Giovane Elber: "Lewandowski kann spielen, bis er 40 ist"

München - AZ-Interview mit Giovane Elber: Der 49-jährige Brasilianer spielte von 1997 bis 2003 beim FC Bayern. Er ist Markenbotschafter des Klubs.
Giovane Elber: Ausfälle tun weh, aber Kader ist groß
AZ: Herr Elber, der FC Bayern hat vor Beginn der heißen Phase dieser Saison großes Verletzungspech: Im Champions-League-Achtelfinale bei RB Salzburg kommenden Mittwoch fehlen die Stammspieler Manuel Neuer, Alphonso Davies und Leon Goretzka. Kann die Mannschaft das kompensieren?
GIOVANE ELBER: Das ist sehr schwierig, der Trainer hat natürlich lieber alle Stars dabei. Speziell Neuers Ausfall ist sehr schade, er ist einfach nicht zu ersetzen. Aber damit muss man leben, das passiert allen Klubs mal - nicht nur dem FC Bayern. Der Kader ist immer noch groß genug, wir müssen die Aufgabe in Salzburg konzentriert angehen. Wir können weit kommen in der Champions League.
Ist Bayern der Top-Favorit in der Königsklasse?
Es gibt einige sehr gute Mannschaften, Paris Saint-Germain und Real Madrid zum Beispiel darf man nicht unterschätzen. Bayern hat auf jeden Fall das Zeug, ins Finale zu kommen und dann auch den Titel nach München zu holen. Aber so weit sind wir noch nicht, erstmal müssen wir Salzburg im Achtelfinale schlagen. Das wird kein Selbstläufer, ich bin fürs Hinspiel aber optimistisch und tippe 2:0 für Bayern.
Elber zu Süle: Schade, aber es ist seine Entscheidung
Wie schwer wiegt der Abgang von Innenverteidiger Niklas Süle im Sommer?
Das ist wirklich sehr, sehr schade. Wir lieben ihn, ich habe persönlich einen guten Draht zu Niki. Aber es ist seine Entscheidung, die man respektieren muss. Ich wünsche ihm das Beste für seine Zukunft. Niki ist Profi durch und durch, er wird die unruhigen letzten Tage hinter sich lassen und sich auf die nächsten Spiele konzentrieren. Er will sich gut von Bayern verabschieden - am besten mit zwei Titeln.
Schmerzt es besonders, dass Süle zum Rivalen aus Dortmund wechselt?
Es ist insgesamt schade, dass er geht. Niki ist ein guter Spieler - und ein guter Junge mit einem guten Charakter.
Elber: Größtes Vertrauen in Salihamidzic
Im Sommer läuft der Vertrag von Corentin Tolisso aus, 2023 dann die Arbeitspapiere von Manuel Neuer, Robert Lewandowski, Thomas Müller und Serge Gnabry. Wie wichtig wäre es, mit diesen Spielern zu verlängern?
Wenn wir die Möglichkeit haben, diese Spieler zu halten, müssen wir das tun. Unser Sportvorstand Hasan Salihamidzic wird sich darum kümmern, da habe ich großes Vertrauen.
Lewandowski wird im August 34 Jahre alt. Wie lang kann er noch auf Topniveau spielen?
Lewy kann spielen, bis er 40 ist. Er ist ein Top-Profi. In den letzten Jahren ist er ja immer noch besser geworden und nicht schlechter. Das ist beeindruckend. Bis er 38 ist, wird er dieses höchste Niveau ganz sicher halten können. Er lebt für den Fußball und ist topfit.
Wie war das bei Ihnen damals?
Mein höchstes Niveau konnte ich halten, bis ich 22 war (lacht). Nein, im Ernst: Mit 33, 34 war bei mir Schluss. Es war eine andere Zeit, wie wir gelebt und uns ernährt haben. Das ist nicht vergleichbar mit heute.
Elber unsicher, ob Haaland zum FCB passt
Wenn Lewandowski so lange beim FC Bayern spielt, wird Dortmunds Erling Haaland kein Thema in München.
Haaland ist ein guter Spieler, das weiß jeder. Aber ob er zum FC Bayern passt, weiß ich nicht. Dafür müsste ich ihn hier erstmal sehen.
Zum Abschluss noch zum wichtigen Thema Impfen, nachdem der FC Bayern am Stachus eine Impf-Apotheke eröffnet hat: Wie ist Ihre Haltung dazu?
Ich bin dreimal geimpft und würde es auch ein viertes Mal machen. Wenn man die Gelegenheit hat, muss man sich einfach impfen lassen. In Brasilien sind wir schon weiter als in Deutschland, in meiner Heimat habe ich den Eindruck, dass die Pandemie fast vorbei ist und die Leute wieder frei leben. Gott sei Dank! Die erste Welle war in Brasilien sehr hart, aber seit der Impfung ist alles besser.
Elber: Jeder Verein hat Corona-Fälle, es ist keine einfache Situation
Inwieweit gefährdet Corona auch die Saisonziele der Topklubs? Beim FC Bayern wurde mit Jamal Musiala nun wieder ein Spieler positiv getestet.
Jeder Verein ist vorsichtig, es gibt in jedem Kader Corona-Fälle. Das ist keine einfache Situation, denn es geht jetzt in die entscheidenden Wochen. Man kann nur dann Champions-League-Sieger werden, wenn alle Spieler an Bord sind.