Gerd Müller an Alzheimer erkrankt
München - Diese Nachricht schockt nicht nur Fußball-Deutschland: Gerd Müller, der Bomber der Nation, der Weltmeister von 1974, der beste Mittelstürmer aller Zeiten, leidet an Alzheimer. Schon seit Jahren hatte sich der jetzt 69-Jährige aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, die Bayern schirmten ihn dabei ab.
Dass es Müller, diesem unnachahmlichen Instinkt-Stürmer, nicht gut ging, war bekannt. Seit Anfang Februar 2015 wird Gerd Müller, der am 3. November 70 wird, mit starker Unterstützung seiner Familie professionell betreut.
Doch wie schlecht es ihm geht, wie schwer ihn das Schicksal abermals beutelt, wurde erst jetzt offenbar. Am Dienstag um Punkt 18 Uhr wandte sich der FC Bayern, für den Müller von 1966 bis 1979 gespielt hatte, an die Öffentlichkeit. "Gerd war ein Torjäger, wie es ihn vermutlich nicht mehr geben wird, und bei allen Erfolgen ist er stets bescheiden und zurückhaltend geblieben. In der Bayern-Familie wird Gerd immer seinen festen Platz haben. Er ist einer der ganz Großen des Weltfußballs", erklärte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge: "Wir bitten in dieser nicht einfachen Situation um den nötigen Respekt. Gerd, für den Werte wie Freundschaft und Fairplay von Bedeutung waren und sind, hat es verdient, dass wir alle rücksichtsvoll mit seiner Erkrankung umgehen und seine Privatsphäre und die seiner Familie respektieren."
"Unübersehbare Zeichen seiner Erkrankung"
Prof. Dr. Hans Förstl, der behandelnde Arzt, sagt zur Entwicklung der Krankheit: "Mit der großartigen Unterstützung seiner Ehefrau und der vorbildlichen Loyalität des FC Bayern ist es über viele Jahre perfekt gelungen, Müller ins Vereinsleben zu integrieren. Trotz unübersehbarer Zeichen seiner Erkrankung wurde er von der Bayern-Familie, den Fans und Medien mit großem Respekt behandelt. Das war sehr wichtig, weil es jedem Menschen mit einer beginnenden Alzheimer Demenz nur zu wünschen ist, dass er sich so lange wie möglich in seinem vertrauten Umfeld, in dem er sich wohlfühlt, aufhalten kann."
Müller hatte schon 2011 erste Probleme
Dass Müller Probleme hatte, die nicht mehr mit dem Älterwerden erklärt werden konnten, wurde 2011 offenkundig. Damals verlief sich Müller bei einem Trainingslager-Aufenthalt der Regionalliga-Mannschaft des FC Bayern im Trentino. Er irrte durch den Wald. Die Polizei wurde eingeschaltet. Beamte fanden Müller.
Jetzt ist die Schock-Diagnose Alzheimer öffentlich. Ende der 80er Jahre war Müller nach seinem Aufenthalt in den USA, wo er für die Fort Lauderdale Strikers auf Torejagd gegangen war, nach München zurückgekehrt. Sein Restaurant „Ambry“, das er in Florida eröffnet hatte, lief nicht. Es waren schwere Jahre. Jahre, in denen er abstürzte, sich mit dem Dämon Alkohol herumschlug. Der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß überredete ihn zur Entziehungskur. Franz Beckenbauer vermittelte Gerd Müller eine Stelle als Torwart- und Stürmertrainer im Amateurbereich. Ab 1992 war Müller lange Zeit Co-Trainer der zweiten Bayern-Mannschaft.
Seine Frau Uschi, mit der er seit 48 Jahren verheiratet ist, war, ist und bleibt seine große Stütze. Auch jetzt in dieser schweren Zeit, in der die Finsternis im Kopf immer dunkler wird.