Götze: Bammel vor Rückkehr nach Dortmund

37-Millionen-Mann Mario Götze kehrt am Samstag im Schlagerspiel der Bundesliga an seine ehemalige Wirkungsstätte in Dortmund zurück.
von  az
Mario Götze spielt mit dem FC Bayern am Samstag beim Ex-Club Borussia Dortmund.
Mario Götze spielt mit dem FC Bayern am Samstag beim Ex-Club Borussia Dortmund. © Rauchensteiner/Augenklick

37-Millionen-Mann Mario Götze kehrt am Samstag im Schlagerspiel der Bundesliga an seine ehemalige Wirkungsstätte in Dortmund zurück. Es scheint, als hätte Götze Bammel davor.

München - Es ist für Mario Götze kein Spiel wie jedes andere. Es dürfte für Mario Götze sogar ein Spiel wie keines zuvor werden. Der emotionsgeladene Bundesliga-Gipfel Borussia Dortmund gegen Bayern München wird am Samstag (18.30 Uhr/Sky) für den Fußball-Nationalspieler zur ultimativen mentalen Herausforderung. Die Gelbe Wand in der BVB-Arena, die ihn einst verehrte, empfängt ihn nun als Gegner. "Das wird einer der schwersten Momente meiner Karriere", sagte der 21-Jährige im Fachmagazin kicker.

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Es wird schon interessant wie Götze unter der Woche mit dem Rummel umgeht, denn jeder wird wissen wollen, was den gebürtigen Memminger umtreibt in den Tagen vor diesem sensiblen Auftritt. Der überraschende Transfer von Dortmund nach München für 37 Millionen Euro, der im Frühjahr bekannt geworden war, ist nach wie vor ein Reizthema. Alle schauen auf Götze. Bei der Nationalmannschaft wirkte er angespannt, die Situation könnte ihn fraglos belasten. Journalisten sehen Götze ohnehin nach Spielen seit einer Weile oft mit tief ins Gesicht gezogener Kappe und seinen großen Kopfhörern. Der Jungstar vermeidet häufig den Kontakt und entfernt sich gerne wortlos aus dem Stadion.

Den Reaktionen des BVB-Anhangs muss er sich stellen. "Im Endeffekt muss ich damit klarkommen, denn es war meine Entscheidung zu gehen", sagt er. Die Fans könne Götze "natürlich" verstehen. Nachvollziehbar ist auch, dass vonseiten der Dortmunder kein zusätzliches Öl ins Feuer gegossen wird. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke plädiert für einen respektvollen Empfang. "Pfiffe wären nicht gerecht. Das hätte Mario nicht verdient. Er hat sich uns gegenüber korrekt verhalten." Auch der verletzte Ilkay Gündogan hofft darauf, schränkt aber ein: "Die Emotionen spielen während der 90 Minuten verrückt, da kann man es keinem übel nehmen, wenn es doch Pfiffe gibt".

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Götze trug von 2001 bis 2013 das BVB-Trikot, der Wechsel etwas mehr als ein Jahr nach einer Vertragsverlängerung bis 2016 kam völlig unerwartet. "Es war für uns alle ein Schlag", sagt Marco Reus. Dieser Schlag wirkt immer noch nach, obwohl die Dortmunder der Ansicht sind, den Verlust durch die Zukäufe von Pierre-Emerick Aubameyang und in erster Linie Henrich Mchitarjan sportlich kompensiert zu haben. "Wir haben das aufgefangen", sagt BVB-Coach Jürgen Klopp. Beim Rekordmeister scheint es dagegen, als suche der Hochbegabte noch seinen Platz. Guardiola beorderte Götze schon mal in die Sturmspitze, auf die Position der "falschen Neun". Dort aber überzeugte er nicht vollends, ähnlich wie beim Länderspiel am Freitag in Italien.

Seinen besten Auftritt hatte er als Joker so wie vor einigen Wochen gegen Mainz, als Götze dem Spiel mit seinen Impulsen eine Wende gab. Immer dann, wenn das zweifellos beeindruckende Können bislang aufblitzte, wurde er prompt hochgelobt. Er sei ein "unglaublicher Spieler" sowie "intelligent und clever im Sechzehner", sagte Trainer Pep Guardiola einmal. Präsident Uli Hoeneß schwärmte nach einem Testspiel in Ungarn: "Man sieht, dass wir einen Weltklassespieler, eine wunderbare Option hinzubekommen haben, eine unglaubliche Verstärkung". Es gibt beim FC Bayern keinerlei Zweifel an der Richtigkeit dieses Einkaufs.

Auch wenn Götzes Leistungen noch nicht der Glanz seiner Dortmunder Zeit verströmen, an Vertrauen fehlt es nicht. Geduldig baute ihn Guardiola nach seiner schwerwiegenden Muskelverletzung auf, überforderte Götze nicht mit einer zu frühen Startelfberufung. "Wir werden wahnsinnig viel Spaß mit ihm haben, weil er über ausgezeichnete Qualitäten verfügt. Er passt gut zu Bayern München", sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Götze werde hier den Schritt zum Weltstar machen. Zunächst muss er aber die Reise in die Vergangenheit bewältigen.

 

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