Gomez in der Sinnkrise
Mario darf endlich von Beginn ran – und doch es gibt es (wegen Lewandowski) wilde Spekulation über seinen baldigen Abschied. Er selbst fordert jetzt vom Verein „ein Bekenntnis”
MÜNCHEN Uli Hoeneß und Lothar Matthäus haben wirklich ein besonderes Verhältnis zueinander, seit Matthäus seine Schuhe an den Nagel hing. Eigentlich kann man es an einem einzigen Satz festmachen: „Nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion” werde Matthäus beim FC Bayern, solange er das Sagen habe, wetterte Hoeneß 2002 über den Rekordnationalspieler und dessen – aus Hoeneß-Sicht – ständige Besserwisserei.
Am Wochenende erfuhr das innige Verhältnis zwischen Hoeneß und Matthäus nun eine verbale Renaissance. Weil der eine, Matthäus, bei Sky behauptete, er habe genaue Kenntnis darüber, dass sich der FC Bayern bereits mit Dortmunds Stürmer Robert Lewandowski über einen Wechsel zur nächsten oder übernächsten Saison einig sei, sah sich der andere, Hoeneß, genötigt, seinem Lieblingsopfer mal wieder eins mitzugeben. „Wenn Lothar Ihnen das bestätigt, dann wird er demnächst hier als Manager anfangen können”, konterte er noch im Stadion schnippisch und legte sonntags bei „Sport1” nach: „Lothar hat sich in den letzten Monaten ja sehr mit Frauen beschäftigt. Jetzt beschäftigt er sich offenbar mit Spielern von Bayern München. Er hat wohl sein Jagdfeld geändert.”
Ein Bonmot, keine Frage. Und doch kann sich Hoeneß sich über Matthäus lustig machen, wie er will – das Gerücht mit Lewandowski hält sich. Weder Hoeneß noch Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge konnten sich bislang zu einem klaren Dementi hinreißen lassen. „Wir sagen dazu nichts, auch wenn sie tausend Mal nachfragen”, meinte Hoeneß. Und Rummenigge sagte: „Wir gehen damit souverän und ganz entspannt um” – was in etwa der Antwort entsprach, die er gab, als er erstmals zum Interesse an einem gewissen Pep Guardiola befragt wurde.
Relativ unspaßig findet die ganze Diskussion derweil Mario Gomez, der gegen Schalke mal wieder von Beginn an ran durfte und ein Tor (zum 4:0-Endstand) erzielte. „Ein Bekenntnis für die Stürmer sieht anders aus”, fand der. Und forderte: „Der Verein muss sich uns gegenüber bekennen; er muss sagen, was los ist.” Sicher, Gerüchte um andere Stürmer gehörten bei einem Top-Verein dazu. „Ich habe vor niemanden Angst”, fügte Gomez an. Er spiele gerne für Bayern – „wenn das nicht mehr so sein soll, dann muss man mir das sagen”.
Gomez in der Sinnkrise, das Bekenntnis bleibt bislang aus.
„Ich sehe mich noch hier”, sagte er, „und habe auch nicht die Befürchtung, dass ich irgendwo landen werde.”
Gegen Schalke wirkte der 27-Jährige eingerostet, erfüllte aber eine Prophezeiung. „Jupp Heynckes hat mir am Donnerstag gesagt, dass ich spielen und ein Tor schießen werde”, erzählte Gomez, der das in ihn gesetzte Vertrauen des Trainers ohnehin überragend fand: „Der Trainer hat – auf gut Deutsch gesagt – einen Arsch in der Hose. Ich bin ihm sehr dankbar. Es hätte ja auch nach hinten losgehen gehen können – dann hätte er alles abbekommen.” Konkurrent Mandzukic nach fünf Toren in drei Rückrundenspielen auf die Bank zu setzen, hätten sich jedenfalls nicht viele getraut, vermutete der Stürmer. „Das zeigt das Profil unseres Trainers.” Der vorher gesagt hatte, es sei „Zeit zu wechseln” –damit Gomez mal vorspielen konnte? Für sich? Für andere?
Ex-Bayern–Trainers Felix Magath jedenfalls behauptete bei „Liga total!” über Gomez: „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er den Verein im Sommer verlässt.” Gomez selbst nahm’s gelassen hin. „Wenn Felix Magath das sagt, dann ist das ja Gesetz”, meinte Gomez. „Vielleicht weiß ja mehr als ich.” Oder als Matthäus.