Franz: Holt Superstars!
Franz Beckenbauer mahnt die Bayern zu Neueinkäufen. Er fordert Verstärkung für die Abwehr, einen Nachfolger von Torwart Butt – und „den einen oder anderen aus der Kategorie Ribéry/Robben“.
MÜNCHEN Zuerst die gute Nachricht: Franz Beckenbauer hat mal wieder einen Werbepartner gefunden. Wofür genau er in Kamera lächelt? Nicht so wichtig. Bei der Präsentation in Berlin tat der Kaiser jedenfalls das, was er nach Fußbälle-von-Weißbiergläsern-in-Torwände-schießen am besten kann: über Fußball reden. Über den FC Bayern.
Die schlechte Nachricht: Die Bayern sind offenbar gar nicht so gut, wie alle sagen.
Trotz bester Chancen aufs Triple lautet die Bestandsaufnahme des Ehrenpräsidenten nach den zuletzt ganz schön tollen Tagen: Der deutsche Rekordmeister braucht Hilfe.
„Vor allem im Abwehrbereich muss man sich verstärken“, forderte Beckenbauer. Doch nicht nur dort: Auch in anderen Mannschaftsteilen sieht der Kaiser Bedarf. Shopping-time beim FC Bayern?
Angesichts der seit Monaten alles überdeckenden Personalie Franck Ribéry rückte die künftige Zusammensetzung des Rest-Kaders bislang in den Hintergrund. Mit der endgültigen Gewissheit, dass der noch an Bayer Leverkusen ausgeliehene Toni Kroos in der nächsten Saison wieder zum Bayern-Kader gehören wird, hat sich das schon mal geändert. Zumal Trainer Louis van Gaal den 20-Jährigen nicht auf die Außenbahn, sondern in die Schaltzentrale schicken will, was größere Umbauarbeiten am System zur Folge haben könnte.
Doch davon spricht Beckenbauer gar nicht: Er sieht, wie manch anderer Kritiker, gewaltige Defizite in der Defensive: „Wir kriegen zu viele Gegentore.“ 44 in 45 Pflichtspielen sind es bislang - zu viel, sagt der ehemalige Libero. In der Tat sahen vor allem Rekonvaleszent Martin Demichelis und Novize Holger Badstuber zuletzt nicht immer gut aus.
Die Alternativen in der Abwehr sind dünn gesät: Diego Contento (20) und David Alaba (17) sind noch unerfahren, Breno wird mit seinem maladen Knie noch eine ganze Weile ausfallen, und Andreas Görlitz und Christian Lell sind keine Alternativen mehr. Und ohne die sensationelle Fitness von Immer-Spieler Philipp Lahm hätte man noch ein Problem mehr.
Auch im Tor sieht der Kaiser Handlungsbedarf, zumindest mittelfristig: „Jörg Butt spielt eine gute Saison, aber er ist nicht die Zukunft der Bayern. So gut der Butt jetzt hält, er wird 36. Er wird mit Sicherheit nicht mehr die nächsten zehn Jahre im Tor stehen. So wird man sich mit Sicherheit um einen Torhüter bemühen.“
Sportdirektor Christian Nerlinger deutete zuletzt an, dass die Münchner zumindest ein weiteres Jahr mit Butt als Nummer 1 planen könnten. „Er bringt hervorragende Leistungen, so dass ich ganz gelassen damit umgehe“, sagte Nerlinger. Rouven Sattelmaier, 22, vom Drittligisten Jahn Regensburg wurde bereits verpflichtet, jedoch für die zweite Mannschaft.
Beckenbauer denkt in anderen Dimensionen. Er will neue Superstars: „Den einen oder anderen aus der Kategorie Ribéry/Robben sollte man noch holen.“ Zukunftsmusik. Die letzten sieben oder (im Falle eines Halbfinalerfolgs gegen Lyon) acht Saisonspiele muss van Gaal mit den zuletzt so Erfolgreichen bestreiten. Wenn auch diese Partien optimal laufen, dann braucht man bald noch einen neuen Trainer, weil der als Triple-Gewinner womöglich aufhört, wie er zuletzt verlauten ließ. Shopping-time!
Thomas Becker