Geläutert: Ribéry renoviert sich selbst

MÜNCHEN - Bayerns Spaßmacher, im vergangenen Jahr durch private Krisen ernster geworden, kündigt neue Streiche an. „Die Familie ist für mich wichtiger“.
Der Bus war diesmal in Sicherheit. Hände weg vom Steuer – dieses Motto hatte sich Franck Ribéry auferlegt. Im Trainingslager von Dubai vor zwei Jahren hatte er sich ans Steuer gesetzt, war über einen Bordstein gebrettert und hatte zwei Hotel-Schilder zu Schrott gefahren. „Diesmal fahre ich nicht Bus“, sagte der Franzose in Doha und meinte lachend: „Zu gefährlich!“
Der Mann ist erwachsener geworden, seine Streiche – er versalzte oder versüßte das Essen, schmierte Zahnpasta auf Türklinken, versteckte Schuhe oder zerschnibbelte die Socken – gehören der Vergangenheit an. „In der schwierigen Phase gab es für mich keinen Anlass, Späße zu machen und lachend durch die Welt zu gehen“, sagte der 27-Jährige dem „kicker“ und kündigte an: „Aber jetzt habe ich wieder Lust auf den Fußball und werde dadurch viel lockerer.“
2011 – es soll sein Jahr werden. Als Fußballer. Als Spaßmacher. „Mit den Streichen ist es nicht vorbei, das kommt spontan, wenn ich gut drauf bin.“ Und er ist gut drauf. Beim 4:0 im Test vor der Abreise aus Katar gegen Al Wakrah überzeugte er auf der linken Seite, das Zusammenspiel in Halbzeit eins mit seinem neuen Hintermann Luiz Gustavo überzeugte Trainer Louis vanGaal. „Ich bin auf dem besten Weg, da anzuknüpfen, wo ich 2007/08 war. Der richtige Ribéry wird jetzt wiederkommen“, kündigte der Mittelfeldspieler für die Rückrunde an. „ich will mein Spiel wiederfinden wie in den ersten beiden Jahren.“ Mit dem Coach hat er sich nach Schwierigkeiten im Herbst angenähert, die tägliche Kommunikation funktioniert immer besser.
Der erste Schritt jedoch war eine Selbsterkenntnis. Ribéry ist geläutert. „Die Fehler, die ich begangen habe, werde ich kein zweites Mal machen. Ich habe aus 2010 sehr viel gelernt und einiges geändert“, sagte der französische Nationalspieler und spielte auch auf die Probleme in seinem Privatleben an, sowie den desolaten Auftritt der Equipe Tricolore samt Aus in der Vorrunde und Meuterei der Mannschaft bei der WM in Südafrika. „Ich habe mich verändert“, beteuerte der neue Ribéry und erwähnte „die Vorkommnisse bei der WM, auch die Verletzungenund mein Privatleben, „ich bin reifer geworden und setze jetzt andere Prioritäten. Die Familie ist für mich wichtiger. Mir ist vieles klar geworden im letzten Jahr: dass die glänzende Welt des Fußballs nicht unbedingt der Wirklichkeit entspricht.“
Ein Umzug hat zur Ribéry- Renovierung beigetragen. „Ich habe jetzt ein neues Haus, lebe nun in einem kleinen Ort außerhalb Münchens und habe mich dort sehr gut eingelebt.“ Der nächste Streich steht kurz bevor.
P. Strasser