General van Gaal genervt
Das Theater um Franck Ribéry missfällt dem neuen Bayern-Trainer jetzt schon. „Es muss bald vorbei sein“, fordert Louis van Gaal – und will einen Verhaltenskatalog für seine Profis aufstellen.
MÜNCHEN Franck Ribéry lacht. Trickst. Macht mit Kollegen sogar Tanzschritte in Kickstiefeln. Er hat ganz offensichtlich Spaß. Dabei schien ihm der doch abhanden gekommen zu sein, zwischen den Gesprächen mit Spezl Zidane, Berater Alain Migliaccio und den kühlen Wiedersehensworten seines Geldgebers FC Bayern.
Der Gute-Laune-Ribéry ist nicht wirklich Teil der realen Welt, sondern entstammt einem neuen Musikvideo des algerischen Pop-Stars Cheb Khaled. Ribéry kickt darin auf einem staubigen Hartplatz in einer Gauditruppe. Immerhin trägt er ein Trikot, das so rot ist wie das des FC Bayern. Vorne drauf steht: „Fever“. Ein Zustand, der die gefühlte Temperatur beim Rekordmeister derzeit gut beschreibt.
Das Hickhack um den flinken Dribbler ist im Wirkungskreis eines Menschen angelangt, der bekannt ist für rigoroses Durchgreifen ohne Rücksicht auf Namen und Dienstgrad. Der Mann heißt Louis van Gaal und sagt von sich selbst: „Ich bin schon ein General, aber ein flexibler General.“ Beim Thema Ribéry mutiert der Bayern-Feldherr jedoch zum genervten General.
„Das Wechsel-Thema ist nicht gut für Franck, nicht gut für Bayern und auch nicht gut für mich. Es muss bald vorbei sein“, sagte van Gaal genervt der „Bild am Sonntag“. „Franck hat es augenblicklich sehr schwer, weil sein Umfeld ihn stark beeinflusst, und das können wir alle sehen. Darüber habe ich mit ihm gesprochen.“ Es blieb nicht beim Reden: Um Disziplinlosigkeiten wie zuletzt (Ribéry: „Ich will weg“) vorzubeugen, will van Gaal einen Verhaltenskatalog für die Profis erstellen. Ohne Regeln sei es „schwierig, in einer Gemeinschaft zu leben“.
"Den Spielern sollen Grenzen gezeigt werden"
Sportdirektor Christian Nerlinger bezeichnete den Führungsstil des neuen Chefs als „sehr autoritär“ und kündigte an, ihn „bedingungslos“ zu unterstützen: „Den Spielern sollen Grenzen gezeigt werden, die nicht überschritten werden dürfen.“ Der Spielraum für Filou Ribéry wird enger.
Nicht umsonst hatte der Niederländer in seiner ersten Pressekonferenz als Bayern-Trainer auf den Teamplay-Gedanken beim Vorbild FC Barcelona hingewiesen. Auch Stars müssen sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Will sagen: Für Diven ist hier kein Platz!
Zuletzt hatte Ribéry gar keinen Platz mehr beansprucht. Wegen einer Blase am Fuß und Problemen an den Achillessehnen hatte er seit Donnerstag nicht trainiert - was Vermutungen schürte, er habe keine Lust mehr. Das spanische Sportblatt „Marca“ sah in Ribérys Trainingspause einen „klaren Akt der Rebellion“. Nerlinger wiegelte ab: Ribérys Probleme seien „keine Erfindung, kein Vorwand“. Beim sonntäglichen Gewittertraining war der Franzose wieder dabei, trabte beim Trainingskick der A-Elf (natürlich in orangefarbenen Leibchen) gegen die B-Elf aber so lustlos übers Feld, dass er kaum mehr Ballkontakte hatte als in seiner Trainingspause.
Das Gezerre um Ribéry wird bald ein Ende finden. Entweder unterbreitet Madrids Unterhändler Pedro Lopez Jimenez tatsächlich ein Angebot, „das die Bayern nicht ausschlagen können“, wie die spanische Sportzeitung „AS“ mutmaßt. Oder der General spricht ein Machtwort. Das tut er gerne und wird er bald sowieso öfter tun müssen: Wenn es um die Personalien Lucio und Luca Toni geht. Eins hat Louis van Gaal schon klargestellt: „27 Spieler sind zu viel.“
Thomas Becker