Gegen Lille: "Vom Allerfeinsten – zum Genießen"
Mit 6:1 fertigt das Heynckes-Team Lille ab. Schon zur Halbzeit steht es 5:0. Pizarro trifft dreimal – und Robben, ebenfalls erfolgreich beim Schützenfest, sagt: „Im Moment läuft alles super“
München - Sie stellen einen schon vor Probleme, diese Bayern. Wie, um Himmels willen, soll man diese Leistungen noch kommentieren, wenn einem langsam die Superlative ausgehen? Was soll Präsident Uli Hoeneß über dieses 6:1 gegen Lille sagen, wenn er schon das 3:0 gegen den HSV vom Samstag als „Fußball-Kunst“ bezeichnet hat?
Grandioser FC Bayern zerlegt Lille
Die Bayern haben gestern jedenfalls in der Allianz Arena die nächste Gala abgeliefert und zum ersten Mal in dieser Saison auch in der Champions League die Zuschauer und sich selbst mit einer Kostprobe ihrer unbedingten Lust am Fußball beglückt. Quasi im Vorbeigehen zerlegten sie die bemitleidenswerten Berufsfußballer des OSC Lille. Und das mit einer Leichtigkeit und Anmut, dass die Rivalen in Deutschland und in Europa langsam wirklich ins Grübeln geraten müssten ob dieser Stärke der Bayern.
„Im Moment läuft alles super“, freute sich Arjen Robben, „aber wir dürfen uns nicht selbst loben – so muss jedes Spiel sein.“ Robben reagierte damit auf die Bemerkung von Jupp Heynckes, man solle nicht verfrüht in Euphorie verfallen. Am Mittwoch aber durfte man das. „Die erste Halbzeit war vom Allerfeinsten“, erkannte Robben, „da darf man auch mal Spaß haben. Das war zum Genießen.“
Auch die paar hundert Fans, die aus Protest gegen neue Einlassbestimmungen in der Champions League kurzfristig beschlossen hatten, ihre Plätze in der Südkurve freizulassen, dürfen sich insgeheim geärgert haben, die Partie nicht von den Rängen aus gesehen zu haben.
Bereits in der vierten Minute hätte Thomas Müller für die Führung sorgen müssen, als er, äußerst klug von dem wieder in die Startelf gerutschten Arjen Robben angespielt, schließlich doch Lilles Keeper Landreau anschoss. Doch nur eine Minute später führte Bayern dann doch. Dank einer wahren Rarität: Dass Bastian Schweinsteiger in dieser Saison zwar torgefährlich ist, das dürfte sich natürlich auch in Lille herumgesprochen haben; doch dass Schweinsteiger neuerdings auch Freistöße direkt verwandelt, das überraschte gestern vielleicht sogar ihn selbst. Schweinsteiger traf mit einem mit traumwandlerischer Sicherheit verwandelten Freistoß – und bereitete so die Gala des Claudio Pizarro vor. In der 18. Minute gelang dem mittlerweile 32-Jährigen sein 18. Champions-League-Treffer. Nach einem filigranen Doppelpass mit Franck Ribéry auf engstem Raum traf Pizarro mit einem trockenen Schuss zum 2:0 (18.). Nur fünf Minuten später versuchten die Bayern es nochmal mit einem Freistoß. Aus dem Fünferrat der Bayern-Kreativen, der sich rund 20 Meter vor dem Tor formiert hatte, trat schließlich Arjen Robben an, schoss – und traf. Zwar in erster Linie den Franzosen Balmont, doch der fälschte den Ball unfreiwillig zum 3:0 ab. Wieder nur fünf Minuten später stand es 4:0. Pizarro hielt bei der Flanke von Kapitän Philipp Lahm seinen Fuß im richtigen Moment in die Flugbahn des Balles und traf. Drei Minuten später wiederholten die beiden das Spielchen, doch diesmal entschied sich Pizarro, sein Köpfchen zum Toremachen zu verwenden. 5:0, nach etwas mehr als 30 Minuten! Es roch nach einem zweistelligem Ergebnis.
Doch dazu kam es nicht. In der zweiten Halbzeit nahmen die Bayern zwar nicht das Tempo heraus, spielten ihre Angriffe aber nicht mehr bedingungslos zu Ende. Ein Kantersieg war es ja schon so. Doch als Salomon Kalou aus dem Nichts mit einem Gewaltschuss das 5:1 gelang, legten sie doch nochmal nach. Toni Kroos, gerade eingewechselt, traf mit einem strammen Schuss (66.).