Götze-Geschenk für Pep
MÜNCHEN Die Pressekonferenz ist beendet, da will Jürgen Klopp noch etwas loswerden, eine Botschaft an die Fans. „Lasst uns einen ganz speziellen BVB-Abend daraus machen und Vollgas geben“, sagt er. Klopp weiß: Heute ist ein großer Tag für den BVB. Im Halbfinale der Champions League spielt er gegen Real Madrid (20.45 Uhr, ZDF und Sky). Seit zwölf Tagen weiß er bereits von einer Bombe, die bald platzen wird. Montagabend passiert es. „Bild“ meldet, dass sich Götze mit dem FC Bayern einig ist – ein Transfer-Hammer! Dienstag um 10.23 Uhr bestätigt Borussia Dortmund, 66 Minuten später auch der FC Bayern.
Nach der Verpflichtung von Star-Trainer Pep Guardiola für kommende Saison ist dies das nächste Ausrufezeichen der Bayern.
Es ist der (bisherige) Höhepunkt im Muskelspiel zwischen Bayern und Dortmund. Und es ist ein Transfer mit weitreichenden Folgen (siehe links). Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum teuersten Transfer innerhalb der Bundesliga.
Wie kam der Deal zustande? Der 20-jährige Götze, der 83 Bundesligaspiele auf dem Buckel hat, macht von einer Ausstiegsklausel Gebrauch – für rund 37 Millionen Euro Ablöse kann er den Klub verlassen. Und das, obwohl Watzke nach dem Wechsel von Nuri Sahin zu Real Madrid 2011 Ausstiegsklauseln noch für alle Zeit ausgeschlossen hatte. Götze erhält einen Vierjahresvertrag, soll rund sieben Millionen Euro im Jahr verdienen. Wie reagieren die Bosse der Klubs? In Dortmund ist man beleidigt. Der Vorwurf: „Vom FC Bayern München hat sich bis zum heutigen Tag in dieser Angelegenheit kein Offizieller bei Borussia Dortmund gemeldet.“ Die Antwort: „Aus Rücksicht auf das anstehende Halbfinalspiel in der Uefa Champions League wollte der FC Bayern München dies erst nach dieser Begegnung gegenüber dem BVB anzeigen.“ BVB-Trainer Jürgen Klopp: „Ich glaube das sogar – Bayern hat kein Interesse daran, uns ein Ei ins Nest zu legen. So stark ist die Rivalität zwischen uns auch nicht.“ Er weiß seit zwölf Tagen Bescheid, informiert wurde er von Götze und dessen Berater Volker Struth.
Warum wurde der Transfer dann ausgerechnet vor den Knallern in der Champions-League bekannt? Schnell machten Spekulationen die Runde, dass Bayern ablenken wolle von der Steuer-Affäre seines Präsidenten Uli Hoeneß (siehe Seite 23). Richtig ist: Der FC Bayern wurde vom Bekanntwerden des Wechsels überrascht. Bis zum Rückspiel der Borussia gegen Real Madrid am kommenden Dienstag hätten die Münchner aber nicht warten wollen und können – die Ausstiegsklausel im Vertrag von Götze musste bis zum 30. April gezogen werden. Klopp sagt zum ungünstigen Zeitpunkt: „Auf einer Skala von eins bis zehn sind wir bei einer neun angekommen.“
Warum ausgerechnet Götze? Bayerns (kannibalischer!) Anspruch: Die besten deutschen Spieler sollen bitte in München spielen. Sammer sagte erst vergangenen Sonntag: „Wir werden den ein oder anderen Kaderplatz für junge Spieler schaffen, werden uns aber punktuell auch in der Spitze verstärken. Das wird unser Weg sein.“ Dass Bayern interessiert ist, berichtete „Marca“ bereits im Februar. „Mario ist der absolute Wunschspieler von Guardiola“, sagt Klopp. Ein Einstandsgeschenk. Kein aktueller Nationalspieler ist so trickreich, so wendig, so Messi-like.
Muss Götze Fan-Wut fürchten? Ja. Auf seiner Facebook-Seite musste die Kommentarfunktion gesperrt werden, so sehr wurde der 20-Jährige bepöbelt und beleidigt. „Verräter“ und „Du bist eine Schande“ waren noch harmlosere Kommentare. Mal sehen, wie es heute aussieht...
Ist der geplante Lewandowski-Wechsel zu Bayern nun hinfällig? Nein! Nach AZ-Informationen hat Robert Lewandowski zuletzt noch einmal bekräftigt, den BVB Ende der Saison verlassen zu wollen. Nach dem Verlust von Götze wollen die Dortmunder ihren Torjäger aber unbedingt halten. „Es ist mein absoluter Wunsch, dass er nächste Saison beim BVB spielt“, sagte Watzke der „Sport Bild“ zwar. Doch: Das Thema ist nicht vom Tisch. Im Gegenteil. Nach der Saison soll alles fix gemacht werden: Nicht unwahrscheinlich, dass Lewandowski ab Sommer bei Bayern spielt. Es wäre das nächste Ausrufezeichen.