"Fußballer werden früher Väter"
Am Sonntag spielt LaBrassBanda beim Benefizabend für die Philipp-Lahm-Stiftung im Lustspielhaus. Ein Interview mit Sänger Stefan Dettl nicht nur über sein Verhältnis zum Fußball: "Fußballer sind früher Vater, bei uns werden Affären geduldet".
AZ: Stefan Dettl, Sie müssen doch der Fußballer unter den Musikern sein!
STEFAN DETTL: Wieso jetzt des?
Wenn man nur barfuß auftritt, hat man bestimmt ein besonderes Gefühl im Fuß.
Der Fuß ist schon sehr wichtig – er kann den Boden spüren, so dass sich das Gefühl für den Platz entwickelt. Das kann man schon mit Fußballern vergleichen. Wir spielen jeden Tag auf einem anderen Untergrund. Wenn du Holz auf der Bühne hast, spürst du die Temperatur des Bodens deutlich und auch die ganzen Vibrationen beim Bass. Ich könnte mittlerweile gar nicht mehr mit Schuhen spielen – das wäre viel unpersönlicher.
Und beim Fußball?
Spiel’ ich auch am liebsten barfuß – aber nur im Sand. Wenn dir auf dem Platz einer draufsteigt, kann’s schnell vorbei sein. Die Gefahr droht mir auf der Bühne nicht – uns fehlen ja die Gegner.
Welche Gemeinsamkeiten gibt’s denn?
Wir spielen 90 Minuten, und manchmal gibt’s ne Verlängerung. Und die Frauen, die zu uns kommen, stehen den Spielerfrauen in nichts nach.
Hm.
Wobei mir auffällt, dass Fußballer früher heiraten und früher Väter werden. Wenn ein Fußballer mit 21 nicht verheiratet ist, stimmt doch mit dem was nicht. Bei Musikern werden Affären eher geduldet, mei, sie gehören fast dazu.
Ihr habt also mehr Kontakte zu den Groupies?
Auf jeden Fall können wir uns mehr erlauben.
Ihr spielt anders als die Fußballprofis auch häufig im kleinen Rahmen, so wie jetzt beim Benefizkonzert für die Philipp-Lahm-Stiftung im „Lustspielhaus”. Ist man da näher dran an den Fans?
Als Musiker hast du eher den direkten Kontakt. Der Fußballer spielt für sich, den Verein, Titel, den nächsten Vertrag. Als Musiker spielst du eher für die Fans. Dass ein Fußballer nach dem Spiel mal durch die Fankurve spaziert, kommt jetzt eher selten vor. Ich genieße es in den kleinen Klubs, dass du nach dem Konzert mit jedem ratschen kannst.
Beim Abschlusskonzert der LaBrassBanda-Tournee wird das kaum gehen – am 4. Dezember in der Olympiahalle.
Klar, in so einer großen Halle geht das kaum. Da sagst du: „Habe die Ehre” – und denkst: „Spinn ich, ist das voll hier!” Das ist natürlich schon scharf.
Für Fußballer ist das Routine, die kennen keine Nervosität. Sie schon?
Ein Kribbeln ist schon da. Aber eher, weil wir das Programm mit LaBrassBanda nach vier Jahren dann zum letzten Mal spielen, bevor wir ein Jahr Pause haben.
Das könnte sich kein Fußballer leisten.
Die gehen ja mit 30 in Rente, bei uns geht’s da erst los.
Sie nutzen die LaBrass-Banda-Pause, um mit Ihrer Rockstar-Band die zweite Platte aufzunehmen. Als ob der Schweinsteiger zwischendurch für Real Madrid spielt!
Dankeschön, aber mit denen sind wir noch nicht auf Augenhöhe. Um dir den Spaß zu bewahren, musst du mal loslassen, was anderes machen.
Abschließend ein Tipp für Sonntag: Einen bestimmten Song der zweiten LaBrass-Banda-Platte „Übersee” solltet ihr, falls Philipp Lahm auch kommt, vermeiden.
"Inter Mailand"?
Genau, das könnte ihn ans verlorene Champions-League-Finale 2010 erinnern.
Ach, das haben wir ja viel früher geschrieben, schon 2009. Und da geht’s gar nicht um Fußball, sondern um ein Mädchen, das immer dünner werden will.
Warum dann "Inter Mailand"?
Wir haben mit der Band daheim ein Champions-League-Spiel von Inter gesehen, das so schlecht und langweilig war, dass ich hoch ins Studio gegangen bin. Da hab ich dieses Liedl geschrieben und es Inter Mailand genannt.
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Beim Blickpunkt-Spot-Benefizabend zugunsten der Philipp-Lahm-Stiftung treten am Sonntag im Lustspielhaus, Occamstraße 8 (20 Uhr, Einlass 18.30 Uhr) u.a. auf: Hannes Ringlstetter, Martina Schwarzmann, Rolf Miller, Moses Wolff
Karten-Info: (089) 344974.
www.lustspielhaus.de