„Fußball war nur für die Beine“
Herr Lizarazu, Sie haben gerade bei einem Promi-Surf-Event in Biarritz eine verdammt gute Figur auf dem Brett gemacht. Welches ist das bessere Leben: Surfer oder Fußball-Profi?
BIXENTE LIZARAZU: Es ist toll, Fußballer zu sein. Okay, wir sind nicht am Strand – aber trotzdem! Dann hörst du mit 36, 37 Jahren auf, bist immer noch jung und kannst das Leben genießen. Als Fußballer musst du dich halt komplett auf den Fußball konzentrieren. Das habe ich 20 Jahre lang getan, besonders beim FC Bayern. Jetzt genieße ich, fahre durch die Welt, war gerade vor zwei Wochen mit meinem Bruder zum Wellenreiten auf Tahiti.
Sie sehen sehr muskulös aus. Sind Sie noch fitter als zu Fußballerzeiten?
(lacht) Weil ich nun verschiedene Sportarten mache. Fußball war halt nur für die Beine. Zum Wellenreiten braucht man schon auch starke Oberarme.
Zum Fußball. Ihr alter Verein hat die zuletzt sehr wackelige Defensive verstärkt. Was halten Sie als Ex-Außenverteidiger von Lahm/Ribéry und Rafinha/Robben, den neuen Paaren an den Seitenlinien?
An Rafinha erinnere ich mich. Der war bei Schalke, nicht wahr? Philipp Lahm kann auf der rechten und der linken Seite spielen, das ist kein Problem für ihn. Ich hätte ja gedacht, dass sie Fabio Coentrao von Benfica Lissabon kaufen, aber den hat sich jetzt Real Madrid geholt. Der ist für mich der derzeit beste Linksverteidiger der Welt. Wie auch immer, Bayern muss halt immer Erster werden, und deshalb war letztes Jahr überhaupt kein gutes Jahr für sie. Aber nun denke ich, dass sie eine starke Mannschaft bauen und zurückkommen werden.
Ihr Landsmann Franck Ribéry hat in der vergangenen Saison eher selten sein höchstes Niveau erreicht. Ist es ein Vorteil für ihn, wieder mit Philipp Lahm zusammenzu spielen?
Die beiden haben schon früher zusammengespielt. An der Linie brauchst du jemanden zum Kombinieren. Ich glaube, dass sie zusammen viel Spaß haben können.
Wird ein von van Gaal befreiter Ribéry nun unter Jupp Heynckes aufblühen?
Es ist bei ihm nicht nur eine Frage von van Gaal oder Heynckes. Franck hatte in der vergangenen Saison viele Probleme mit seinem Leben: persönliche Schwierigkeiten, aber auch viele Verletzungen. Wenn er richtig fit wird, kann er auch wieder sein höchstes Level erreichen.
Man hatte den Eindruck, dass er unter van Gaal den Spaß am Spiel verloren hatte.
Klar, aber Fußball ist halt nicht immer eine Frage von Spaß oder nicht Spaß.
Kann der FC Bayern 2012 das Finale der Champions League in München gewinnen?
Ha! Die Champions League zu gewinnen, ist nicht einfach. Es wäre natürlich ein Traum, aber die Konkurrenz ist stark.
Wird der FC Bayern mit dem Trainer Jupp Heynckes ein anderer Klub sein als mit dem Trainer Louis van Gaal?
Van Gaal hat meiner Ansicht nach einen großen Fehler begangen. Er hat etwas sehr Wichtiges vergessen: Der FC Bayern hat schon vor ihm existiert. Bayern war schon vor ihm ein starker Klub. Bayern hatte schon vor ihm eine fantastische Kultur. Er kam und sagte: ’Ich werde alles ändern! Weil: Nur was ich denke, ist richtig.’ Aber so ist es nicht. So kann man das nicht machen. Das war sein großer Fehler. Es gibt viele gute Leute: Uli (Hoeneß), Karl-Heinz (Rummenigge). Ich hoffe, dass Heynckes in dem selben Geist arbeitet. Er wird die ganze Vergangenheit und Erfahrung des Klubs nutzen, ein gutes Team bauen und keine Revolution anzetteln. Man muss keine Revolution veranstalten, wenn man zum FC Bayern kommt, weil die Grundlagen vorhanden sind.
