„Geld braucht Bayern nicht, Ribéry macht den Unterschied“

Real hin, Chelsea her – Ex-Bayer Bixente Lizarazu warnt den Rekordmeister, seinen französischen Landsmann abzugeben. „Er war vergangene Saison der Spieler, der immer eine Lösung fand.“
von  Abendzeitung
Hat er noch Lust auf die Bayern? Superstar Franck Ribéry.
Hat er noch Lust auf die Bayern? Superstar Franck Ribéry. © dpa

Real hin, Chelsea her – Ex-Bayer Bixente Lizarazu warnt den Rekordmeister, seinen französischen Landsmann abzugeben. „Er war vergangene Saison der Spieler, der immer eine Lösung fand.“

AZ: Monsieur Lizarazu, Ihr Landsmann Franck Ribéry hält uns hier in München derzeit ganz schön auf Trab. Was wird denn nun aus ihm? Geht er oder bleibt er?

BIXENTE LIZARAZU: Ha! Wenn ich das wüsste! Was ich weiß, ist, dass Franck ein sehr wichtiger Spieler für Real Madrid sein kann. Kann! Weil Madrid Spieler mit seinem Stil, seiner Geschwindigkeit und seinen Dribblings braucht. Deswegen haben sie schon Cristiano Ronaldo gekauft. Mit Zinédine Zidane hätte Franck einen mächtigen Fürsprecher im Verein, was natürlich immer sehr hilfreich ist. So viel zum Standpunkt von Real Madrid. Auf der anderen Seite verstehe ich Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß, dass sie Franck nicht verkaufen wollen und dass sie auf seinen Vertrag pochen.

Aber geht es am Ende doch wieder nur ums Geld?

Das ist keine Frage des Geldes. Geld brauchen die Bayern nicht. Sie wollen ein gutes Team bauen, und Ribéry ist im Bayern-System sehr, sehr wichtig. Er macht den Unterschied. Er war in der vergangenen Saison der Spieler, der immer eine Lösung fand. Von dieser Sorte gibt es nicht viele Spieler. Franck ist jung; er muss sich nicht so schnell entscheiden. Aber ich kann nicht in seinen Kopf schauen. Es wird sicher ein harter Kampf werden zwischen Bayern und Madrid. Es sind beides große Klubs, die sich gegenseitig respektieren, und ich denke, sie werden dieses Problem mit sehr viel Diplomatie lösen. Sie müssen es mit Diplomatie lösen!

Falls Ribéry beim FC Bayern bleibt: Wie motiviert wird er noch sein, nachdem monatelang Namen wie Real, Barcelona oder Chelsea so greifbar für ihn schienen?

Das ist kein Problem. Franck ist ein Profi. Er wird sich voll und ganz auf Bayern konzentrieren, und alle werden sehr glücklich sein, wenn er bleibt.

Würde sich ein Wechsel Ribérys auf seine Rolle in der Nationalmannschaft auswirken, ein Jahr vor der WM in Südafrika?

Ich glaube nicht. Es ist nur so, dass man sich bei einem neuen Verein wieder neu beweisen und alle Qualitäten zeigen muss. Es kommt natürlich auf die Qualität des neuen Teams an. Im vergangenen Jahr hatte Madrid keinen Erfolg. Nun sind sie sehr ambitioniert, wollen ein Team auf dem Niveau von Barcelona bauen – was die Mannschaft und ihre neuen Stars unter hohen Druck setzt.

Egal, ob mit oder ohne Ribéry: Die kommende Saison könnte für den runderneuerten FC Bayern recht revolutionär werden...

Ich glaube nicht an Revolutionen - obwohl es ein französisches Konzept ist. Ich bevorzuge langsamere Lösungen.

Und was muss sich langsam ändern im Bayern-Kosmos?

Zu allererst müssen sie wieder eine gute Abwehr zusammenstellen und auch im Mittelfeld ein gutes defensives System installieren, vielleicht noch einen sehr guten Abwehrspieler kaufen. Was die Offensive angeht mit Gomez, Klose, Schweinsteiger, wenn er wieder auf sein bestes Level zurück findet, und mit Ribéry: das sind alles sehr gute Spieler! Der Schlüssel zum Erfolg liegt definitiv in der Abwehr. Defensive ist ein Kollektiv. Es genügt nicht, gute Spieler zu haben. Sie müssen auch gut zusammen spielen. Das war im vergangenen Jahr nicht der Fall.

Haben Sie in Ihrer Münchner Zeit einen solchen Umbruch erlebt, wie ihn der FC Bayern im vergangenen Jahr mit Jürgen Klinsmann erlebte und wie er auch jetzt wieder mit Louis van Gaal bevorsteht?

Ich war von 1997 bis 2006 bei Bayern, und ich kann mich an kein Jahr erinnern, in dem wir nichts gewonnen haben. Solche Probleme wie im vergangenen Jahr hatten wir nie. Selbst in der schlechtesten Saison waren wir erfolgreich. In acht Jahren bin ich sechs Mal Meister, fünf Mal Pokalsieger und Champions-League- und Weltpokal-Sieger geworden. Das ist ganz okay. Es gab zwar viele Wechsel in dieser Zeit, aber der Erfolg war immer da.

Interview: Thomas Becker

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.