Fußballer des Jahres: Bayern unter ferner kickten

MÜNCHEN Sie waren zu acht. Neuer, Lahm, Boateng, Badstuber, im Grunde die gesamte Abwehrkette verteidigte unter den Anweisungen von Bundestrainer Joachim Löw bei der EM. Davor kickten Bastian Schweinsteiger, manchmal Toni Kroos, in der Vorrunde Thomas Müller und ganz vorne stürmte Mario Gomez. Die Dortmunder? Fast außen vor. Einzig Mats Hummels war Stammkraft in der Nationalelf, Mario Götze kam lediglich einmal, Ilkay Gündogan und Marcel Schmelzer kamen dagegen überhaupt nicht zum Einsatz.
Nun ja, es wurde am Ende ja doch nicht das Turnier der DFB-Elf, auch die drei Vorrundentreffer von Gomez gingen unter. Ein paar Wochen zuvor war ein Elfmeter von Schweinsteiger am Pfosten gelandet, der Endpunkt einer Saison, die an der Säbener Straße als Triple-Vize-Jahr in Erinnerung bleiben wird. Hätte, wenn und aber. Es kam anders. Und so landeten bei der Wahl zum Fußballer des Jahres 2012 vier Dortmunder auf den ersten vier Plätzen. Ganz oben: Marco Reus, 23 Jahre – und das nur zehn Monate nach seinem ersten Länderspiel. Der Gladbacher wechselte zum 1. Juli zur Dortmunder Borussia.
Hinter Reus (217 Stimmen) folgen mit deutlichem Abstand seine neuen Teamkollegen Mats Hummels (108) sowie Robert Lewandowski (95) und auch Platz vier belegt in Shinji Kagawa (66) ein Double-Gewinner der Vorsaison, jetzt kickt der Japaner für Manchester United. „Eine wahnsinnig große Ehre, damit habe ich nicht gerechnet. Das macht mich sehr stolz, weil diese Auszeichnung etwas für die Ewigkeit ist”, sagte Reus über die vom Fachmagazin „kicker” unter Sportjournalisten veranstalteten Wahl. „Für mich fängt es jetzt erst richtig an. Mit 23 Jahren ist man ganz bestimmt noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt.” Mit 18 Toren und elf Vorlagen hatte er die Gladbacher auf Rang vier geführt.
Und die Bayern-Stars? Unter ferner kickten. Weit abgeschlagen.
Noch hinter dem Real-Duo Sami Khedira und Mesut Özil belegt der beste Bayer Rang sieben: Mario Gomez. Torwart Neuer, Sieger der Spielzeit 2010/11, rutschte auf den neunten Platz zurück. Elfter Nationalelfkapitän Lahm, 13. Ribéry, 14. Schweinsteiger. Der letzte Sieger aus den Reihen des FC Bayern, der die Saison zuvor in München gespielt hatte, war 2010 Arjen Robben. Diesmal taucht der Holländer im Ranking überhaupt nicht auf.
Die Wahl mit Reus, Hummels und Lewandowski auf dem Treppchen spiegelt die Kräfteverhältnisse der vergangenen Saison wider. „The trend is your friend”, sagt Bayern-Präsident Uli Hoeneß gerne. Folgt man diesem Spruch lässt die neue Saison aus Sicht der Bayern nichts Gutes erahnen. Schließlich verpassten es die Bayern, den laut dieser Wahl besten Spieler der Bundesliga nach München zu holen. Ein Fakt, den man Christian Nerlinger angelastete. Der Sportdirektor wurde zum 2. Juli durch Matthias Sammer ersetzt. Er soll für Auftrieb sorgen.
Damit die Bayern künftig nicht nur die meisten Nationalspieler stellen, sondern 2013 auch wieder den Fußballer des Jahres.