Gomez: Hinten anstellen!

Bundestrainer Joachim Löw setzt gegen die Türkei wieder auf Miro Klose. Toni Kroos fällt aus.
Mainz - Wofür nur diese ulkigen Strickmützen? Der nicht endende Altweibersommer macht wärmende Kopfbedeckungen eigentlich überflüssig, doch der moderne Fußball-Nationalspieler hat ein anderes Temperaturempfinden. Sami Khedira oder Jerome Boateng sorgten mit ihrem modischen Accessoire für einen erhöhten Geräuschpegel unter den jungen Bewunderern am Mainzer Rheinufer, wo sich die deutsche Auswahl für die EM-Qualifikationsspiele gegen die Türkei (Freitag, 20.30 Uhr in Istanbul) und gegen Belgien (Dienstag, 19 Uhr in Düsseldorf) versammelt hat.
Die wegen eines verzögerten Fluges ohnehin verspätet eingetroffene Abordnung des FC Bayern erschien allerdings ohne Toni Kroos, den eine Grippe ans Bett gefesselt hat. „Die Entzündungswerte sind zu hoch, so dass er auch in die Türkei nicht mitreisen kann", berichtete Joachim Löw, der den unter Jupp Heynckes gestärkten 21-Jährigen mittlerweile als echte Option auf den umkämpften Platz neben Bastian Schweinsteiger in der zentralen Zone betrachtet.
Deutschland liegt in der Gruppe A zehn Punkte vor den Türken und zwölf vor den Belgiern und hat bereits die EM-Quartiere gebucht. Löw aber will „einen historischen Meilenstein” setzen:
„Zehn Siege in zehn Spielen – das ist unser Wunsch.”
Der 51-Jährige ist längst reif und routiniert genug, den auf fast allen Positionen tobenden Konkurrenzkampf innerhalb seines 23-köpfigen Kaders als „positiv und förderlich" zu beschreiben. Gut möglich, dass am Freitag im Hexenkessel des Galatasaray-Stadions England-Legionär Per Mertesacker wieder nur auf der Bank Platz nimmt, kein Platz für Dortmund-Zauberer Mario Götze ist und Bundesliga-Torschützenkönig Mario Gomez nur zuschaut. Denn als Löw aus dem fensterlosen Ballsaal der noblen Mainzer Herberge über Miroslav Klose sprach, hörte sich das mal wieder so an, dass der 33-jährige Neu-Römer immer noch eine höhere Wertschätzung genießt. „Er kommt auf Wolke sieben eingeflogen. Er fühlt sich wohl in der Stadt und im italienischen Fußball, obwohl das eine gewaltige Umstellung ist", lobte Klose-Fan Löw, der den 112-fachen Nationalstürmer mit den 62 Länderspieltoren bald nach dem Derby Lazio gegen Roma auch in der ewigen Stadt besuchen wolle.
Das Duell um den einzigen freien Frontplatz in Löws favorisiertem 4-2-3-1-System geht damit in die nächste Runde, doch Klose als „spielstarker Stürmer" (Löw) besitzt offenbar einen Vertrauensvorschuss, den Gomez sich noch auf Strecke erarbeiten muss.
Seinem Arbeitgeber FC Bayern dürfte gefallen, dass nicht alle FCB-Stars permanent auch bei Löw auflaufen. Erst nach dem Champions-League-Spiel gegen Manchester City traf die sportliche Leitung der Münchner mit dem Bundestrainer zusammen, um die Belastung für die Bayern-Spieler die nächsten Monate zu minimieren. „Wir haben das bei einem Mittagessen mit Christian Nerlinger besprochen”, räumte Löw ein, der dem Sportdirektor zugesichert hat, „die Spieler ausgewogen einzusetzen”. Was allerdings nicht heiße, „dass im November beim Freundschaftsspiel in Kiew alle Bayern daheim bleiben.”