Gomez oder Klose – einer darf gehen

Bayern-Trainer Louis van Gaal findet, dass er zu viele Stürmer im Kader hat – und würde einen Wechsel erlauben.
von  Abendzeitung
Kämpfen um den Platz im Sturm: Miro Klose (l.) oder Mario Gomez.
Kämpfen um den Platz im Sturm: Miro Klose (l.) oder Mario Gomez. © dpa

RIVA DEL GARDA - Bayern-Trainer Louis van Gaal findet, dass er zu viele Stürmer im Kader hat – und würde einen Wechsel erlauben.

Louis van Gaal musste fast 59 Jahre alt werden, um das zu erleben, was Johann Wolfgang von Goethe oder Heine schon vor Jahrhunderten bei ihren Reisen an die oberitalienischen Seen fühlten. Der Bayern-Coach ist zum ersten Mal am Garda Mer, wie die Holländer den Gardasee nennen.

Van Gaal ist zum Arbeiten gekommen, er will seine Rumpftruppe auf die neue Saison vorbereiten. Doch die herrliche Kulisse des Gardasees scheint auch van Gaals poetische Ader geweckt zu haben. „Sie sind als Mensch hier nur ein kleines Detail. Wenn Sie hier stehen und das beeindruckende Gebirge sehen und dann den See, dann sind Sie als Mensch ganz klein“, sagte van Gaal am Mittwoch nach dem Vormittagstraining. „Das ist gut, wenn Sie merken, dass Sie als Mensch nicht immer die Welt erobern können. Das ist die Natur, die macht was sie will. Und das ist gut.“

Auf dem Fußballplatz aber ist und bleibt van Gaal der Chef, der seine Prinzipien durchsetzt. Eines von ihnen besagt, jede Position im Kader nur doppelt zu besetzen. Am liebsten arbeitet van Gaal mit 22 Spielern und zwei, drei Jugendspielern. Vor allem in der Offensive sieht er ein Überangebot. „Wir haben fünf Stürmer“, sagte van Gaal, „weil wir aber in der letzten Saison meistens mit nur einer Sturmspitze gespielt haben, habe ich im Grunde drei Stürmer zu viel.“

Das war freilich etwas übertrieben. Im Bayern-Kader stehen in Ivica Olic, Miroslav Klose und Mario Gomez nur drei klassische Mittelstürmer.

Dazu kommt der offensiv überaus vielseitige Thomas Müller, der in der vergangenen Saison vornehmlich hinter der Sturmspitze Olic agierte. Dort aber könnte in der nächsten Saison Rückkehrer Toni Kroos spielen, von dem van Gaal „sehr viel“ erwartet.

Weil aber ein weiterer von van Gaals Leitsätzen „Müller spielt immer“ lautet, wie er gestern noch mal bekräftigte, scheint klar, dass der WM-Torschützenkönig sich demnächst auch mal an vorderster Front ausprobieren darf.

So würde van Gaals Stürmerarithmetik aufgehen. Da Olic zusätzlich auch als Backup für Ribéry eingeplant ist, heißt das vor allem für Miroslav Klose und Mario Gomez wieder: Ab auf die Bank. Und womöglich gar ganz weg vom FC Bayern?

Van Gaal: „Meine Spieler wissen alle, dass – wenn für eine Position drei Männer da sind – ich immer einem erlauben würde, den Klub zu verlassen." Wenn also Klose oder Gomez gehen wollten – kein Problem für van Gaal. Sie dürfen.

Das Problem sei eher, dass „sich alle wohl fühlen und keiner weg möchte“, meinte der Coach. Das müsse er akzeptieren – wohl auch auf Weisung von oben. „Wir respektieren Verträge“, hat Sportdirektor Christian Nerlinger klar gestellt, „aber jeder Spieler weiß, woran er ist. Wir haben mit jedem Spieler gesprochen, alle kennen ihre Perspektive. Wenn sie bleiben wollen, gerne. Aber dann dürfen sie sich nicht beschweren, wenn sie vielleicht ständig auf der Bank sitzen.“

Miroslav Klose (32) hat zuletzt erklärt, er wolle seinen Vertrag erfüllen: 2011 könnte er ablösefrei wechseln. Und für Mario Gomez (25, Vertrag bis 2013) hat sich Real Madrid interessiert. Er gilt im Sturm als erster Transfer-Kandidat.

Filippo Cataldo

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.