Giftanschlag auf Lucio?

Der Bayern-Star muss sich beim 4:0 Brasiliens in Venezuela in der Halbzeit übergeben. Trainer Carlos Dunga schimpft über Schikanen der Gastgeber. Es besteht der böse Verdacht, dass einem Kaffee was zugemischt war.
SAN CRISTOBAL Die brasilianischen Reporter waren überrascht. Erwartet hatten sie bei den Interviews nach Spielende einen jubelnden Carlos Dunga, der sich freute über den klaren 4:0-Sieg seiner Selecao in Venezuela, darüber, dass Brasilien in der WM-Quali nun auf den zweiten Platz hinter Paraguay vorrückte, noch vor Erzrivale Argentinien. Doch stattdessen gab es wüste Schimpftiraden, denn der Nationaltrainer und auch viele Spieler klagten über ihre Behandlung durch die Gastgeber. Die Verschwörungstheorien reichten hin bis zu einem Giftanschlag auf Lucio vom FC Bayern. Das Spiel in San Cristobal schlug den Brasilianern gewaltig auf den Magen.
Ganz offensichtlich wurde den brasilianischen Stars das Leben auf ihrer Reise in den Norden Südamerikas erdenklich schwer gemacht. Nach der Landung in Caracas mussten die Gäste 90 Minuten in der Maschine warten, ein Grund wurde ihnen nicht genannt. Gestern berichtete die Zeitung „Zero Hora“ davon, dass die Angestellten des Mannschaftshotels nachts vor den Fenstern der Spieler bei ihren Autos den Motor anließen und permanent aufs Gas stiegen und hupten. „An Schlaf war bei den Spielern nicht zu denken“, schrieb das Blatt. Und dann gab es noch die Sache mit dem Kaffee.
Denn dessen Genuss im Mannschaftshotel, so vermuteten die Brasilianer, war verantwortlich dafür, dass sich Lucio und sein Mitspieler Elano in der Pause übergeben mussten. Auch Maicon und Gilberto Silva klagten über Magenschmerzen. Alle vier jedoch erwiesen sich tapfer und spielten durch. „Das hat uns nur motiviert, weiterzumachen“, sagte Lucio später, „das war ein Versuch, Brasilien zu schädigen, aber wir haben uns durchgerungen.“
Und Dunga klagte: „In diesem Land funktioniert nichts.“ Immerhin haben sie es jetzt hinter sich. Morgen geht es schon weiter, daheim in Rio gegen Kolumbien. Dann ist Venezuela nur noch kalter Kaffee.
F. Kinast