Gomez – bald Prinz Poldi II.?

Die Krise des Stürmers hat sich beim DFB verschlimmert. Bayerns Trainer will ihm helfen.
MÜNCHEN Wird schon wieder. Wir helfen dir, keine Sorge. Schön zu wissen, wenn Vorgesetzte und Kollegen einem beistehen. Was aber andererseits bedeutet: Man hat ein Problem, steckt in der Krise.
Mario Gomez ergeht es dieser Tage so. Im Länderspiel gegen Finnland (1:1) bekam der 24-Jährige seine Chance – und wieder ging gar nichts. Außer Pfiffen nichts gewesen. Alle klopfen ihm hinterher auf die Schultern, muntern den Torlos-Stürmer auf. Bundestrainer Joachim Löw, auch Kapitän Michael Ballack. Am Donnerstag reihte sich Bayern-Trainer Louis van Gaal in den Kreis der Gomez-Streichler ein. „Mario ist in einer schwierigen Periode, in einem Tief. Aber wir werden ihm helfen, da raus zu kommen.“ Der Weg zurück zum Glück: Reden, trainieren, ihm Torchancen auflegen. Ein klarer Auftrag an die Mannschaft. Doch am Samstag bei Aufsteiger SC Freiburg (15.30 Uhr, liveticker bei abendzeitung.de) könnte Gomez wie in vier der letzten fünf Bayern-Spiele wieder auf der Bank sitzen.
Van Gaal wollte das nicht ausschließen. Doch ausgerechnet auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskrise sind Gomez’ Chancen wieder gestiegen. Weil mit Franck Ribéry und Ivica Olic zwei Flügelstürmer ausfallen und Arjen Robben nur zwei Wochen nach einer Knie-Operation (van Gaal: „Er ist unglaublich schnell zurück“) höchstens ein Kandidat für die Ersatzbank ist, wird der Holländer das System – bislang mit nur einer echten Sturmspitze – wohl auf ein 4-4-2 mit zwei Zentrumsangreifern umstellen. Miroslav Klose, beim 1:1 gegen die Finnen 79 Minuten geschont, ist gesetzt. Bleibt ein Platz für Gomez oder Luca Toni, der auf sein Comeback hofft.
Wie Gomez auf sein nächstes Tor. Und das Ende der Mitleid-Fraktion. „Gomez hat den Wechsel zu Bayern noch nicht verkraftet, er hat dort noch nicht Fuß gefasst“, lästerte ARD-Experte Günter Netzer. Auch Bayerns Scout Giovane Elber glaubt: „Vielleicht ist der Druck für Mario momentan zu groß.“ Der Brasilianer zur AZ: „Diesem Druck muss er standhalten. Das ist Bayern, nicht Stuttgart! Das ist knallhart, man muss immer Leistung bringen. Da muss er durch.“
Elber kam 1997 vom VfB nach München. „In der ersten Saison war ich auch nicht mit mir zufrieden. Ich wusste, dass ich mehr kann.“ Elbers Bilanz: Elf Tore in 28 Spielen. Gomez hat bisher drei Treffer in acht Ligaspielen erzielt. „Er darf jetzt den Kopf nicht hängen lassen, muss es allen zeigen“, fordert Elber. Damit Gomez kein zweiter Lukas Podolski mit Heimweh wird. Gomez – bald Prinz Poldi II.?
Patrick Strasser