Gegen Atlético Madrid: Die Bayern im Angesicht der Hölle

Atlético Madrids Arena Vicente Calderón ist für ihre hitzige Stimmung gefürchtet. "Wir gehen in jeden Ball wie in den Tod, wie in ein Finale".
Patrick Strasser |
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„Es wird an allen Ecken und Kanten kleine Mätzchen geben“, sagt Bayerns Thomas Müller über die Atmosphäre im Stadion Vicente Calderón von Atlético Madrid.
dpa „Es wird an allen Ecken und Kanten kleine Mätzchen geben“, sagt Bayerns Thomas Müller über die Atmosphäre im Stadion Vicente Calderón von Atlético Madrid.

Madrid - Kürzlich verschickte der amtliche Twitterkanal des Club Atlético de Madrid ein paar frische Bilder vom Neubau. Im Osten von Madrid, im Stadtbezirk San Blas, entsteht die neue Heimat der „Rojiblancos“, der Rot-Weißen, komplett überdacht, kompletter Komfort, Logen inklusive. Im Sommer 2017 soll das neue Stadion „La Peineta“ eröffnet werden. Natürlich ziehen die leidenschaftlichen Fans mit ihren durchdringenden wie permanenten „At-lé-ti! At-lé-ti!“-Schlachtrufen mit um.
Doch der Geist des „Vicente Calderón“ wird fehlen, der Anmut der Hölle.

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Die Bayern treten im Champions-League-Halbfinalhinspiel am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF und Sky live) in dieser maroden, heruntergekommenen Arena an, unter deren Haupttribüne eine Autobahn durchführt. Der „Highway to Hell“ – die Schnellstraße in die Hölle – um es mit den Hardrockern von AC/DC zu sagen.

„Im Vicente Calderón ist es immer schwer"

 

Das Stadion versprüht einen morbiden Charme, der Rasen trägt den Geruch eines Schlachtfeldes. Hier wollen die Bayern Teil eins des Halbfinals überleben. Gegen Diego Simeone, den Hades Atléticos. Zum ersten Mal tritt eine Bayern-Elf hier am Ufer des „Manzanares“ an, die einzigen beiden Duelle der Europacup-Historie waren das Finale und das Wiederholungsendspiel von 1974 – ausgetragen jeweils in Brüssel. Zum ersten Mal hören sie das Gebrüll der Spieler aus der Atlético-Kabine.
Ein Ritual, das einschüchtern soll. Keiner aus dem aktuellen Team der Bayern kennt diesen Ort besser als Xabi Alonso. 22 Mal trat er bereits mit Real Madrid gegen die Rot-Weißen der spanischen Hauptstadt an (15 Siege, drei Niederlagen).

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„Im Vicente Calderón ist es immer schwer, die Atmosphäre dort heiß und besonders“, sagt der 33-jährige Spanier, „die Atlético-Fans sind sehr begeisterungsfähig, sehr lebendig. Sie unterstützen ihre Mannschaft mit viel Leidenschaft.“ Nett untertrieben. Die Anhänger auf den Rängen spiegeln die Aktionen ihrer Lieblinge wider. Und das ganz ohne Echo. Lediglich die Haupttribüne des Stadions auf Zeit ist überdacht.

Unten rudert Simeone ständig mit den Armen, um die Fans zu animieren. Er tobt und wütet und brüllt vor sich hin. Oben toben und wüten und brüllen die Zuschauer ihre Mannschaft vor sich her. Auf dem Platz attackiert ein Team mit einem Messer zwischen den Zähnen und einem in den Stutzen. Fußballadrenalin total. „Sie verteidigen mit Aggressivität, darauf müssen wir uns einstellen“, weiß Thomas Müller und fürchtet: „Es wird an allen Ecken und Kanten kleine Mätzchen geben, sie werden sich in einer Grauzone bewegen.“

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Immer am Rande der Legalität, mit Schaum vorm Mund. „Wir gehen in jeden Ball wie in den Tod, wie in ein Finale“, sagte Mittelfeldspieler Saúl, „nur mit dieser Einstellung ist es möglich für uns, gegen eine Mannschaft wie den FC Bayern zu bestehen.“ Selten klangen Fußballphrasen wie „Wir müssen die nächste Runde überleben“ oder Ausdrücke wie „Europapokalschlacht“ so authentisch.

Auf dem Highway in die Hölle

 

„Wir wissen, dass es ein sehr schweres Spiel wird im Vicente Calderón. Das ist eines der besten Stadien in ganz Europa, was die Stimmung angeht“, sagte Thiago und forderte: „Wir müssen uns dort auf unser Spiel konzentrieren, dürfen uns nicht das Spiel aus der Hand nehmen lassen, um ein gutes Resultat für das Rückspiel zu erzielen.“ Sprich: den Schützengraben, den Atlético aufbaut, möglichst unverwundet überstehen.

Rund sieben Kilometer Luftlinie liegen übrigens zwischen dem Koloss „Bernabéu“, dem großen Theater von Real Madrid, dem königlichen Tempel, und dem „Vicente Calderón“. Es ist das Sechzgerstadion Madrids. Nur spielt Atlético auch wirklich in seiner Heimatstätte. Bis 2017 noch. Vorher wollen die Bayern sie ärgern. Sie in ihrem eigenen Stadion auf den Highway in die Hölle schicken.

 

 

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