Glückloser Serge Gnabry: Stellt Jogi Löw gegen England um?

München/London - Bislang gab's für Serge Gnabry bei dieser EM noch nichts zu rühren. Bei keinem der drei Gruppenspiele bekamen die Fans in der Münchner Arena den "Chefkoch"-Jubel des Bayern-Stars zu sehen.

Die Europameisterschaft, sie ist noch nicht das Turnier des 25-Jährigen. Der Bayern-Spieler steht noch ohne eigenen Treffer da, auch Vorlagen kann er bislang nicht verzeichnen. Häufig liefen die Spiele förmlich an ihm vorbei, Gnabry kam sowohl gegen Frankreich (0:1) als auch gegen Portugal (4:2) und Ungarn (2:2) zu relativ wenigen Torabschlüssen.
Sané in der Kritik – doch was ist mit Gnabry?
Während sich Fußball-Deutschland ob der mäßigen Leistungen von Leroy Sané gerade eifrig auf Gnabrys Bayern-Kollegen eingeschossen hat, bleibt dessen Leistungstief weitgehend unkommentiert.
Ein Grund für Gnabrys Probleme könnte und dürfte das Spielsystem der deutschen Nationalmannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw sein. In diesem ist er als einziger Mittelstürmer vorgesehen, unterstützt wird er dabei etwas dahinter von Thomas Müller (gegen Ungarn von Sané) und Kai Havertz. Gnabry als einziger Angreifer – eine Rolle, die er unter Löw schon öfter gespielt hatte, beim FC Bayern aber recht selten bekleidet. Dort wirbelt er meist auf dem Flügel, vorzugsweise auf dem rechten.
Löw hält bislang an seinem System fest
Bislang hält Löw an seinem System mit einer defensiven Dreierkette, offensiven Außenverteidigern, zwei Sechsern und dem Offensiv-Dreieck fest. Und das, obwohl der Trainer mit Timo Werner und Kevin Volland eigentlich auch zwei gelernte Mittelstürmer im Kader hat.
Der Bundestrainer erklärte auf der Pressekonferenz am Montagabend noch Einzelgespräche führen zu wollen – so auch mit Gnabry. In diesen will der Trainer seine Spieler an die jeweiligen Stärken erinnern. Auf Löw mache der Bayern-Star nicht den Eindruck, "als hätte er etwas an Selbstbewusstsein eingebüßt". Er investiere sehr viel und sei sehr fleißig im Training, auch Extra-Schichten sind bei Gnabry keine Seltenheit, weswegen man ihn laut Löw "manchmal ja auch schon etwas bremsen" müsse.
Die Frage bleibt, ob Löw am Dienstagabend im Achtelfinale gegen England (18 Uhr, ARD, MagentaTV und im AZ-Liveticker) möglicherweise umstellen wird und Gnabry auf den Flügel beordert oder ihm vielleicht einen Sturmpartner zur Seite stellt. Dass der Bayern-Star in London besonders treffsicher ist, hat er in der Vergangenheit bereits bewiesen. Fußball-Deutschland hofft, dass Gnabry in Wembley endlich zum Rühren anfängt.