Geburtstagsgeschenk für Rummennigge

Am Dienstag den 25.09.2012 feiert der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, seinen 57. Geburtstag und bekam einen 3:0-Heimsieg geschenkt.
München - Einen Geburtstagsabend auf der Tribüne eines Fußballstadions zu verbringen, birgt ein gewisses Risiko. Der Jubilar hat das Gelingen der Feier nicht selbst in der Hand, sondern muss sich ganz auf die Belegschaft auf dem Rasen verlassen. Karl-Heinz Rummenigge blieb als Vorstandsvorsitzenden von Bayern München am Dienstag zwar gar nichts anderes übrig, als diese kleine Ungewissheit an seinem 57. Geburtstag hinzunehmen. Aber seine Bedenken konnten sich in Grenzen halten. Auf das für die Unterhaltung zuständige Personal war auch im fünften Spiel der Bundesligasaison Verlass. „Ich darf mich bedanken für den schönen Tag“, sagte er artig nach dem 3:0-Sieg der Münchner gegen den VfL Wolfsburg.
Rummenigge hätte sich wohl kaum sehr viel besser amüsiert, wenn er zu Hause im kleinen Kreise statt mit 71.000 Zuschauern in der Münchner Arena gefeiert hätte. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes agiert derzeit wie eine Eventagentur für gehobene Fußballkunst. Die in den vergangenen Jahren vor allem auf Ballbesitz
reduzierte Dominanz hat eine neue Stufe erreicht. Statt den Ball wie im Handball in der eigenen Hälfte gemächlich rotieren zu lassen und darauf zu warten, dass der Gegner Platz macht, erzwingen die Bayern nun die Lücken selbst. Sie suchen die freien Räume nicht nur, sondern kreieren sie durch schnelles Spiel in die Spitze und viel Laufarbeit. „Der FC Bayern ist für uns im Moment eine Nummer zu groß“, gab Wolfsburgs Trainer Felix Magath zu.
Angeführt von einem Bastian Schweinsteiger, der durch seine Körpersprache alte Führungsqualitäten zeigt und mit seinem Tor (24.) die Münchner Überlegenheit der Anfangsphase dokumentierte, entwickelt die Mannschaft eine neue Spielidee. Aber die Präsenz des erstarkten Nationalspielers genügt dem neuen Münchner Sportvorstand auf Dauer nicht. „Er hat das sehr gut gemacht, sich zurückgenommen, um sich auf seine Leistung zu konzentrieren“, sagt der Matthias Sammer. Aber nun müsse Schweinsteiger nach seiner Rückkehr als Chef des Mittelfelds auch „verbal auftreten. Das ist der nächste Schritt.“
Dass der Beste der vergangenen Spiele, Toni Kroos, zunächst nur auf der Bank saß, und Thomas Müller, der sich wieder zu einem Leistungsträger gewandelt hat, wegen einer Grippe erst gar nicht im Kader war, fiel kaum auf. Der quirlige Xherdan Shaquiri wirbelte in der Mitte die überforderten Wolfsburger ebenso durcheinander wie Franck Ribéry auf links. Die Bayern können derzeit verschmerzen, dass Arjen Robben kein Schussglück hat und wegen seines immer wieder mal zwickenden Oberschenkels nach einer guten Stunde vorsichtshalber vom Platz ging. Auch die Auswechslung von Javier Martinez brachte keinen Bruch im Spiel. Der Spanier erlitt bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga einen Pferdekuss und musste Anatoli Timoschtschuk weichen.
Vor einem Jahr hatte Mario Gomez nach Belieben getroffen, in acht Pflichtspielen zu Saisonbeginn zehn Treffer erzielt. Jetzt sitzt er verletzt auf der Tribüne und ein anderer Mario übernahm diesen Job. Mario Mandzukic tritt nicht weniger effektiv auf. Am Dienstagabend brauchte er zwar ein paar Chancen, bis er Saisontreffer Nummer vier und fünf in der Bundesliga erzielte (57./65.). Aber das Duell war für den kroatischen Nationalstürmer ja kein Gewöhnliches. Er hat bis Sommer bei Wolfsburg gespielt und aus Respekt vor den ehemaligen Mitspielern verzichtete er auf den Torjubel. Er sei glücklich über den Sieg von Bayern, sagte Mandzukic, aber „ein bisschen traurig für meinen alten Klub“.
Die Münchner Überlegenheit in der Liga ist allerdings nur eine Momentaufnahme und erinnert an die vergangene Saison. Vor einem Jahr sah die Tabelle ganz ähnlich aus: Der FC Bayern war ebenfalls sehr schwungvoll gestartet. Weil auch damals Dortmund hinterherhechelte, glaubte der Rekordmeister, die alte Hackordnung sei
wiederhergestellt. Aber dann kam die in München nicht ganz unübliche Herbstkrise, und die Westfalen rückten näher und näher, ehe sie im Frühjahr vorbeizogen. „Wir sollten die Fehler nicht wiederholen“, sagte Rummenigge deshalb. „Wir haben noch einen langen und möglicherweise steinigen Weg vor uns.“
Ein Blick noch weiter zurück könnte den derzeit unbezwingbar scheinenden Münchnern vor dem Auftritt am Samstag bei Werder Bremen ebenfalls eine Warnung sein. Vor 17 Jahren hatten sie einen Startrekord aufgestellt mit sieben Siegen in den ersten sieben Spielen. Meister wurden aber nicht der FC Bayern, sondern – Borussia
Dortmund.