Gelb-Rot für Schweinsteiger: Nicht ganz sauber!
Die britische Presse bezeichnet Schweinsteiger wegen seines Fouls an Rooney als „dirty Schwein“. Nach Gelb-Rot fehlt Bayerns Mittelfeldchef im Rückspiel. Lahm und Kroos müssen ihn ersetzen.
München - Den Kopf auf die Brust gelegt, eine Fanshop-Tüte mit Bayern-Logo geschultert schlenderte Bastian Schweinsteiger aus dem Bankett-Saal Richtung Zimmer. Der Vize-Kapitän war einer der ersten Spieler, der die „Worsley Suite“ im Mannschaftshotel „Worsley Park Country Club“ in Manchester verließ.
Schweinsteiger wollte seine Ruhe. Nur kein Mitleid mehr, keine Schulterklopfer, keine aufbauenden Worte. Nur nicht das Wort Rooney!
Da hatte der tragische Held des 1:1 der Bayern am Dienstagabend bei Manchester United das ganze – freilich wohlwollende – Programm bereits hinter sich. Inklusive Extra-Applaus der Gäste und Sponsoren auf dem Bankett beim Betreten des Saals.
Ein wenig Small-Talk am Tisch, ansonsten wollte Schweinsteiger nicht drüber reden. Weder über sein Tor, noch über seinen Platzverweis in der 90. Minute. Den zweiten seiner Europacup-Karriere. Kurioserweise widerfuhr ihm das schon einmal so ähnlich: Am 18. Oktober 2006 bei Sporting Lissabon traf er zunächst, sah anschließend Gelb-Rot.
Dieses Viertelfinal-Hinspiel, diese letzte Minute mit der Grätsche gegen den zum Konter davonstürmenden Wayne Rooney, tat richtig weh. Dem Engländer nicht. Rooney hob ab als Schweinsteiger den Ball traf, touchierte erst dann dessen Beine. Das Tackling war sehr riskant, nicht ganz sauber – klar. Das vermeintliche Opfer wurde noch am Boden vom Vize-Kapitän der Bayern ermahnt.
Nach der Gelb-Roten Karte ging der 29-Jährige mit erhobenem Zeigefinger auf Rooney zu und geigte ihm die Meinung. Rooney verzog den Mund, als wollte er sagen: „Hast ja Recht, dumm gelaufen, Kumpel!“ Als wäre es ihm peinlich. Ein Statement dazu gab es nicht von Rooney.
Dafür Saures von den englischen Boulevard-Zeitungen. Die Speerspitze bildete „The Mirror“ mit der wenig charmanten Headline „You dirty Schwein!“ Über der Beleidigung steht: „Bastian brach Uniteds Herzen bevor er für das Foul an Roo Rot sah.“
Nicht die feine englische Art. Doch wer nach 47 Jahren immer noch behauptet, das Wembley-Tor wäre drin gewesen, der erkennt in dieser Szene auch ein „schmutziges“ Schweinsteiger-Foul.
Nicht ganz sauber! Nur Nachtreten ist übler.
War der Platzverweis gerechtfertigt? „Absolutely not“, sagte Trainer Pep Guardiola auf Englisch und nannte die Entscheidung „unfair“. Sportvorstand Matthias Sammer entrüstet: „Wenn du gleiche Maßstäbe anlegst, stellt sich die Frage, warum Valencia mit mehreren Fouls drinbleibt, Auf dem Niveau musst du gleiche Maßstäbe ansetzen.“
Hilft nichts. Schweinsteiger fehlt im Rückspiel (9. April) – wie auch der gelb-gesperrte Martínez und der verletzte Thiago. Am schwersten wiegt der Schweinsteiger-Ausfall. „Er ist der Kopf der Mannschaft. Ein Anführer, dem man folgt“, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, „sensationell, dass er so schnell den Anschluss gefunden hat.“
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Bei United hatte der 29-Jährige starke 111 Ballkontakte, mehr als Kroos (107) und Lahm (106). Letztere müssen es nächsten Mittwoch in der Allianz Arena richten, gemeinsam mit Götze in der Zentrale. Im Herzen des Spiels, dem jedoch die Pumpe fehlt.
Am Mittwoch vor dem Rückflug aus Nordengland war Schweinsteiger wieder besserer Laune, ließ sich mit Pizarro und Rafinha fotografieren.
Er grinste. In der Hand einen Coffee to go.
Geht scho’ wieder!
F. Bogner, P. Strasser
