Gaudi-Cup: Erst La Ola, dann Pfiffe

Bayerns verwegene B-Elf verliert das Finale im Audi Cup gegen den FC Barcelona deutlich mit 0:2. Trainer Jupp Heynckes lobt Boateng und Usami
München - Wie man trainiert, so spielt man – heißt es. Ist auch so. Am Mittwochvormittag war der Barcelona-Bus an der Säbener Straße vorgefahren. Eine lockere Trainingseinheit, die mehr zum freundlichen Abklatschen wurde. Trainer Jupp Heynckes führte Barca-Coach Pep Guardiola und dessen Trainerteam durchs Leistungszentrum. Großes Servus und Hola! Und das vor dem Finale des Audi-Cups abends in der Allianz Arena.
Den entscheidenden Vorsprung durch Technik hatte dann Barca. Der amtierende Champions-League-Sieger gewann durch zwei Tore von Thiago (42./75.). Die Zuschauer hatten dennoch Spaß beim Gaudi-Cup, jubelten sogar Matchwinner Thiago zu, als er Bayern-Keeper Butt einen Ball elegant ins Eck schlenzte. Nachdem dann jedoch Bayerns Gegenwehr ausblieb, setzte es für die Gastgeber am Ende sogar Pfiffe.
Es war die Generalprobe vor dem Pflichtspielstart am Montag im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig. Zwar meinte Bastian Schweinsteiger nach der Neiderlage: „Das war schon ein sehr gutes Testspiel.“
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In Wahrheit war’s ein Testchen. Trainer Heynckes gab hinterher sogar zu, dass er „jeden mal spielen lassen wollte“ und dass er „sechs Linksfüßer aufgestellt“ habe: „Das mache ich normalerweise nicht.“
Tatsächlich startete am Mittwoch eine verwegene Elf, die in dieser Konstellation wohl nie wieder auflaufen wird. Neun Mann hatte Heynckes gegenüber dem Vorabend, dem Sieg gegen Milan, ausgetauscht. Nur die Verteidiger Rafinha und Holger Badstuber mussten nochmal ran – wohl auch, um sich mit dem zweiten Neuen in der Defensive, Jérome Boateng, abzustimmen.
Die B-Elf der Bayern mit einer mutigen Zusammenstellung der Offensive: Alaba als Zehner, der Japaner Usami rechts, Kapitän Olic links und vorne die Nummer neun: Elber heißt jetzt Petersen. Spötter meinten zudem, es sei das Abschiedsspiel von Jörg Butt, der – bleibt Manuel Neuer gesund – wohl kaum mehr spielen wird.
Die optischen Attraktionen des Abends: Barca-Coach Pep Guardiola im rosa Polo-Shirt, auf Bayern-Seite beeindruckte Boateng mit seinen neon-roten Schuhen und ein paar Kungfu-Abwehraktionen. Es entwickelte sich ein zähes Spiel mit ein paar unterhaltsamen Aktionen. Dennoch wurde klar: Barca spielt immer wie Barca, die gute, alte Kurzpass-Schule.
Bei Bayern fällt der Leistungsabfall von der A- zur B-Elf krasser auf. Da half es auch nicht, dass Heynckes die ersten 45 Minuten schönredete: „Barcelona ist ein eingespieltes Team, trotzdem konnten wir in der ersten Halbzeit noch sehr gut mithalten.“
Nun ja. Kurz vor der 30. Minute begannen zumindest die Fans ihr eigenes Spielchen: ein paar Runden La Ola, mit weit höherem Tempo als das Spiel bot. Das ließen die Spieler nicht auf sich sitzen. Die beste Chance vor der Pause: Usami mit Lochpass wie die Österreicher sagen auf den Österreicher Alaba und der vergab gegen Barca-Keeper Valdes (39.).
Gegenüber übersprang Thiago Contento, Butt ohne Chance - das 0:1 (42.).
Noch abenteuerlicher in Sachen Aufstellung wurde es durch die Wechsel nach der Pause. Da Rafinha leicht humpelnd raus musste, rückte Contento von links nach rechts, Alaba von vorne nach hinten links und Schweinsteiger auf die Zehn. Wer da das taktische Schema noch unfallfrei aufsagen konnte, gewann den Respekt der Sitznachbarn.
Die Erkenntnisse nach 180 Minuten an zwei Abenden: Usami zeigte freche Ansätze und erhielt ein Lob vom Coach (Heynckes: „Er hatte einige sehr gute Spielszenen“). Auch Boateng gefiel dem Trainer („Eine sehr gute Partie“). Klar ist aber auch, dass Ribéry und vor allem Robben fehlen. Und: Achtung! Zweitliga-Spitzenreiter Braunschweig spielt gewiss mit der A-Elf. Keine Gaudi