Plötzlich läuft die Tormaschine des FC Bayern: Expertin Schweers erklärt die drei Gründe

München - Mehr als vier Tore im Schnitt. Zwei gegen Potsdam, sechs gegen Leipzig, fünf gegen Hoffenheim, vier gegen Bremen - die Tormaschine der Bayern-Frauen läuft. Nach dem 5:1-Sieg gegen Hoffenheim musste selbst der Trainer zugeben: "Fünf Tore sind ein bisschen zu viel", sagte Alexander Straus. "Aber es gibt so viele Spiele, in den wir 1:0 gewonnen haben, aber 5:0 oder 6:0 hätten gewinnen sollen."
Viele Torchancen, wenige Tore - die mangelnde Effizienz war eines der Kernprobleme der Bayern-Frauen in den vergangenen beiden Jahren. Die Mannschaft schoss deutlich weniger Tore, als die Chancen hergaben. Für Expertin Verena Schweers, die früher selbst für den FC Bayern und den VfL Wolfsburg spielte, ist die neue rote Torgefahr keine Überraschung. In der AZ erklärt die 35-Jährige die Gründe für die neue rote Torgefahr:
FC Bayern Frauen sind eingespielt
Eingespieltheit: "Sie haben sehr viel mehr Stabilität und Sicherheit gewonnen", erläutert Schweers. Das System sei verinnerlicht, der Mut zur Offensive dadurch größer. Sie wüssten, welche Qualität und welchen Zusammenhalt sie haben. So würde auch mal ein Schuss aus der zweiten Reihe ins Tor gehen, wie zuletzt im Spiel gegen Werder Bremen von Georgia Stanway zum 2:0.
Im Sommer gab es kaum Neuzugänge, die Spielerinnen kennen sich, den Trainer und die Spielweise immer besser. Während Pernille Harder die erste Saison zur Eingewöhnung nutzte, hat sie nun bereits vier Tore erzielt.
Qualität und Kadertiefe: Nicht nur in der ersten Reihe, sondern auch dahinter sind die Bayern-Frauen erstklassig besetzt. Wobei eine klare Trennung zwischen Stamm- und Ersatzspielerinnen kaum möglich ist. Schweers ist durchaus beeindruckt: "Wenn die Bayern wechseln müssen, geht kaum Qualität verloren, die Spielerinnen können eins zu eins ersetzt werden und bringen teils noch andere Qualitäten mit."
Prominente Wechsel-Beispiele: Lea Schüller und Jovana Damnjanovic oder Linda Dallmann und Sydney Lohmann. Zuletzt durfte Sam Kerr anstelle von Sarah Zadrazil im zentralen Mittelfeld ran. Auch den Trainer freut die auf mehreren Schultern verteilte Torgefahr. "Wir schießen viele verschiedene Tore. Es ist immer gefährlich", sagte Straus nach dem Hoffenheim-Spiel.
FC Bayern Frauen mit Standard-Stärke in dieser Saison
Standard-Stärke: Gegen Leipzig und Hoffenheim verschliefen die Bayern den Start, gerieten in Rückstand und mussten diesem hinterherlaufen. Zweimal führte ein Standard zum Torerfolg, so auch im ersten Saisonspiel gegen Potsdam. "Standards sind ihre Stärke", sagt Schweers und hebt dafür stellvertretend Klara Bühl hervor, die "in bestechender Form" sei und Standards von links und rechts schießen könne.
Auch Linksfuß Carolin Simon ist zurück und bei Standards ein wichtiger Faktor. "Wenn der Ball aus dem Spiel heraus nicht reingehen will, dann sind Standards ein gutes Mittel und ein möglicher Brustlöser", so Schweers weiter. Einen kühlen Kopf bewahren und das Spiel drehen - auch das sei ein Merkmal des neuen FC Bayern.
Nur FC Bayern mit der Maximalausbeute in der Bundesliga
Was bedeutet das nun für die Konkurrentinnen in Wolfsburg und Frankfurt? Nach dem direkten Aufeinandertreffen am vergangenen Sonntag, das die Eintracht mit 3:0 gewann, kletterten die Hessinnen auf den zweiten Tabellenplatz, während die Wölfinnen auf Rang fünf abrutschten. Nur die Straus-Elf konnte die volle Punktzahl einfahren. "Bayern ist klarer Favorit", sagt Schweers mit Blick auf die Meisterschaft. "Das müssen sie mit ihrem Kader auch sein."
Wichtig sei es, sich auf schwierige Phasen mit Verletzungen und Formtiefs vorzubereiten und den Spielerinnen Regenerationsmöglichkeiten zu geben. Dass Wolfsburg mit seinem überalterten Kader Probleme bekommen könnte, war für Schweers absehbar. "In der Frauen-Bundesliga gibt es nicht mehr nur den VfL Wolfsburg als Zugpferd, was sehr positiv ist", sagt sie.
Seit 43 Spielen sind die Bayern in der Liga ungeschlagen. Am Samstag kommt der Tabellenelfte Köln auf den Campus (14 Uhr/Magentasport). Ob die Bayern-Frauen dann wieder die Tormaschine anwerfen?