Fußballtennis mit Brazzo und Vorbild für die Spieler: Nagelsmann kann mit jedem
München - Während in der Vergangenheit an der Säbener Straße nicht immer Einigkeit in der Trainerfrage herrschte, scheint beim FC Bayern zumindest in dieser Angelegenheit mittlerweile Frieden zu herrschen.
Führungsriege: Alle schwärmen vom neuen Trainer
Neben dem Ritterschlag von Uli Hoeneß, der Nagelsmann im "Doppelpass" als "Traum des FC Bayern" bezeichnete, lenkten auch die restlichen Mitglieder der königlichen Tafelrunde beim FC Bayern in eine ähnliche Richtung.
Während Oliver Kahn den Ehrgeiz des jungen Trainers lobte, prognostizierte Präsident Herbert Hainer schon vor dessen Amtsantritt die zuletzt fehlende "Kontinuität auf der Trainerbank" mit Nagelsmann. Am Ende der zukunftsweisenden Pressekonferenz hob ihn der Titan höchstpersönlich in den engeren Kreis: "Wir sind voll davon überzeugt, dass wir mit ihm eine neue Ära beim FC Bayern angehen werden", so die vielversprechenden Worte von Kahn.
Auch Nagelsmann selbst sieht sich als einer der vier wichtigen Männer an der Säbener Straße: "Wenn wichtige Entscheidungen anstehen, sitzen wir zusammen – Oliver Kahn, Hasan Salihamidzic, Herbert Hainer und ich", gab er sich selbstbewusst.
Anders als Flick: Espresso und Fußballtennis mit Brazzo
Die wichtigste Verbindung des neuen Erfolgsquartett ist wohl die zwischen Vorstand und der sportlichen Abteilung. Mit Hasan Salihamidzic wacht hier ein echter Senkrechtstarter über den Verlauf der Dinge. Ebenfalls erst vor kurzem zum Sportvorstand ernannt, ist "Brazzo" für die Kaderplanung sowie die Anbahnung und Abwicklung möglicher Transfers zuständig. Hier kam es mit Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick immer wieder zu Streitereien. Ein Störfeuer, das die Bosse in Zukunft unbedingt verhindern wollen.
Wie es scheint, kommt Nagelsmann mit seinem Vorgesetzten bislang deutlich besser zurecht: "Gestern kam Julian zu uns hoch. Ich habe eine neue Espressomaschine. Da haben wir uns einen Kaffee gemacht. Wir wollen eine reine 1A-Kommunikation im Klub", gibt sich "Brazzo" zuversichtlich.
Ein weiteres Indiz: Am Mittwoch standen sowohl Trainer als auch Sportvorstand zusammen auf dem Platz und vergnügten sich beim Fußball-Tennis. Der neue Spirit von Nagelsmann scheint schon jetzt Früchte zu tragen.
Nagelsmann geht mit Sprinttraining voran
Auch bei den Spielern will Nagelsmann das Machtgefälle möglichst klein halten. Anstatt von oben herab will er seine Mannschaft als zwölfter Mann zu Höchstleistungen animieren. Die Kommandos im Training sind lautstark, jedoch immer konstruktiv und lösungsorientiert. Zudem scheint es, als nehme Nagelsmann jeden Spieler persönlich an die Hand. Neuzugang Omar Richards, dem viel Talent vorausgesagt wird, jedoch in manchen Situationen noch ungeschliffen wirkt, bekam kürzlich vom Trainer persönlich eine Lehrstunde.
Ebenso geht der Trainer in Sachen individueller Fitness voran. Der 33-Jährige begibt sich bei jedem Training selbst auf den Platz und legt ordentliche Sprinteinheiten ein. Krasses Beispiel, dass es auch schon mal anders war: Unter Carlo Ancelotti gab es Zeiten beim FC Bayern, wo Mitglieder des Trainerteams während des Konditionstrainings mit Zigarette in der Hand an der Seitenlinie dirigierten.
Damit stellt Nagelsmann schon früh klar: Im Haifischbecken FC Bayern fühlt er sich wohl, weiß aber um die Notwendigkeit, vollste Einsatzbereitschaft zu demonstrieren. Solange er es schafft, sowohl mit dem Team als auch der Leitung auf einer Ebene zu agieren, steht dem FC Bayern eine nahe Zukunft ohne große Nebenkriegsschauplätze bevor – vorausgesetzt die Leistung stimmt.