Franz macht van Gaal Druck

Beckenbauer erwartet nichts als die Meisterschaft und eigentlich auch den Champions-League-Sieg. Die aktuelle Truppe sei ja „die beste Mannschaft aller Zeiten“. Ob der Trainer das auch so sieht?
von  Abendzeitung
Erwartet mindestens die Meisterschaft: Franz Beckenbauer.
Erwartet mindestens die Meisterschaft: Franz Beckenbauer. © dpa

MÜNCHEN - Beckenbauer erwartet nichts als die Meisterschaft und eigentlich auch den Champions-League-Sieg. Die aktuelle Truppe sei ja „die beste Mannschaft aller Zeiten“. Ob der Trainer das auch so sieht?

Das Vorspiel zur Partie Hoffenheim gegen den FC Bayern fand in Südfrankreich statt. Es ging über 18 Löcher. Franz Beckenbauer war der Golf-Einladung seines Freundes Dietmar Hopp gefolgt, freilich gab es als Gegenleistung auch warme Worte. „Das Spiel am Samstag geht 2:2 aus“, sagte Beckenbauer. Und überhaupt: Hopps Hoffenheimern traue er ,„einen Platz unter den ersten Fünf“ zu.

Auch seinen Bayern traut der Präsident einiges zu vor Beginn der neuen Saison. Einiges? Alles! „Wir haben vor der Runde in die Kasse gegriffen wie noch nie. In meinen Augen haben wir jetzt die beste Mannschaft aller Zeiten“, sagte Beckenbauer in einem Interview mit der Heidelberger „Rhein-Neckar-Zeitung“. Die beste Mannschaft aller Zeiten? Nanu?

So bescheiden, der Kaiser? War nicht das Team, dessen Kapitän und dominierende Figur er selbst war, die stärkste Elf der Bayern-Historie? Jene Mannschaft mit Maier, Müller, Beckenbauer, Breitner und Hoeneß, die von 1974 bis ’76 drei Mal hintereinander den Europapokal der Landesmeister gewann? Und was ist mit den Champions-League-Siegern um Effenberg, Elber und Kahn von 2001?

Für Beckenbauer einerlei. Sein logischer Schluss als nette Botschaft an den neuen Trainer Louis van Gaal: Die beste Mannschaft aller Zeiten muss ja – neben dem dann selbstverständlichen Meistertitel – den größten anzunehmenden Titel gewinnen, den Henkelpott im Finale von Madrid am 22. Mai 2010.

„Wir wollen Meister werden, und wir wollen in der Champions League ins Viertel- oder besser noch ins Halbfinale kommen. Dann haben wir sogar eine Chance, Champions-League-Sieger zu werden. Kein Gegner ist unschlagbar“, sagt Beckenbauer.

Mehr Druck geht nicht für van Gaal. Ähnlich fürsorglich war Beckenbauer im Anschluss an den WM-Titel von 1990 mit seinem Nachfolger Berti Vogts umgegangen. Dem hatte er neben besten Wünschen noch die höchste Hürde mitgegeben, nämlich dass die Nationalelf mit Unterstützung der Kicker aus der ehemaligen DDR „auf Jahre hinaus unschlagbar" sei. Vogts scheiterte schon bei der EM 1992.

Nun macht Franz van Gaal Druck. Schon vor einer Woche hatte Beckenbauer für kollektive Verstimmung im Vorstand gesorgt, als er über Franck Ribéry urteilte, der sei „nur zu Bayern gekommen, um sich einen Namen zu machen. Das ist ein Franzose, dem ist München wurscht.“ Hoeneß und Rummenigge hatten das Malheur, mussten Ribéry besänftigen. Nun auch van Gaal? Der hat bereits erkannt: „Franz Beckenbauer ist nicht so unwichtig.“ Und manchmal auch unerhört. ps

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