Franz: Gnade für Badstuber & Co.
Beckenbauer will sich dafür einsetzen, dass Gelbsperren künftig nicht fürs Finale gelten
MÜNCHEN Auf den ersten Blick sah es so aus, als würden Holger Badstuber und Luiz Gustavo doppelt werden. Da müssen sie schon wegen ihrer jeweils dritten Gelben Karte vom Halbfinalrückspiel in Madrid beim Finale am 19. Mai gegen Chelsea zuschauen, am Samstag gegen Stuttgart waren sie die einzigen Kicker, die insgesamt 210 Minuten ran mussten. Beide pumpten mächtig in der Vorsommersonne. Den Kraftakt werden sie wegstecken, die Sperre für das „Finale dahoam” nur schwerlich. „Es ist bitter”, meinte Badstuber und flüchtete sich in die wenig tröstende Weisheit: „So ist der Fußball.” Weil die Regeln der Uefa so sind. Die Kritikwelle schwellt seit Donnerstag an, der Vorstoß der Spielergewerkschaft Fifpro für eine Begnadigung wird nichts helfen. Eine Änderung der Regel, dass die Karten etwa nach der Gruppenphase – oder wie bei einem Turnier – vor dem Halbfinale auf Null gestellt werden – könnte es erst in kommenden Spielzeiten geben.
Auch Franz Beckenbauer, Bayerns Ehrenpräsident, ist ob der Sperren für Alaba, Gustavo und Badstuber sowie Ramires, Meireles und Ivanovic bei Chelsea bedient: „Es ist ein Milliarden Publikum und der Zuschauer hat ein Recht, die Besten zu sehen. Viel wichtiger ist, dass die Mannschaft komplett spielen sollte. Die besten Mannschaften sollen ins Finale kommen. Ich bin für ein Gnadengesuch: Wir haben es geschafft bei der WM in Südkorea, wo Ballack im Halbfinale die Gelbe Karte bekam und dann für das Finale gesperrt war. Da hat man reagiert. Auch hat die Fifa bei der EM reagiert, nur leider nicht in der Champions League – das sollten sie auch tun.” Ansonsten sprach Beckenbauer bei „Sky 90” am Sonntag über:
die Favoritenrolle im Finale gegen den FC Chelsea: „Für Bayern spricht der Heimvorteil. Sie müssen nicht reisen, spielen zu Hause, haben die Gewohnheiten. Wenn nicht gerade der FC Barcelona im Finale teilnimmt, sind die Chancen 50:50.”
die Fanproteste gegen Bayern-Torhüter Manuel Neuer: „So einen in den eigenen Reihen zu haben, ist ein hundertprozentiger Gewinn. Aber es gibt ein paar harte Fangruppen, die das anders sehen, eine Handvoll. Alle raus – ich würde die alle aus dem Verein entlassen, die Mitgliedschaft aberkennen. Raus, wenn einer solch’ eine irrsinnige Ansicht hat, nicht zu erkennen, dass das der beste Torhüter der Welt ist.”
über die politische Lage bei EM-Gastgeber Ukraine: „Es ist schade, dass die Politik eingreift. Man sagt immer, die Politik soll sich raushalten. Es ist hier nicht möglich. Es ist schade, dass der Sport benutzt wird, um die politische Situation da zu durchleuchten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich das politisch weiterentwickelt. Vielleicht ist die Regierung in der Ukraine so flexibel, eine Lösung zu finden.”