"Gehört dazu, um besser zu werden": Tuchel zieht persönliche Lehre aus der FC-Bayern-Pleite

München - So hatte sich Thomas Tuchel (50) seinen Abschied mit Sicherheit nicht vorgestellt. Um 17.56 Uhr stapfte der scheidende Bayern-Trainer im Schlepptau von Pressesprecher Dieter Nickles zu seiner letzten Pressekonferenz. Dass es zu keinen Emotionen kommen würde, war vorprogrammiert. Hatte Tuchel schon vor dem Spiel gegen Wolfsburg (2:0) betont, dass er sich für seine Zeit beim Rekordmeister keinen Blumenstrauß wünscht.
Tuchel über FC-Bayern-Pleite: "Haben Gegner ins Spiel gebracht"
Doch, dass er sich zum Abschluss nochmal für eine 2:4-Niederlage bei der TSG Hoffenheim und damit Tabellenplatz drei rechtfertigen muss, dachte er wohl nicht. "Wir haben sehr gut begonnen und dann eine hohe Anzahl an individuellen Fehlern und Ballverlusten aneinandergereiht", resümierte Tuchel auf dem Podium. Denn nach einer Pleite im Breisgau sah es nach sechs Minuten nicht aus, die Münchner lagen durch Tore von Youngster Mathys Tel (19) und Alphonso Davies (23) mit 2:0 in Führung.
Aber wie schon bei der Niederlage in Heidenheim (2:3) gab die Tuchel-Truppe eine komfortable Führung noch leichtfertig durch individuelle Schnitzer aus der Hand. "Wir haben den Gegner ins Spiel gebracht und dann absolut ungenügend verteidigt in jeder einzelnen Abschlusssituation", kritisiert der Übungsleiter des FC Bayern. Damit meint er wohl auch die Aussetzer seines Kapitäns Manuel Neuer (37), der der TSG nicht nur den Anschlusstreffer auflegte. "Es ist nochmal eine bittere Niederlage und völlig unnötig. Am Ende ist es viel zu häufig passiert."
FC Bayern verspielt durch Niederlage in Hoffenheim Vize-Meisterschaft
Ob die achte (!) Niederlage in der Bundesliga ein Sinnbild für die verkorkste Saison ist, wollte Tuchel nicht bestätigen, er betonte aber: "Wir hätten zehn Minuten in Stuttgart gehabt, um den VfB auf Abstand zu halten. Das haben wir schleifen lassen. Hier das Gleiche. Das passiert einfach viel zu oft." Zumal die Schwaben von Sebastian Hoeneß (42) am Ende durch einen 4:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach den Bayern noch die Vize-Meisterschaft aus der Hand rissen.
Eine Erklärung für den erneuten Absturz seiner Mannschaft hatte Tuchel. "Aber keine für die Öffentlichkeit", schob der Bayern-Trainer hinterher. Ob Tuchel seine Ansätze wenigstens dem neuen Chefcoach verrät? Wichtig wäre es zumindest, um die Bayern-Baustellen zu beheben. Auch wenn Tuchel die Schäden nicht reparieren konnte, bereut er sein Engagement an der Säbener Straße keinesfalls.

Tuchel reift durch Bayern-Erfahrungen wie ein guter Wein
"Als Trainer wird man jeden Tag besser, weil man Erfahrung sammelt, auch mit negativen Erfahrungen", so der gebürtige Krumbacher. "Das gehört dazu, um besser zu werden und sich weiterzuentwickeln." Wo Tuchel seine Lehren als nächstes einbringen wird, ist aber noch unklar. Von einem erneuten Engagement auf der Insel soll der Schwabe aber nicht abgeneigt sein.