"Mehr als 90 Minuten": Neue Doku zeigt die FCB-Frauen abseits des Spielfeldes
Die Aufforderung "Bitte lächeln!" war gar nicht nötig, die Spielerinnen taten es von selbst, als sie über den roten Teppich am Medieneingang der Allianz Arena schritten und vor den Kameras posierten.
Giulia Gwinn strahlte im hellblauen Hosenanzug mit den Kameralichtern um die Wette, Pernille Harder kam im lässigen Sporty-Outfit, Klara Bühl mit schriller orangener Hose. Die Augen waren auf sie gerichtet. Das Blitzlichtgewitter, überhaupt die Aufmerksamkeit abseits von großen Spielen, sind sie noch nicht gewöhnt. Doch dieser Abend sollte nur ihnen gehören.
FCB-Präsident Herbert Hainer: "Die Spielerinnen haben Geschichten zu erzählen"
Am Montagabend stellte der FC Bayern die sechsteilige Doku "Mehr als 90 Minuten" über die vergangene Saison der Bayern-Frauen vor. Nach zwei Dokumentationen über das Männerteam sei es Zeit geworden, hinter die Kulissen der Frauen zu blicken, betonten Bianca Rech, Leiterin Frauenfußball, und Kommunikationsdirektor Stefan Mennerich.
Die Bedeutung der Frauen-Mannschaft beim des FC Bayern sei enorm, betonte Präsident Herbert Hainer. "Die Zeiten, in denen die Frauen auf Nebenplätzen mit geliehenen Bällen trainiert und gespielt haben, sind längst vorbei"; sagte er. "Die Spielerinnen haben Geschichten zu erzählen, über den Sport hinaus. Geschichten, die wahrgenommen werden und die inspirieren."
Im Mittelpunkt von Folge vier, die die Bayern bei der Premiere zeigten (und die auch die Spielerinnen noch nicht kannten), steht unter anderem Torhüterin Mala Grohs. Die 23-Jährige studiert neben ihrer Karriere als Profifußballerin Maschinenbau an der TU München. Man sieht sie in der Bibliothek und in einer Halle voller Maschinen beim Montieren, beim Lernen im Mannschaftsbus.
Zadrazil: "Zeigt, was wir für tolle Charaktere in der Mannschaft haben"
"Sie ist ein Käpsele", sagte Gwinn über sie, eine ganz Pfiffige. Auch Schüller (Wirtschaftsingenieurwesen) und Bühl (Medienmanagement) studieren. Es zeigt: Die Spielerinnen stehen für mehr als Fußball. Sie stehen für eigene Interessen, wollen Vorbilder für Mädchen sein. "Die Dokumentation zeigt, was wir für tolle Charaktere in der Mannschaft haben", sagte Sarah Zadrazil.
Was die Doku auch zeigen will, vielleicht sogar mehr als andere: "Vor allem der Zusammenhalt, den wir haben, dieses Gefühl, eine zweite Familie zu haben", beschrieb Schüller.
Als der Vater von Teambetreuerin Alexandra "Alex" Milchgießer im Winter starb, spielte die Mannschaft für sie, beflockte und unterschrieb für sie ein Trikot.
Mit der Doku (ab 12. September auf fcbayern.com) wollen sich die Bayern-Frauen von den Männern abheben. Auf die Frage, ob die Bayern-Frauen denn im Vergleich zu den Männern nahbar bleiben würden, antwortete Fan-Liebling Gwinn: "Wir werden immer nahbar sein."