Gomez: Der dritte Mann

Über 30 Millionen Euro bezahlte der FC Bayern vor der Saison für Mario Gomez. Dennoch sitzt der Nationalstürmer derzeit meist auf der Bank. Der 24-Jährige sagt selbstkritisch: „Es geht besser.“
von  Abendzeitung
Ist unglücklich mit seiner Rolle als Joker hinter dem Sturm-Duo Müller/Olic: Nationalspieler Mario Gomez will Angreifer Nummer 1 bei Bayern werden.
Ist unglücklich mit seiner Rolle als Joker hinter dem Sturm-Duo Müller/Olic: Nationalspieler Mario Gomez will Angreifer Nummer 1 bei Bayern werden. © dpa

MÜNCHEN - Über 30 Millionen Euro bezahlte der FC Bayern vor der Saison für Mario Gomez. Dennoch sitzt der Nationalstürmer derzeit meist auf der Bank. Der 24-Jährige sagt selbstkritisch: „Es geht besser.“

Der Mann könnte kaum glücklicher sein. Noch vier Wochen bis zum Saisonende und Mario Gomez hat mit dem FC Bayern noch die Chance auf das historische Triple. Obendrein hat er seinen Platz im Kader von Bundestrainer Joachim Löw für die WM in Südafrika sicher. Traum-Tage für Gomez, könnte man meinen.

Doch Gomez ist ganz und gar nicht glücklich. Weil er der dritte Mann ist. Ein Ersatzmann, ein Einwechselspieler. Derzeit kommt der 24-Jährige nicht vorbei an Thomas Müller und Ivica Olic, dem Offensiv-Duo. Beim 7:0 gegen Hannover erzielten die beiden vier Treffer. Als Gomez spät ins Spiel kam, wurde er von Arjen Robben auf dessen Weg zum 7:0 beinahe über den Haufen gelaufen.

14 Tore in 42 Pflichtspielen, so die Bilanz des Über-30-Millionen-Euro-Mannes, der vor der Saison vom VfB Stuttgart an die Säbener Straße wechselte. Diese Bilanz stellt Gomez trotz der Aussicht auf drei Trophäen nicht zufrieden. „Es geht besser. Ich bin nicht zu Bayern gekommen, um Ergänzungsspieler zu sein", sagt er. Gomez kam, um den Sturm zu verjüngen und um auf Sicht der Bayern-Angreifer Nummer eins zu werden.

Das größte Potenzial hat der Mann mit den spanischen Wurzeln, die Hinrunde aber erlebte er zum Teil auf der Ersatzbank. „Das war eine neue Erfahrung für mich", sagte er im Rückblick. Trainer Louis van Gaal setzte auf Ivica Olic, den zweiten Neuen, oder auf das unter Ex-Coach Ottmar Hitzfeld treffer- und titel-bewährte Duo Luca Toni und Miroslav Klose. Im Winter schien sich die Situation von Gomez zu verbessern. Nach Dissonanzen mit dem Coach wurde Toni an AS Rom ausgeliehen.

Gomez steigerte sich, bekam seine Einsätze – bis ihn ein Muskelfaserriss beim 2:3 im Achtelfinalrückspiel der Champions League in Florenz stoppte. Als er seine Verletzung überwunden hatte, war er zunächst nur Ersatz. Vier Einwechslungen, nur in Leverkusen (1:1) durfte er einmal Thomas Müller vertreten. Noch so einer, der aus dem Nichts an Gomez vorbeigezogen war. Vor der Saison noch ein Drittliga-Spieler, nun ist Müller der beste Scorer der Saison: mit 16 Treffern und 13 Vorlagen in 45 Spielen. Und das zum Nulltarif.

Gomez’ Preisleistungsverhältnis liest sich nicht so berauschend. Etwa dieser eine Treffer in zehn Champions-League-Partien. „Ich hätte gerne häufiger gespielt, gerne auch mehr Tore erzielt. Insgesamt, aber auch in der Champions League", sagte Gomez vor dem Halbfinal-Hinspiel gegen Lyon (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht angepfiffen). Gomez hadert mit seinem Joker-Dasein. „Es fällt mir nicht leicht, damit umzugehen", gibt er zu, „ich merke an meinen Aktionen, dass mich die Enttäuschung hemmt, dass Selbstbewusstsein und Energie fehlen."

Doch nun will sich Gomez auf den Saisonendspurt und die WM konzentrieren. Danach heißt es: Neue Saison, neues Glück. „Nächstes Jahr greife ich an. Ich will Stürmer Nummer 1 sein", sagt er. 20 bis 25 Ligatore hält er für realistisch: „Das ist mein Anspruch.“

Ob ihn aktuell ein Fakt tröstet? Es gibt einen Facharbeiter der Abteilung Angriff beim FC Bayern, dem es derzeit noch schlechter ergeht als Mario Gomez: Miroslav Klose. Der 31-Jährige ist Stürmer Nummer vier, in den beiden Duellen mit Manchester United spielte er fünf Minuten, wurde allein in der Rückrunde elf Mal nur eingewechselt. Seine Perspektive? Schlechter als die von Gomez. Kloses Vertrag endet 2011.

P.Strasser

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