Gomez & Co: Ab nach Russland!

Mario Gomez und Miroslav Klose, bei Bayern vom Trainer zu Teilzeitkräften degradiert, begeben sich in Jogi-Kur. Im Klub treffen sie nicht mehr, doch bei der Nationalmannschaft ist das Duo gesetzt.
MÜNCHEN Im Grunde war es für Lukas Podolski so wie fast immer in den letzten drei Jahren: Er kam in der Allianz Arena zum Einsatz und blieb am Ende ohne Tor. Nein, ganz so oberflächlich kann man es natürlich nicht sehen. Vieles war ganz anders in Poldis neuer FC-Welt: Das Trikot, die Spielrichtung – die Kölner Nummer zehn glänzte kurz vor der Pause mit einem atemberaubenden Rückpass zum Torwart aus der gegnerischen Hälfte – und vor allem das Gefühl, für ein 0:0 von den Fans gefeiert zu werden.
Und noch etwas dürfte zu seiner guten Laune beigetragen haben: In seiner Bayern-Zeit sah er das Spiel meist von draußen und durfte sich Freude, wenn eine Länderspielwoche anstand. Auf Kur bei Jogi – der Bundestrainer hatte auch dem Gelegenheitsfußballer meist vertraut. Nun reist er als Stammspieler beim 1.FCKöln zum Nationalmannschaftstreff am Montagabend nach Mainz vor dem entscheidenden WM-Qualifikationsspiel am Samstag in Moskau.
Dort kann er ja dann Miroslav Klose und Mario Gomez trösten, die Bayern-Stürmer. Sie sind plötzlich Teilzeitkräfte. Sie müssen nun zur Jogi-Kur. Ab nach Russland! Und Löw fängt schon an mit der Abteilung Balsam: „Beide haben ihre Klasse bewiesen. Ich sehe da keine Problematik.“ Wer das 0:0 der Bayern gegen den 1. FC Köln gesehen hat, wird sich Sorgen machen. Ü-30-Millionen-Euro-Neuzugang Gomez saß zum dritten Mal hintereinander auf der Bank, taugte auch als Joker nicht. Klose wirkt immer noch wie eine Karikatur seiner selbst, obwohl er sich bemüht und nach jedem Ball rennt. Seinen Lattenkopfball beschrieb er hinterher so: „Der Ball kommt. Schweini ruft ,Leo’. Ich ducke mich und kriege den Ball gegen den Hinterkopf.“ Wenn du kein Glück hast, kommt der Slapstick eben gratis daher.
Und der Spott. Letzte Woche hatte Gerd Müller im DSF gesagt: „Wenn man sieht, wer heute die Stürmer sind in der Nationalmannschaft – die hätten früher nicht mal am Ball riechen dürfen.“ Was Manager Uli Hoeneß richtig wütend machte, in „Liga total“ brüllte er: „Ich finde das ganze Interview eine große Scheiße – auf Deutsch gesagt – weil Gerd Müller in diesem Fall hereingelegt wurde von einem Journalisten. Das ist eine solche Sauerei gewesen, den Gerd so reinzulegen und jetzt so zu tun, wie wenn der Gerd auf seine jetzigen Stürmer-Kollegen draufhauen würde.“
Für Gomez und Klose kommt nun der Tapeten- und Trikotwechsel von Bayern zum DFB. „Wir werden mit sehr viel Motivation nach Russland fahren. Das sind zwei Paar Stiefel, Liga und Nationalmannschaft“, sagte Gomez, „das hat man letztes Jahr bei mir gesehen.“ Nur traf er da für Stuttgart am Fließband, in der Nationalelf versagte er regelmäßig.
Patrick Strasser