Gegenwind für Gianni: Bayern-Bosse gegen Infantinos WM-Pläne

München - Am Abend nach seinen höchstumstrittenen Aussagen versuchte es Gianni Infantino mit Schadensbegrenzung, aber dafür war es zu spät. "Bestimmte Bemerkungen" des Fifa-Präsidenten über Flüchtlinge seien "falsch interpretiert" und "aus dem Zusammenhang gerissen" worden", teilte der Weltverband mit. Doch das stimmte so nicht, Infantino hatte sich - mal wieder - vergaloppiert. Und zwar heftig.
"Wir müssen die gesamte Welt miteinbeziehen. Wir können dem Rest der Welt nicht sagen: Gebt uns euer Geld und eure Spieler - und schaut am Fernseher zu", hatte Infantino vor dem Europarat in Straßburg gesagt, um die Vorteile seiner WM-Idee zu erläutern. Infantino will das Turnier in Zukunft alle zwei Jahre veranstalten. "Wir müssen den Afrikanern Hoffnung geben, damit sie nicht mehr über das Mittelmeer kommen müssen, um vielleicht ein besseres Leben zu finden oder, wahrscheinlicher, den Tod im Meer", erklärte er doch allen Ernstes.

WM alle zwei Jahre? Uli Hoeneß hält davon "gar nix"
Ein übles Eigentor des Fifa-Präsidenten, der sich damit weiter isoliert und weltweit für Kopfschütteln sorgt. Sein Ansehen bei Verbänden und Topklubs hat in den vergangenen Jahren ohnehin schon arg gelitten - auch beim FC Bayern.
Ehrenpräsident Uli Hoeneß etwa stellte im AZ-Interview klar, dass er von Infantinos Absicht, eine WM im Zweijahresrhythmus zu veranstalten, "gar nix" hält, wie er sagte: "Wenn etwas alle zwei Jahre stattfindet, wäre die Vorfreude nicht das Gleiche. Es wäre etwas Alltägliches. Auf eine WM freut man sich vier Jahre lang, weil sie ein echtes Highlight ist. Alle zwei Jahre würde sich nicht dieses Gefühl einstellen."
Hoeneß erklärte weiter: "Auch im Hinblick auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Spieler ist es in meinen Augen nicht zu verantworten, eine WM im Zweijahresrhythmus zu veranstalten. Der Kalender ist schon jetzt völlig überfrachtet."

Mehr Spiele würde es für Stars wie die des FC Bayern aber wohl tatsächlich nicht geben, die Fifa will in ihrem neuen Spielkalender-Modell feste Ruhephasen einplanen und insgesamt weniger, dafür jedoch längere Abstellungsperioden für Länderspiele. Eine Option sieht so aus, dass die Ligen nur noch im Oktober/November unterbrochen werden, ehe dann erst wieder im Sommer die Turniere anstehen.
WM in Katar: Hoeneß sieht einen sportlichen Vorteil
Frühestens ab 2026 könnte sich ein solcher Fifa-Kalender realisieren lassen, doch es gibt weiter großen Gegenwind - von der Uefa, dem DFB und den deutschen Klubs. Übrigens auch gegen die Winter-WM in Katar Ende dieses Jahres (21. November bis 18. Dezember 2022).
"Grundsätzlich sehe ich es schwierig, dass eine WM im Winter gespielt wird und die Weltmeister jubeln, wenn bei uns vielleicht Schnee fällt", sagte Hoeneß: "Das kann ich mir im Moment noch nicht so vorstellen. Möglicherweise ist ein kleiner Vorteil dieser WM allerdings, dass die Spieler nach der Hälfte der Saison körperlich voll im Saft stehen werden - während sie am Ende der Saison ansonsten meistens ziemlich kaputt sind. Rein sportlich gesehen könnte es eine tolle WM werden."

Aus dem Lager der Münchner, die mindestens bis 2023 von Qatar Airways gesponsert werden, sind noch kritischere Stimmen zur Katar-WM und Infantino zu vernehmen - zum Beispiel von Edmund Stoiber.
Nicht nur die Politik: Stoiber sieht auch andere Kritikpunkte
"Neben der politischen Problematik gibt es auch sportlich Kritikpunkte", sagte das Bayern-Aufsichtsratsmitglied gegenüber der AZ: "Es ist sehr heiß vor Ort, die WM findet rund um Weihnachten statt, es wurden extra Klimaanlagen in den Stadien gebaut. Aber die Würfel sind gefallen und Europa hat sich damit abgefunden. Wir haben mittlerweile einige Entscheidungen der Fifa, die so kaum nachvollziehbar sind. Wenn ich mir etwa die Pläne von Gianni Infantino anhöre, eine WM alle zwei Jahre auszutragen: Das macht wenig Sinn."
Gegenwind für Gianni. Dafür hat der Fifa-Präsident selbst gesorgt.