Friedhof Fröttmaning: Bayern vor dem Aus

Nach dem desaströsen 0:2 gegen Bordeaux steht der FC Bayern bereits in der Vorrunde vor dem Aus in der Champions League. Peinlicher Blackout von Kapitän van Bommel vor dem ersten Gegentor.
Zeit brauche er, hat Louis van Gaal ja oft genug betont. Doch in der Champions League ist die Zeit für die Bayern schon fast vorbei. 0:2 (0:1) verlor die Truppe des selbst ernannten Prozess-Trainers van Gaal gestern gegen Bordeaux. Nach dem 1:2 vor zwei Wochen in Bordeaux schon die zweite Niederlage gegen den französischen Meister.
Das erste Saisonziel, das Erreichen des Achtelfinales, kann Bayern schon fast begraben. Wenn Juventus Turin, das am Dienstag 1:0 in Haifa gewann, in der nächsten Spielrunde gegen Bordeaux, das sich bereits für das Achtelfinale qualifiziert hat, gewinnt, muss sich Bayern zum ersten Mal seit 2002/2003 ganz früh verabschieden. Es wäre das blamble Aus in der Vorrunde.
Sogar van Gaals Vorgänger Jürgen Klinsmann schaffte es bis ins Viertelfinale. Bayern sollte „fighten und gewinnen“ gegen Bordeaux, wie van Gaal im Vorfeld gesagt hatte. Aber daraus wurde nichts. Weder aus dem Fighten – und schon gar nichts aus dem Sieg. Denn Bayern spielte im Friedhof Fröttmaning ängstlich, pomadig, uninspiriert und schlecht. Und verlor so das erste „Finale“ für den neuen Trainer van Gaal.
Vor allem dessen Experimente auf der linken Seite müssen als gescheitert angesehen werden. Am Dienstag ließ er Edson Braafheid und Daniel Pranjic, die beiden Neuzugänge aus der niederländischen Eredivisie, gemeinsam ran – beide ernteten gerechtfertigte Pfiffe von den Rängen.
Total verunsicherte Bayern
Vor allem Pranjic, der auf seiner angeblichen Lieblingposition im linken Mittelfeld spielen durfte, produzierte hauptsächlich Fehlpässe.
Doch auch die anderen waren nicht besser. Die Bayern wirkten total verunsichert, stellenweise sogar apathisch. Nach zehn ganz ordentlichen Minuten in der ersten Halbzeit, starteten die Kicker scheinbar einen Wettbewerb, wer die schlechtesten Pässe hinbekommen würde. Bayern spielte Angsthasen-Fußball, das Spiel war ein einziger Kampf um den Mittelkreis. Erst in der 32. Minute wachten die Bayern kurz auf: Bastian Schweinsteiger gelang ein guter Freistoß, den Bordeaux- Keeper Carasso mit Mühe abwehren konnte, Toni setzte im Nachklapp per Kopf direkt auf Klose, der den Ball erst verstolperte und dann im Nachsetzen nur die Hand des fallenden Cianis traf. Der Referee verweigerte den Elfer.
Die Bayern protestierten nur schwach – und sahen fünf Minuten später zu, wie Gourcuff ihnen den Todesstoß versetzte. Wendel hatte einen Freistoß aus 40 Metern diagonal in die Spitze gespielt, van Bommel Gourcuff schülerhaft laufen lassen, der dann den Ball am nicht energisch genug abwehrenden Butt ins Tor köpfte. „Van Bommel war überrascht, darf aber nicht überrascht sein. Ein Blackout von ihm“, analysierte Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld bei „sky“.
In der zweiten Halbzeit brachte van Gaal, der Spieler ja nach Verletzungen langsam aufbauen möchte, dann endlich Arjen Robben. Die Bayern spielten jetzt etwas weniger ängstlich, aber noch immer nicht zwingend. Zwar kamen Toni nach einem schönen Pass von Schweinsteiger (47.), van Bommel (53.) und Robben (62.) noch zu Chancen. Doch durchsetzen konnten sie sich an diesem kalten Abend in Fröttmaning nicht.
Kurz vor Schluss trafen dann Chamak zum 0:2. Der Rest ging in den Pfiffen unter.
fil, ps