Frankfurt-Star Barbara Dunst vor Bayern-Duell: "München verbinde ich mit Freunden"

Vor dem Aufeinandertreffen der Tabellennachbarn spricht Frankfurts Leaderin Barbara Dunst in der AZ über den Vorsprung des FC Bayern, was der Frauen-Bundesliga noch fehlt und Spaß in der Kabine.
von  Victoria Kunzmann
Barbara Dunst trifft am Samstag mit Eintracht Frankfurt auf die Bayern-Frauen.
Barbara Dunst trifft am Samstag mit Eintracht Frankfurt auf die Bayern-Frauen. © IMAGO / Eibner

München - AZ-Interview mit Barbara Dunst: Die österreichische Nationalspielerin (25) ist seit 2019 beim FFC/Eintracht Frankfurt aktiv, dem nächsten Gegner der Frauen des FC Bayern (Samstag, 13 Uhr/Magenta Sport).

In der Hinrunde hat Eintracht Frankfurt den Bayern-Frauen ein Unentschieden abgerungen. Wie knackt man den FC Bayern?
BARBARA DUNST: Das Spiel und die Stimmung waren für uns besonders, weil es das Eröffnungsspiel war und im Deutsche Bank Park vor einer Rekordkulisse von 23.200 Zuschauern stattgefunden hat. Ob wir den FC Bayern knacken können, können wir hinterher besprechen. Damit wir das schaffen, muss alles passen. München hat eine sehr, sehr gute Mannschaft.

Für die Eintracht läuft es sehr gut. Nach dem Sieg gegen Meppen ist es die beste Hinrunde der Frankfurterinnen (damals noch 1. FFC Frankfurt) seit neun Jahren. 
Wir haben eine junge, frische Mannschaft. Jede Spielerin ist in den vergangenen Jahren fußballerisch und persönlich gewachsen. Wir haben viele Spielerinnen aus verschiedenen Nationen, die unterschiedliche Erfahrungen mitbringen. Das bringt eine gute Balance und Mischung. Wir sind sehr ehrgeizig, das hat man in den vergangenen eineinhalb Jahren besonders gemerkt.

Eintracht Frankfurt gegen FC Bayern: Ein Duell auf Augenhöhe?

In welcher Rolle sehen Sie sich?
Ich bin in den vergangenen Jahren spielerisch und als Mensch gewachsen. Mit 25 Jahren bin ich nicht mehr so eine junge Spielerin und darf Verantwortung übernehmen. Dazu gehört, dass ich in Spielen, in denen es nicht so läuft, etwa gegen Wolfsburg, vorangehe. Ich will die beste Version von mir auf den Platz bringen.

Sie haben unter anderem für Leverkusen, Duisburg, St. Pölten gespielt, sind Nationalspielerin in Österreich – alles Teil dieser Erfahrung?
Ich habe viel mitgemacht, gegen den Abstieg gespielt, bin sogar schon abgestiegen. Jetzt spiele ich mit Eintracht Frankfurt im oberen Tabellendrittel. Damals mit Leverkusen haben wir jeden Sieg gefeiert, als wären wir in die Champions League eingezogen. Hier ist der Anspruch ein anderer. In der Nationalmannschaft bin ich mit vielen Spielerinnen zusammen, die auf einem international hohen Niveau spielen.

Durch den Sieg gegen Meppen ist die Eintracht am FC Bayern vorbeigezogen. Ist es mit dem FC Bayern ein Duell auf Augenhöhe?
Die Bayern konnten ihr Spiel in Potsdam nicht bestreiten. Aber klar, der Blick auf die Tabelle freut uns. Nichtsdestotrotz arbeiten Wolfsburg und der FC Bayern seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau. Wir haben dafür gezeigt, dass wir innerhalb kürzester Zeit eine enorme Entwicklung anstellen können. Bayern und Wolfsburg sind noch weiter, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Auch in Freiburg und Hoffenheim zum Beispiel merkt man, dass die Vereine professioneller arbeiten und investieren. Die Liga ist deutlich professioneller geworden.

Die EM hat dem Frauenfußball einen großen Push gegeben

Liegt das an der für Deutschland erfolgreichen EM 2022 – oder war das schon vorher erkennbar?
Die EM hat den Stein noch mehr ins Rollen gebracht. Das Land ist offener geworden, den Frauenfußball zu unterstützen. Wir haben mehr als 2.000 Zuschauer bei jedem Heimspiel, da merkt man, dass eine gewisse Euphorie herrscht.

Was braucht es noch, damit die deutsche Liga zur englischen oder spanischen Liga aufschließen kann?
Natürlich hat die EM England einen großen Push gegeben. Die Mannschaften spielen teilweise in den Männerstadien vor vielen Zuschauern. Ich erhoffe mir, dass man hier mehr noch für den Frauenfußball wirbt, dass die Vereine offener werden, Strukturen und eine Chancengleichheit zu schaffen. Von der Eintracht kann ich sagen, dass wir in den vergangenen ein, zwei Jahren so viel geschafft haben, was ich mir für alle Bundesliga-Mannschaften wünschen würde. Dazu zählen Spiele im großen Stadion und dass der Verein versucht, Männer- und Frauenteams zu integrieren. Dass also nicht überall "Frauenabteilung", sondern "Eintracht Frankfurt" steht, egal ob bei den Männern oder bei uns.

Wie hat sich die Wahrnehmung des Frauenfußballs in Österreich entwickelt?
Die Euphorie war nach der EM 2017 groß (damals ist Österreich ins Halbfinale eingezogen, Anm. d. Red.). In Österreich ist es wichtig, dass man die Liga weiter professionalisiert, dass man mehr investiert und der Verband noch offener wird. Wir haben etwas aufzuholen gegenüber Deutschland und anderen Ligen. Es ist wichtig, dass alle Mädchen gleiche Chancen erhalten.

"Ich bin eine Person, die immer für einen Witz oder einen Spaß zu haben ist"

Das Spiel zwischen Deutschland und Österreich bei der EM war durchaus attraktiv. 
Das war besonders, allein schon wegen der Rivalität zwischen Deutschland und Österreich. Viele Österreicherinnen, die in der deutschen Liga spielen, waren auf dem Platz, das war eine Art Klassentreffen. Uns war allen nicht bewusst, dass wir uns im Viertelfinale treffen könnten. Das war ein besonderes Flair.

Die Österreicherinnen sind bei der EM als die Partymacherinnen aufgefallen. Sind Sie in der Eintracht-Kabine für die Stimmung verantwortlich?
Das stimmt, Österreich ist etwas speziell und lebt extrem von dieser authentischen Art. Ich bin eine Person, die immer für einen Witz oder einen Spaß zu haben ist. Das gibt mir die Lockerheit, die ich brauche. Wir haben auch in der Eintracht-Kabine unseren Spaß, aber vor Spielen müssen wir sehr fokussiert sein. Ich weiß, wann ich Spaß haben kann und wann er vielleicht nicht so angebracht ist.

Was bräuchte es am Saisonende, damit Sie Spaß haben?
Für uns ist es wichtig, dass wir uns für die Champions League qualifizieren und für die Gruppenphase.

Zu welcher Stadt fühlen Sie sich als Österreicherin mehr hingezogen: Frankfurt oder München?
Sehr gute Frage! Ich bin auch öfter in München, war beispielsweise gern mit meiner Nationalmannschaftskollegin Carina Wenninger Kaffee trinken. München verbinde ich mehr mit Freunden, Frankfurt ist für mich ein Stück Heimat geworden. Ich mag den Verein, die Leute, die Stadt – und mir macht das Fußballspielen hier sehr viel Spaß.

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