Gomez schrumpft weiter
HAMBURG - Der Bayern-Stürmer bleibt auch im DFB-Team ohne Tor. Netzer sagt: „Er hat den Wechsel zu Bayern noch nicht verkraftet.“ Am Samstag in Freiburg sitzt der Angreifer wohl wieder nur auf der Bank.
Eine Viertelstunde vor Schluss dachte sich Joachim Löw, dass er das Spiel gegen die Finnen nun wirklich nicht verlieren wollte. Also wechselte er Miroslav Klose ein, der an diesem windig-kalten Abend in Hamburg seine Trainingsjacke gar nicht hätte ausziehen sollen. Er hatte ja seinen Dienst in Moskau mit dem Goldenen Treffer schon bestmöglich verrichtet und aus der Partie gegen Finnland ein Freundschaftsspiel gemacht. Ein Tor, nur ein Tor sollte her. Wenigstens das 1:1. Also nahm Löw Mario Gomez runter. Für einen Stürmer eine mehr als eine steife Brise. Eine kräftige Watschn.
Als der Bayer Klose für den Neu-Bayern Gomez kam, gab es böse Pfiffe. Für Gomez. Mit hängendem Kopf lief er zur Außenlinie, während Klose - nach dem Tor in Russland gefühlte 2,15 m groß – über den Platz stolzierte. In der knappen Viertelstunde inklusive Klose waren die Finnen in ihrem Sechzehner weit mehr in Alarmzustand versetzt als zuvor gegen Gomez und Cacau. Mit Klose wachte auch das Publikum noch einmal auf, Lukas Podolski traf wenigstens noch zum 1:1.
Gomez war nichts gelungen. Drei Kopfballversuche – das war's schon. Endlich hatte er mal wieder von Beginn an spielen dürfen; in Moskau war er nur kurz vor Schluss als Zeitschinder-Joker gekommen. Bei Bayern hat Gomez, immerhin für geschätzte 35 Millionen Euro vom VfB Stuttgart verpflichtet, in vier der letzten fünf Spielen erstmal zuschauen müssen. Nur im Pokal gegen Oberhausen durfte er beginnen. Gestern war Finnland sein Oberhausen.
Und sein letztes Tor? Eben. Gegen Oberhausen am 22. September. Das klappte diesmal nicht. Doch Löw nahm den 24-Jährigen in Schutz: „Er hat heute nicht getroffen. Aber was ich von ihm erwartet habe, habe ich gesehen. Er soll nachgehen, er soll auf dem Platz präsent sein. Auch wenn ihm nicht viel gelungen ist, er war engagiert.“ Klingt wie: Er hat sich bemüht. Das ist ja wohl die Minimalanforderung an einen Stürmer. Von Gomez darf man mehr erwarten.
Gomez verzichtete auf jeden Kommentar. Ein einziges Tor traf er in Hamburg: das Ausgangstor. Die Pfiffe gegen ihn, noch lauter als gegen das Team selbst, werden ihm zugesetzt haben. ARD-Experte Günter Netzer lästerte: „Gomez hat den Wechsel zu Bayern noch nicht verkraftet, er hat dort noch nicht Fuß gefasst."
Am Donnerstag kehrt Gomez wieder an die Säbener Straße zurück – und sitzt am Samstag bei der Partie in Freiburg wohl wieder auf der Bank. Bayern-Trainer Louis van Gaal hat ja Klose. Und sogar Luca Toni als Alternative.
Patrick Strasser