Gegen Lille: Elfmeter Müllerin-Art

Dank Thomas Müllers komischer Schusstechnik gewinnt Bayern in Lille. Doch auch in der Liga brilliert er als Topscorer. „Er ist in dieser Saison wieder der Alte: Agil, spielfreudig, spritzig.”
Patrick Strasser |
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Dank Thomas Müllers komischer Schusstechnik gewinnt Bayern in Lille. Doch auch in der Liga brilliert er als Topscorer. „Er ist in dieser Saison wieder der Alte: Agil, spielfreudig, spritzig”

MÜNCHEN Die Sache ist nämlich die: Nach dem Ende des Trainings an der Säbener Straße schnappt sich Thomas Müller hin und wieder noch den Ball, und dann werden Elfmeter trainiert. Dazu zieht er Torwarthandschuhe an. Der Mann hechtet gerne. Learning by doing – nur andersrum.

Aber er probierte sich auch als Schütze. Immer wieder. Freiwillig. Bis es sogar Jupp Heynckes auffiel. So schnell kann’s gehen. „Dann habe ich ihn nominiert, er für das Spiel in Lille war erster Schütze, Ribéry Nummer zwei”, erklärte Heynckes nach der Landung in München. Geht doch. Trainingsfleiß wird belohnt. Bayern gewinnt 1:0 in Lille, dank Müllers Elferkünsten. Es war eine Premiere, sein erster Schuss von Punkt in der Champions League oder Bundesliga. Wichtig und witzig. Wertvoll und komisch.

„Thomas hat ein paar Jahre warten müssen, bis er endlich mal einen schießen durfte”, erzählte Bastian Schweinsteiger mit einem Grinsen im Gesicht, „er hat viel geübt und seine ganz spezielle Art zu schießen. Jetzt hat er es endlich mal zeigen dürfen.”

Das Rezept für den Elfmeter Müllerin-Art geht so: Er steht mittig zum Punkt, läuft keinen leichten Bogen, nein, kerzengerade. Die Augen stur auf den Torwart gerichtet. Der Fuß knickt im 90-Grad-Winkel ab, er schiebt den Ball mit der Innenseite. Und was ist daran witzig? Müller zur AZ: „Der Schweini lacht wahrscheinlich wegen meines Anlaufs, weil ich den Hintern so komisch rausstrecke.”

Die Laune stimmte. Die Bayern wussten, dass sie ansonsten nur eine (!) weitere Torchance hatten. Nicht Ribéry war in seiner Heimat der Held, sondern Müller. Seine derzeitigen Leistungen auf den komischen Elfer zu reduzieren, wäre ungerecht. Sechs Saisontreffer, dazu sieben Vorlagen, machen ihm zum Topscorer der Liga. Die Quote stimmt. „Er ist in dieser Saison wieder der Alte: Agil, spielfreudig und spritzig. Das macht sich auch in unserem Spiel bemerkbar”, meinte Heynckes am Mittwoch, „er gehört zu den Führungsspielern in der Mannschaft, er ist Nationalspieler, übernimmt gerne Verantwortung, geht vorneweg. Sein Engagement stimmt immer. Es ist sehr erfreulich, dass er sich zeigt.” Wie auch in der Fankurve. Wahrscheinlich tanzte er aus Erleichterung am wildesten.

Plötzlich ist Müller die Nummer eins vom Punkt, mit dem Coup von Lille hat er die Elfer-Malaise der Bayern beendet (siehe unten). „Ich hatte mir eine druckfreiere Ausgangslage für meinen ersten Elfmeter gewünscht”, sagt er. Drin ist drin. Egal wie. „Sein Elfer sind enorm gewöhnungsbedürftig”, sagte Heynckes, „weil er so lange verzögert und im letzten Moment schießt.” Bleibt die Frage: Wer muss mit ihm im Training üben? Müller: „Tom Starke ist mein Sparringspartner, weil der Neuer sich weigert.” Wie bitte? Heynckes zur AZ: „Da kriegt der zu viel, wenn der Müller so schießt.” Sprach’s und lachte sich schlapp.

Der allgemeine Frohsinn zeigt, dass die Bayern wohl über ihr Elferdrama dahoam hinweg sind. Schweinsteiger setzte im Mai den letzten Bayern-Elfer an den Pfosten. Nun, über fünf Jahre später, konnte sich Müller noch diesen Spruch erlauben: „Der hat wohl noch nie einen Elfer gesehen, der reingeht.” Speziell Neuer freute sich über Schützenkönig Müller. Er selbst nämlich habe „keinen Bock, Elfmeter zu schießen”. Im Finale gegen Chelsea blieb dem Torhüter keine Wahl. Müller war zuvor ausgewechselt worden. 

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