Franzosen brillieren beim FCB: Vive la France!
München - Spanische Wochen, südamerikanische Momente im Spiel des FC Bayern – prägende Einflüsse dieser Saison kommen von Thiago, Xabi Alonso, Javi Martínez, Juan Bernat oder auch Rafinha, Douglas Costa und Arturo Vidal, der Latino-Fraktion. Dazu eine Prise österreichische Schmäh-Genialität von David Alaba, holländische Inspiration von Arjen Robben und polnische Vollstreckerqualitäten von Robert Lewandowski. Aber französisch kam das Bayern-Spiel lange nicht mehr daher. In Wolfsburg feierte "La Grande Nation" in Gestalt von Franck Ribéry und Kingsley Coman "le grand retour".
Ein französischer Sieg gegen Wolfsburg
Am 116. Vereinsgeburtstag war Rot-Weiß-Blau Trumpf. Es war ein französischer Sieg, dieses 2:0 bei den Wölfen. Erst traf Coman (66.), später erhöhte Robert Lewandowski mit seinem 23. Saisontreffer. Vorbereitet und eingeleitet wurden beide Tore aber durch Franck Ribéry, der in der 2. Halbzeit nach seiner Einwechslung mächtig Betrieb auf der linken Seite gemacht hatte. Monsieur Franck ist retour. Und die Bayern haben nach dem Meisterschafts-Meilensteinsieg bei den Wolfsburgern nun doppelt so viele Punkte wie der Pokal- und Supercupsieger des Vorjahres (62:31 nach 23 Spielen).
Ein Erdrutsch-Abstand. Die Grün-Weißen als Bayern-Gegner mit Ärgerpotenzial? Das war einmal. "Unser Ziel ist es, mit Minimum acht Punkten Vorsprung nach Dortmund zu reisen", sagte Kapitän Philipp Lahm, "man hat gesehen, dass die Mannschaft in dieser Woche eine Vorentscheidung will." Am Mittwoch geht es erst einmal gegen Mainz (20 Uhr).
Ribéry vor Startelf-Comeback?
Mit Ribéry in der Startelf? Es sieht schwer danach aus. Zum dritten Mal hintereinander durfte der 32-Jährige nach seiner Muskelverletzung vom Dezember als Joker ins Spiel. "Immer wenn ich auf der Bank bin, will ich rein, um meiner Mannschaft zu helfen", sagte der Linksaußen, der in der Bundesliga auf nicht mal 90 Minuten Spielzeit kommt. Nur 86 Einsatzminuten sind es inklusive der Viertelstunde Anfang Dezember in Gladbach. Dabei war der Franzose an drei Toren direkt beteiligt, in jedem Einsatz an einem. Wegen einer langwierigen, fast neun Monate nervenden Sprunggelenksverletzung hatte Ribéry erst drei Wochen vor Weihnachten sein Comeback gegeben. Ein ungeduldiges Comeback. Im zweiten Einsatz in Zagreb (2:0) zog er sich einen Muskelbündelriss zu und musste sich wieder rankämpfen bis Mitte Februar. Findet die missratene Saison, seine neunte bei Bayern seit 2007, doch noch ein glückliches Ende? Er und Trainer Pep Guardiola haben gelernt. Pushen ist Silber, Warten ist Gold.
Coman über Ribéry: "Er ist ein Vorbild für mich"
"Nach meiner langen Verletzung war ich vielleicht ein bisschen zu schnell zurück, deswegen hatte ich dann wieder Probleme mit meinen Beinen, aber jetzt ist es gut", sagte Ribéry, "heute habe ich wieder viel gemacht – und das ist super. Es war schön, ich Freude mich." Viel gemacht: Dribblings, Haken, Pässe – viel mehr als Douglas Costa, der in einem kleinen Formtal steckt. Auch Robben war nicht so zielstrebig wie in Turin. "Franck hat das Spiel entschieden", lobte Sportvorstand Matthias Sammer, "er hat außergewöhnliche Klasse. Solche Spieler darf man nie abschreiben." Und Lahm meinte: "Nach seiner langen Leidenszeit ist das sehr wichtig – für uns wie für ihn." Lange wird er sich nicht mit der Jokerrolle zufriedengeben – aber warum auch? Er drängt zurück in die Startelf. Hat Bayern bald eine französische Flügelzange? Ribéry links, Coman (19) rechts? "Ich bin zufrieden, auch, weil ich das erste Mal mit Franck zusammengespielt habe. Er ist ein Vorbild für mich", sagte Coman bei fcb.tv – und der so gelobte Ribéry dolmetschte.
"Coman ist auch ein außergewöhnlicher Junge, der nicht nur heute ein Tor erzielt hat, sondern uns am Ende der Hinrunde über Wasser gehalten hat", erinnerte Sammer an die Wochen ohne Costa, Robben und Ribéry. Nun ist Letzterer wieder aufgetaucht.