Gegen Juve: Das erste Pep-Finale

Gegen Juve steht für Guardiola nicht nur die Champions League auf dem Spiel – sondern auch seine ganz persönliche Bayern-Bilanz.
München - Pep Guardiola erschien im schwarzen Rollkragen-Pulli zur Pressekonferenz. Der Bayern-Trainer wirkte aufgeräumt und entschieden vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Bayern gegen Juventus Turin (20.45 Uhr, ZDF und Sky live). Nervosität? Druck? Er ließ sich nichts anmerken, bangt bis Mittwoch lediglich um den Gesundheitszustand von Arjen Robben, der das letzte Training wegen einer Erkältung auslassen musste und im Kraftraum arbeitete. Kann der Holländer nicht spielen, rückt Franck Ribéry ins Team.
Lesen Sie auch: PK zum Nachlesen: "Juve bleibt eine gefährliche Mannschaft"
Im ersten Pep-Finale. Ob er sich generell Sorgen mache vor diesem zweiten Duell mit dem italienischen Meister, der im Hinspiel erst nach dem 2:0 der Bayern sein wahres, sein aggressives und kämpferisches Gesicht gezeigt und zum 2:2 ausgeglichen hatte? „Ein Champions-League-Spiel hat mich nie besorgt. Ich bin privilegiert, das hier aus nächster Nähe erleben zu dürfen“, antwortete Guardiola einem italienischen Reporter und wurde konkreter als bei deutschen Nachfragen: „Wenn wir verlieren sollten, würde es für ein paar Tage hart werden. Aber danach schauen wir auch wieder auf das nächste Spiel.“
Bayern-Aus im Achtelfinale zuletzt 2011
Ein Aus gegen Juventus aber wäre eine klare Zäsur. Ein Schock für den Verein, ein Magenschwinger für Pep Guardiola. Für die Bayern steht nicht weniger als das Triple auf dem Spiel. Mit einem Ausscheiden würde man sich genauso früh aus Europa verabschieden wie zuletzt 2011, als man im Achtelfinale gegen Inter Mailand nach einem 1:0 auswärts daheim 2:3 verlor. Eliminiert Juve die Bayern, wäre es das letzte Champions-League-Heimspiel in München bis September. Heißt: Nicht nur ein Verlust an Reputation, sondern auch, was die Uefa-Prämien betrifft.
Und Pep? Ketzerisch könnte man sagen, er hätte dann mehr Zeit, um die Kaderplanung bei Manchester City, seinem Verein ab Juli, voranzutreiben.
Lesen Sie hier: Salihamidzic: "Vidal fehlt Juventus unheimlich"
Die Frage musste kommen. Ob er den Druck spüre. Er, der in seinen ersten beiden Jahren in München jeweils im Halbfinale der Königsklasse gescheitert ist, 2014 an Real Madrid, letztes Jahr an seinem Heimatverein FC Barcelona. Schwer zu sagen, was Guardiola mehr weh getan hat und welche dieser Wunden irgendwann verheilen wird – wenn überhaupt. Ein Trainer dieser Kategorie definiert sich über den Henkelpott. „Ich weiß, was passiert, wenn wir nicht die Champions League nicht gewinnen“, antwortete er gestern gefasst: „Ich akzeptiere diese Rolle und diesen Druck. Die Mentalität jedes großen Vereins ist: Weiter, immer weiter. Wenn man gewinnt, will man sich trotzdem weiter verbessern.“ Wenn man verliert, kommt der Bumerang.
Lesen Sie auch: Arjen Robben muss Abschlusstraining ausfallen lassen
Vor allem dies steht für Pep auf dem Spiel: Verliert er, verliert er wohl auch die Rolle, sakrosankt zu sein und von seinen Vorgesetzten geschützt zu werden. Laut „Bild“ soll er versucht haben, David Alaba zu Manchester City zu locken, zu Guardiolas künftigen Arbeitgeber. Der Spanier habe den 23-Jährigen „heimlich“ umworben – und verloren, da Alaba kurz vor einer Vertragsverlängerung bei Bayern bis 2021 stehe. Boss Rummenigge dementierte einen Abwerbeversuch, doch ein Geschmäckle bleibt. Zu Peps paralleler Arbeit für Bayern und City sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer in „Bild“: „Ich finde es schwierig – für alle Beteiligten, also für Bayern und für Pep. Das sorgt für immer neue Spekulationen.“
Letzten Montag war Guardiola an einem freien Tag nach Amsterdam geflogen und hatte sich mit City-Sportdirektor Txiki Begiristain getroffen. Das, so Beckenbauer, sei „kein Problem, solange er seine Pflichten in München nicht vernachlässigt“. Es ist eine sanfte Warnung. Das Einfachste wäre: Pep kommt weiter. Und erwartet im Viertelfinale sein nächstes Finale.