Gebt ihm ein H!

Hans-Jörg Butt hatte 90 Minuten lang alles im Griff - erst dann wurde es kompliziert.
MÜNCHEN Die schwierigste Aufgabe stand Hans-Jörg Butt nach dem Abpfiff bevor. „Das war das einzige Mal, dass mich die Mannschaft an diesem Abend im Regen stehen ließ.“ Butt musste auf die Knie. Vor der Südkurve. Den Einpeitscher geben. Den Fans entgegenbrüllen: „Gebt mir ein H! Gebt mir ein U!“ Wie das halt so ist vor der Kurve. Butt wusste nicht, wie das ist. Nicht mehr. Jahrelang war er Stammtorhüter in der Bundesliga. Bis ein Jüngerer, Besserer kam. René Adler. Seitdem, seit zwei Jahren, hat Butt nur noch selten wettkampfmäßig Bälle gefangen, zuletzt ab und an für Benfica Lissabon. Und so musste ihm Mannschaftskamerad Christian Lell nach dem 7:1 gegen Sporting nochmal kurz das Prozedere vor der Südkurve erklären, für das sonst Michael Rensing zuständig ist, die reguläre Nummer eins bei Bayern. Außerdem liegt ihm die Brüllerei überhaupt nicht: Der Mann stammt aus Oldenburg.
Butt spielte eine solide Partie, war schuldlos am Gegentor und hätte fast noch Luca Toni in der Champions-League-Torjägerliste eingeholt. Als es Elfmeter für die Bayern gab, schrien die Fans: „Butt! Butt! Butt!“ Doch der einst sichere Strafstoßschütze (26 Treffer in der Bundesliga) sagte: „Im ersten Moment habe ich nur den Lukas Podolski gesehen, der mich nach vorne gewunken hat. Aber ich hatte mich zuvor schon mit Miro Klose abgesprochen. Es ist wichtig, dass er da vorne in der Torjägerliste steht.“ Klose schoss und traf. Butt erinnert sich noch gut an seine beiden Champions-League-Treffer: „2001 mit dem HSV gegen Juve, 2002 mit Leverkusen, auch gegen Juve. Einmal gegen van der Sar, einmal gegen Buffon.“ Es gibt schlechtere Gegner.
Der 34-Jährige will es Klinsmann weiterhin „schwer machen“ und im Training mit guten Leistungen überzeugen, denn: „Ich habe ja nicht mehr endlos Zeit, um noch den ein oder anderen Titel zu gewinnen.“
Thomas Becker