Für die Herbstmeisterschaft BVB-Fan: Pep, der Pöhler
Bayern kann Herbstmeister werden – wenn sie gegen Bremen gewinnen. Gleichzeitig muss ausgerechnet ein BVB-Sieg her. „Für die Statistik ist das super, aber es gibt keine Trophäe“, sagt Guardiola.
München - „Herbstmeister?“ Pep Guardiola blickt unsicher in die Runde, sucht Übersetzungshilfe beim Bayern-Mediendirektor. „Was ist das?“ Nein, dieses Wort gibt es nicht in Spanien, erklärt der Trainer des FC Bayern dann, als er verstanden hat, um was es sich bei der Frage auf der Pressekonferenz am Freitag dreht. „Campeón de otoño“ wäre die wörtliche Übersetzung, doch da es in Spanien keine Winterpause gibt, kürt man dort höchstens nach Ende der Vorrunde den Wintermeister, den „campeón de invierno“.
Am Samstag könnte Pep Guardiola, der Super-Super-Trainer des FC Bayern, nun also zum ersten Mal Herbstmeister werden – ein Sieg der Bayern bei Werder Bremen (15.30 Uhr live bei Sky) und einen Erfolg von Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen im Verfolgerduell (18.30 Uhr/Sky) mal vorausgesetzt. Um Herbstmeister zu werden, muss Pep also den BVB anfeuern – am besten mit Pöhler-Kappe, so wie sie Dortmund-Trainer Jürgen Klopp gerne trägt (als „Pöhler“ bezeichnet man im Ruhrgebiet einen Straßenfußballer).
So wird der Bayern-Trainer jetzt eben zum Dortmund-Fan! Auch wenn ihm die Herbstmeisterschaft nicht viel bedeutet, so will er doch den Vorsprung auf die Verfolger wahren oder gar vergrößern. „Die Bundesliga ist im Winter nicht zu Ende“, sagt er. „Für die Statistik ist das super, aber es gibt keine Trophäe.“ Dortmund gegen Leverkusen – das wird er sich schon anschauen. „Es wäre gut, wenn wir vor dem Spiel schon gewonnen haben“, sagt er. „Wollen wir den Titel nochmal gewinnen, sind diese Spiele das wichtigste.“
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Schweinespiele meint er, undankbare Aufgaben.Wie in Bremen. Dass das Spiel überhaupt stattfinden kann, liegt am guten, alten Weserdeich. Der hielt in der Nacht zum Freitag den Wassermassen, die das Orkantief Xaver mit sich brachte, stand – wenn am Ende auch nur um 30 Zentimeter. Bleibt eine steife Brise als Gegner. „Das Wetter ist das Wetter. Wind ist schlecht für Fußball, aber der Schiedsrichter wird deswegen nicht abpfeifen. Wir müssen uns anpassen“, sagt Pep, „es ist besser, dass wir spielen können.“
Trotz aller Verletzungsprobleme. Franck Ribéry (angebrochene Rippe) spielt zwar trotz Beschwerden wieder. Arjen Robben fällt dafür mit seiner tiefen Risswunde im Knie sechs Wochen aus. „Das ist große, große Schade“, sagt Pep auf seine Art. „Er hat unglaublich gespielt, grandios.“ Zwei Tage musste Robben in Augsburg im Krankenhaus bleiben, sagt jetzt dem „Kicker“: „Schon wenn ich aufstehe, tut das sehr weh. Ich kann kaum auf Toilette gehen.“ Hinter dem Comeback von Kapitän Philipp Lahm, der am Freitag erstmals nach seiner Oberschenkelzerrung wieder voll trainierte, steht ein Fragezeichen. „Ich weiß nicht, ob er bereit ist. Ich hoffe auf nächsten Dienstag“ – dann geht’s in der Champions League gegen Manchester City.
„Ich bin ein bisschen besorgt“, sagt Guardiola. Nicht nur wegen der personell angespannten Lage („wir können so wenig rotieren“), auch wegen der Trägheit, die nach vielen Siegen irgendwann eintritt, wegen möglicher Unachtsamkeiten. „Bremen ist gefährlich“, mahnt er. Werder ist zwar nicht mehr so glanzvoll besetzt wie Mitte der 2000er Jahre, dafür unberechenbar, Wundertüte Werder. „In Bremen waren’s immer heiße Spiele“, sagt Müller. „Wir sind nicht mehr bei hundert Prozent, müssen jetzt auf die Zähne beißen.“
Fünf Spiele sind’s noch 2013: Bremen, Manchester, Hamburg, dann Klub-WM-Halbfinale und – so hätten sie’s gerne – das Klub-WM-Finale. Pep aber freut sich jetzt schon auf die Winterpause, Herbstmeister hin oder her. „Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass während der Saison ein Monat Pause ist. Ich bin neugierig, für mich ist das super“, sagt er. „Dann können wir uns neu vorbereiten.“