Global Players

Dass der Kimono blau, so richtig löwenblau war? Geschenkt. Jürgen Klinsmann verbeugte sich. Er strahlte und beging seinen 44. Geburtstag in Tokio auf japanisch. Kagami Biraki heißt das Ritual: Dabei wird im Kimono ein Sake-Fass aus Zedernholz mit einem Holzhammer aufgeschlagen.
von  Abendzeitung
Akrobat schön! Lukas Podolski will sich unter Trainer Jürgen Klinsmann „kontinuierlich verbessern“ – und Stammspieler beim FC Bayern werden.
Akrobat schön! Lukas Podolski will sich unter Trainer Jürgen Klinsmann „kontinuierlich verbessern“ – und Stammspieler beim FC Bayern werden. © Bongarts/Getty Images

TOKIO - Dass der Kimono blau, so richtig löwenblau war? Geschenkt. Jürgen Klinsmann verbeugte sich. Er strahlte und beging seinen 44. Geburtstag in Tokio auf japanisch. Kagami Biraki heißt das Ritual: Dabei wird im Kimono ein Sake-Fass aus Zedernholz mit einem Holzhammer aufgeschlagen.

„Das war wunderschön“, bedankte sich Klinsmann auch noch einmal nach dem 4:2 im Test gegen die Urawa Red Diamonds. Der gesamte Tross war eingeladen in Tokios Roppongi Hill-Club – und genoss den Blick über die Megacity aus dem 51. Stock. Die Bayern über den Dächern von Tokio – standesgemäß ganz oben?

Weil Oliver Kahn, einer der größten Sporthelden Asiens, nach seinem Karriere-Ende fehlte, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf Klinsmann. Der Wahl-Kalifornier steht wie kein anderer für das Konzept Bayern2.0. Learning by watching, live vor Ort. Für Nachhilfe in Sachen Trainerlehre reiste er in den vergangenen zwei Jahren quer durch die USA und Südamerika. Der Schwabe Klinsmann, das „Global Playerle“, macht die Bayern noch internationaler.

Im Big Business. Ganz wichtig: Immer lächeln dazu. Und wer kann das besser als Klinsmann? Erst die Herzen erobern, dann davon profitieren. Der 75-Stunden-Trip in Japans Hauptstadt mit insgesamt 22 Flugstunden ist unter rein sportlichen wie physischen Gesichtspunkten nicht ganz zu rechtfertigen (Manager Uli Hoeneß: „Diese Reise ist grenzwertig“), trägt aber ansonsten das Prädikat besonders wertvoll. Da sahen die Japaner auch darüber hinweg, dass sich die Bayern gestern nicht gerade als höfliche Gäste präsentierten: In Saitama, einem Vorort von Tokio, deklassierten sie die überforderten Japaner von Partnerklub Urawa Red Diamonds mit 4:2 (Tore: Podolski/3, Klose).

Es ist die insgesamt dritte Reise der Bayern nach Japan. „Wenn wir nicht hinfahren, werden wir den Rückstand auf England, Italien und Spanien nie aufholen“, sagte Hoeneß, „Bayern als Flaggschiff des deutschen Fußballs muss Farbe bekennen.“ Und Weltklubs wie Real Madrid oder Manchester United verdrängen. Hoeneß: „Wir hören, dass wir durch unsere Partnerschaft mit Urawa in Japan eine Menge aufgeholt haben.“

Geld? Nein, Image ist alles. Eine Menge Meilen haben die Bayern angesammelt in den letzten zwei Jahren. Nach Ende der vergangenen Saison reisten sie für zehn Tage zu zwei Testspielen nach Indonesien und Indien, vor etwas mehr als einem Jahr kickten sie auf Einladung in Hongkong. Zwischen 2004 und 2007 wählten sie jeweils im Januar vier Mal Dubai als Ziel ihres Wintertrainingslagers, absolvierten dabei sogar einen Test in Teheran. Bayern worldwide. Sie sind die Global Players. Weitere Reisen nach Fernost sind für Sommer 2009 in Vorbereitung – und umsetzbar, da sich die Nationalelf nicht für den Confed-Cup in Südafrika qualifiziert hat.

Derzeit kommen einem die Bayern beinahe unheimlich vor, sie sind überall. Sogar bei Olympia, vertreten durch den Argentinier Jose Ernesto Sosa und den Brasilianer Breno.

Sie behalten eben die weltweite Vermarktung im Blick. Nächsten Dienstag kommt José Mourinho mit Inter Mailand in die Allianz Arena, und am 10. August folgt der Pflichtspielstart mit der ersten Runde im Pokal. Im Steigerwaldstadion zu Erfurt.

Patrick Strasser

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