Freispruch erster Güte für „Materazzi light“

München - Ein schöner, wenngleich etwas schräger Vergleich. „Materazzi light“ fiel Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger zur Adrenalin-Aktion von Franck Ribéry ein. Nun ja, eigentlich wäre "Zidane light" treffender gewesen, schließlich war es ja Ribérys Landsmann, der auf eine Provokation des Italieners Materazzi im WM-Finale 2006 per Kopfstoß reagierte. Nicht ganz so schlimm erging es Kölns Sereno am Freitagabend beim Kopf-an-Kopf-Duell mit dem Bayern-Star - niemand ging zu zu Boden.
Der Freispruch erster Güte kam aus dem Munde des Präsidenten. Trotz der Streetfighter-Aktion des Franzosen, der sich im Platzhirschgehabe mit Kölns Sereno doppelt daneben benahm und dafür die Gelb-Rote Karte bekam, war Uli Hoeneß sehr milde gestimmt. „Franck ist provoziert worden und er ist natürlich ein Hitzkopf. Er hat sich in der Szene provozieren lassen. Ich weiß nicht, ob man da immer gleich Gelb-Rot zeigen muss.“ Außerdem ist Bayern Herbstmeister und bald Heiligabend. „Franck hat uns so viel Freude gemacht in diesem halben Jahr“, meinte Hoeneß. „Den muss man jetzt in den Arm nehmen und sagen: Haste Mist gebaut. Aber wir sind ja in der Weihnachtszeit. Friede, Freude, Eierkuchen. Da muss man auch mal vergessen können.“ Auf den Punkt gebracht: Dieser Ribéry ist genial daneben.
Wer so viel Gutes tut, darf also auch mal austicken. Ribérys Hinrundenbilanz: 17 Spiele (was schon eine schöne Sache ist, so ganz ohne Verletzung), dabei acht Tore und sieben Vorlagen. Der 28-Jährige erlebte seine beste Halbserie seit den Zeiten von Trainer Ottmar Hitzfeld und Sturmpartner Luca Toni im Herbst 2007.
„Er muss sich disziplinieren“, tadelte Trainer Jupp Heynckes, „das sollte eine Lehre sein für Franck.“ Zum Rückrundenauftakt bei Borussia Mönchengladbach (20. Januar) fehlt der Franzose. Er wird intern vertreten. „Wir hatten eine wunderbare Sitzung mit Präsident, Vorstand, Trainer und mir, wo wir in einer sehr guten Atmosphäre über den Winter gesprochen haben“, berichtete Nerlinger bei „Sport1“. Das Ergebnis: „Mit dem aktuellen Kader werden wir in die Rückrunde gehen, weil wir diesem Kader total vertrauen.“