Frust und Formtief: Dreht Ribéry jetzt auf?

Außer Dienst, außer Form, außer Rhythmus: Bayerns Topstar Franck Ribéry hat schwierige Wochen hinter sich. Sein Boss erklärt die Schwächephase – der Ex-Coach macht Hoffnung.
von  Patrick Strasser

Madrid - Einer der drei Musketiere – ja, das hätte auf den Franzosen Franck Ribéry besser gepasst als der Begriff "Teil des tödlichen Dreizacks". Doch die spanische Sporttageszeitung "Marca" fasste Arjen Robben, Thomas Müller und Ribéry eben so zum Trio infernale zusammen vor dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Real Madrid und dem FC Bayern.

Was zwei Fragen aufwirft: Warum gehört Bayerns Top-Torschütze Mario Mandzukic nicht zum Dreizack? Und warum eigentlich Ribéry? Der 31-Jährige steckt im Formtief. Die Waffe, die er normalerweise im Spiel des FC Bayern auf dem linken Flügel als Vorbereiter, Lückenreißer und ewige Quelle überraschender Aktionen darstellt, ist stumpf.

Seltsam apathisch wirkte der Franzose zuletzt beim 2:0 in Braunschweig. Ständig verzettelte er sich in Dribblings, behauptete sich in lediglich 24 Prozent seiner Zweikämpfe, produzierte zahlreiche Fehlpässe. Kurz: Der Mann steht neben sich.

Was auch die Zahlen seiner bisherigen mauen Rückrunde belegen: Seit der Winterpause kommt er in der Bundesliga auf nur drei Vorlagen und zwei Tore. In der Hinrunde glänzte er noch mit sechs Treffern und neun Vorlagen.

Außer Dienst, außer Form, außer Rhythmus – und das alles, weil er außer sich war über seinen dritten Platz bei der Weltfußballer-Wahl im Januar hinter Sieger Cristiano Ronaldo (Real Madrid) und Lionel Messi (FC Barcelona).

"Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass der nicht gewonnene Fifa-Titel zum Weltfußballer bei ihm im Hinterkopf eine Rolle spielt. Das war Francks großes Ziel. Als Ronaldo gewählt wurde, hatte ich den Eindruck, dass Franck enttäuscht war", sagt Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge der "Sport Bild": "Aber das nützt jetzt nichts. Ribéry hat jetzt in den Spielen gegen Real Madrid die Chance, allen zu zeigen, dass es ein Fehler war, ihn nicht zu wählen."

Die ganz große Bühne soll wieder seine werden. Nicht Braunschweig, das Champions-League-Halbfinale ist das Maß seiner Dinge. Ottmar Hitzfeld, sein ehemaliger Trainer, ist sich da sicher, der Ex-Bayern-Coach sagt zur AZ: "Franck Ribéry hat seine ganze Konzentration auf die Duelle gegen Real gelegt, in solchen Spielen wächst er über sich hinaus. Da bin ich voller Hoffnung."

Wegen ständiger Rückenprobleme und der Gesäß-OP im Februar verlor Ribéry Spielrhythmus und Selbstvertrauen. In der Hinrunde traf er alle 147 Minuten, in der Rückrunde nur alle 297 Minuten. Auch seine Ballkontakte nehmen ab. In der Bundesliga sind es im Schnitt 15 weniger als in der Hinrunde (83 zu 95), in der Königsklasse gar 25 (75 zu 100).

Trainer Pep Guardiola nahm Ribéry nach dem Braunschweig-Spiel in Schutz: "Jeder kann mal schlecht spielen. Aber Franck ist sehr, sehr wichtig für uns. Vielleicht war er heute nicht gut, aber er spielt immer mit Herz. Er kämpft und hilft immer, egal, was passiert."

Nur zwei richtig gute Partien machte Ribéry im WM-Jahr 2014. Das 5:0 gegen Frankfurt (ein Tor, eine Vorlage) und das 3:1 gegen Manchester United im Viertelfinal-Rückspiel. Er scheint sich auf die Big Points zu konzentrieren: auf die Real-Duelle, das Pokalfinale, das mögliche Königsklassen-Finale in Lissabon und dann die WM mit Frankreich in Brasilien. Geht der Plan auf?

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