Bayerns Mega-Serie reißt wegen Wolfsburgs "Überraschungseffekt"

Wolfsburg/München - Wie sich eine Bundesliga-Niederlage anfühlt, haben sie vermutlich schon vergessen. Fast zwei Jahre ist es her, am 23. Oktober 2022, dass die Bayern-Frauen zuletzt ein Liga-Spiel verloren. Nun wurde ihnen dieses schmerzliche Gefühl wieder ins Gedächtnis gerufen. Ausgerechnet von Erzrivale VfL Wolfsburg, der ihnen auch die letzte Niederlage zugefügt hatte (damals 1:2).
44 Spiele in Folge waren die Bayern ungeschlagen, nun verlor die Mannschaft von Alexander Straus beim VfL mit 0:2 nach einem ungewohnt passiven, ideenlosen Auftritt. "Natürlich haben wir uns das Spiel anders vorgestellt und wollten ein anderes Ergebnis mitnehmen", sagte Klara Bühl nach dem Spiel am ARD-Mikrofon. "Aber wir sind auch ein Stück weit okay mit der Performance." Ein verschmerzbare Niederlage also?
Überraschende Entscheidung des VfL-Trainers bringt Bayern ins Stolpern
Die Bayern waren von Wolfsburg-Trainer Tommy Stroots "Überraschungseffekt", der aufgebotenen Fünferkette, auf dem falschen Fuß erwischt worden. Es sei nicht "das erste Mittel" mit einem defensiven Block zu spielen, sagte Stroot: "Aber wir haben die Positionswechsel, die Art und Weise wie Bayern spielt, zum Anlass genommen, durchaus darüber nachzudenken", erklärte der Trainer. Seine Kapitänin Alexandra Popp ergänzte: "Man hat gesehen, dass die Bayern keine wirkliche Idee hatten gegen dieses Bollwerk." Auch Straus gab zu "überrascht" gewesen zu sein.
Nach den ersten 15 Minuten vor 17.152 Zuschauern seien die Bayern aber "das bessere Team" gewesen, so der Bayern-Trainer. Da war sein Team durch Vivien Endemann (5.) schon in Rückstand geraten. Bald darauf musste Jovana Damnjanovi verletzt vom Feld getragen werden (24.). Sie war nach einem Zweikampf mit Marina Hegering hart auf dem Rücken gelandet. Die Verletzung sei laut Straus aber nicht so schlimm.
Bayern-Star Gwinn: "Wolfsburg macht die Tore, wir eben nicht"
Dennoch kamen die Bayern besser ins Spiel, übernahmen die Kontrolle. Am Ende hatten die Münchnerinnen mehr Ballbesitz (58 Prozent), spielten sowohl mehr als auch erfolgreichere Pässe und schossen häufiger aufs Tor (12:11), etwa durch Lea Schüller oder Pernille Harder. "Unsere Chancen waren genauso da", sagte Giulia Gwinn, aber: "Wolfsburg macht die Tore, wir eben nicht."
Die Treffer resultierten aus individuellen Patzern. "Wir sind alle Menschen, wir machen Fehler", sagte Alexander Straus nüchtern. Vor dem 1:0 verunglückte Damnjanovics Rückpass, vor dem 2:0 verstolperte Schüller den Ball, der dann für Lineth Beerensteyn frei vor dem Tor lag (67.). Auch das gehöre dazu, sagte Kapitänin Glódis Viggosdóttir. "Wir können eine Menge aus dem Spiel lernen."
Etwa nach individuellen Fehlern die eigenen Chancen besser zu nutzen. Zuletzt klappte das stets hervorragend. In diesem "high level game", wie Viggosdóttir die Partie in Wolfsburg nannte, aber eben nicht.
Vielleicht war eine Last vom Team gefallen - 44 Siege in Folge ließen den Druck stetig hoch sein. Straus: "Man kann nicht immer erfolgreich sein. Auch das ist Teil der Entwicklung." Dann doch lieber gegen Wolfsburg Punkte liegen lassen als gegen ein Kellerkind wie es im vergangenen Winter Nürnberg (1:1) war? Zumindest ist eine Niederlage gegen den größten Rivalen besser erklärbar.
Fakt ist: Mit jetzt nur noch zwei Punkten Rückstand auf die Münchnerinnen ist der VfL zurück im Meisterschaftsrennen.