Ein wenig spanisch plaudern und Gracias sagen bei Johannes B. Kerners „2010 – der große Jahresrückblick“ (ab 20.50 Uhr bei Sat.1) für die Hilfe zur Selbsthilfe. Denn mit der Rettung des einen Gomez kam auch der andere, der Bayern-Stürmer, wieder an die Oberfläche.
Momentan trifft der 25-Jährige, wie er will: neun Mal schon in der Bundesliga, sechs Mal in der Champions League. Doch Gomez liebt die ruhigen, die leisen Töne. „Ich denke, ich mache das momentan ganz gut“, sagte er am Mittwoch bescheiden, er ist ein Teamplayer und muss sich nicht in den Vordergrund stellen. „Bei mir läuft’s ganz gut. Wir funktionieren als Mannschaft, sind auf einem sehr guten Weg.“ Zurück nach oben. Sinnbildlich für ihn, der im Sommer flüchten wollte, sich mit einer Ausleihe zum FC Liverpool schon angefreundet hatte. Louis van Gaal hätte ihn ziehen lassen, der Vorstand intervenierte.
Uli Hoeneß prägte ein Bild. Der Präsident meinte, Gomez müsse die „Eiger Nordwand“ besteigen, ein Kraftakt zurück zur Form seiner besten Tage einst in Stuttgart. „So steil war’s ja gar nicht. Vielleicht war auch Glück dabei, außerdem haben sich andere verletzt“, sagte Gomez. Mit seinen Toren hat er den Umschwung beim FC Bayern eingeleitet. „Die Aufbruchsstimmung haben wir schon seit Längerem, und nun spielen wir seit Wochen den Fußball, den sich der Trainer vorstellt. Auch am Samstag wollen wir unser Spiel durchziehen.“
Am Samstag auf Schalke. Gegen Raúl. „Für mich war er damals zu seiner großen Zeit der Größte, mein Vorbild. Sehr, sehr beeindruckend. Leider hat er mit der spanischen Nationalelf nichts erreicht, keine Titel gewinnen können“, sagte Gomez, dessen Vater in Spanien geboren ist. Mario Gomez Garcia und Raúl González Blanco haben etwas gemeinsam: Sie ahmen beim Torjubel die Bewegungen eines Matadors, eines Stierkämpfers nach, als habe er auf dem Platz die Muleta, das rote Tuch für den Stier dabei.
Gekonnt ist gekonnt. „Raúl ist in diesem Land aufgewachsen, das sieht man“, sagte Gomez, „ich habe gesehen, wie schön so ein Torero-Jubel aussehen kann. Da musste ich schmunzeln und dachte sofort: wie bescheuert wirkt dagegen meiner?“
Doch seinen Jubel will er nicht unterdrücken, wenn der Maestro aus Spanien zuschaut: „Wenn ich am Samstag treffe, zeige ich den Jubel auch.“ Und die Urheberrechte? Gomez: „Es gibt da kein Patent. Für mich ist das Wichtigste: Ich will nach dem Spiel jubeln.“ Eben. Wer zuletzt jubelt, jubelt am besten.
Patrick Strasser